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Schweizer Elferdrama oder: Hit the body and the head will die

Abgesehen davon, dass mitunter über die Stränge geschlagen wird, hat Fußball mit Boxen ja nichts auf dem Hut. Nichtsdestotrotz möchte ich aus gegebenem Euro-Anlass eine Anleihe vom Boxsport nehmen, der bis zu einem gewissen Grad auch auf das Schweizer (Elfmeter)-Drama gegen Spanien zutraf. Vor dem Kampf des Jahrhunderts gegen Muhammad Ali, den er 8. März 1971 im Madison Square Garden von New York dank eines Niederschlags (mit Kieferbruch) in der 15.  und letzten Runde gewann, hatte der alte und dann neue Weltmeister Joe Frazier gesagt: Hit the body and the head will die! Frei übersetzt: Massier ihn mit Körperschlägen solange, bis er reif ist für den entscheidenden Kinnhaken, bei dem er dann (um)fällt …

Ja, daran hab´ mich erinnert, als die obendrein vom Anpfiff weg um ihren gesperrten Spielmacher Xhaka geschwächten, tapferen Eidgenossen ab Minute 78 nach glattem Rot für Freuler (für andere, folgenschwerere Fouls gab´s nicht einmal Gelb) zu zehnt mit dem Mute der Verzweiflung um eine neue Sensation kämpften. Ja, sie schafften es auch mit 1:1 in 120 Minuten bis ins Elfmeterschießen wie gegen die Franzosen, mehr noch, es schien nach dem ersten verschossenen Penalty der Spanier schon der Matchball, ehe alles anders kam, als man da gedacht hätte.

In Abwandlung des Frazier-Sagers ließe sich auch sagen, dass dann, wenn einem nach zwei Stunden und ein bisserl mehr die Luft ausgeht, auch ein Schuss an Konzentration abhandenkommt, um die es mehr als alles andere in einem Shootout geht. Die Schweiz ist schlussendlich, als sie ohne ihre Top-Legionäre (Xhaka, Shaquiri, Freuler, Seferovic) und  dazu zu zehnt auskommen hatte müssen, mit allerletzter Kraft quasi auf dem Zahnfleisch gegangen. Elferschießen nach 120 nervenaufreibenden, aber vor allem kraftraubenden Minuten ist eben trotzdem nicht nur Glücks- und Nervensache, sondern auch eine Konditions- und Konzentrationsfrage. Wer geschlaucht ist vom extremen Aufwand, den er hat betreiben müssen in zwei Stunden, der muss dem halt bei höchster Anspannung seinen Tribut zollen.

Schweizer Teamchef Petkovic spendet den frustrierten Spielern Trost.

Und eben das ist den Schweizern just gegen die Spanier, die sich im Spiel selbst die längste Zeit als Europameister im Vernebeln erwiesen hatten, letztlich im Penaltyschießen widerfahren. Zum Leidwesen von uns allen, die sich so sehr gewünscht hätten, dass der unerschrockene Fußball-David dem Goliath ein Bein stellt. Schade, dass unsere Viertelfinal-Neidgenossen doch noch unser Achtelfinal-Los teilen mussten. Obwohl erst im Shootout, in dem Tell´s Erben zu Rohrkrepierern wurden. Schon ziemlich groggy, bevor sie k. o. gingen. Folge von: Hit the body and the head will die. 

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