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Vom Wolf, vom Angstschweiß und vom Glück, dass nicht jeder Wolf bissig ist

Die Belgier, hochgehandelte Euro-Favoriten als Nummer 1 der Fifa-Weltrangliste, sind also draußen. Wie wir gescheitert an den Mancini-Italienern. Und zwar, wieder so ein klitzekleiner „Sieg“ für Rotweißrot, schon nach 90 Minuten mit 1:2 und nicht erst mit Toren in der Verlängerung wie wir Österreicher. Und wer die italienischen Gazetten durchgeblättert hat, der konnte in Corriere dello Sport sogar in blumigen Worten lesen, dass die Squadra Azzurra gegen uns Österreicher den Wolf getroffen, die Angst kennengelernt, viele Fehler gemacht und an einem gewissen Punkt Glück gehabt haben, dass sie noch am Leben sind. Das mag zwar schön geklungen haben, um das Leid des Besiegten zu lindern, aber letztlich entspricht es deshalb nicht der Wahrheit, weil die Italiener nicht nur uns geschlagen, sondern im Viertelfinale auch die schwere Verletzung ihres beflügelnden Verteidigers Leonardo Spinazzola (Roma/Achillessehnenriss) verdaut, die belgischen roten Teufel entweiht haben und ins Semifinale dieser Europameisterschaft eingezogen sind.

Und wenn schon (von Italienern) von Angst einflößendem Wolf die Rede ist, dann kann sich Belgien bei seinem massigen Torjäger beschweren und Italien bei Romelu Lukaku bedanken, dass er am Tag der Tage eher zahnlos war denn bissig, auch wenn er aus einem zudem eher geschenkten Elfmeter vorm Pausenpfiff zumindest den Anschlusstreffer und damit auch letztlich trügerische Semifinalhoffnungen erzeugt hatte. Ja, dieser Lukaku, normal der Ausdruck leibhafter (Tor-)Gefahr, brachte es gleich zweimal zuwege, aus bester Position den Ausgleich zu verpassen, der ihm einmal auf dem Fuß lag und einmal über den Schädel zischte. Und was dem unter Anführungszeichen bösen Wolf sonst alles nicht gelang, das wollen wir lieber unter den Tisch fallen lassen, weil man sich ansonsten ja einem gewissen Verdacht aussetzen würde. Aber so ist das eben im heutigen Fußball, wo es oft um Kleinigkeiten geht, die Dinge verzerren oder von einer in die andere Richtung drehen können.

Ja, wer weiß, was gewesen wäre, hätte der 1,92m große schwarze Riese, dessen Erscheinung auch für viele TV-Euro-Fans etwas Furcht erregendes an sich hat, einen besseren Tag gehabt, wer weiß, ob dann die an diesem Tag viel besseren Italiener ihre spielerische, läuferische, kämpferische und taktische Überlegenheit auch in einen Sieg ummünzen hätten können. Jetzt aber, da unsere Bezwinger im Semifinale stehen, ist ihnen wie damals in Deutschland alles zuzutrauen. Und wenn´s der Titel sein sollte, dann können wir immer noch stolzgeschwellter Brust und erhobenen Hauptes von uns sagen, dass wir als heroische Verlierer die Sieger der Herzen waren, die einem Europameister den Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben …

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