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Von ÖOC-Turbulenzen, Palast-Revolutionen und Bürokraten-Granden, die keine Sport-Größen waren

Ich wage mich auf ein heikles Feld, das schon seit längerer Zeit mit Minen gesät ist. Im übertragenen Sinn natürlich, das sei betont. Und wenn sich ziemlich überraschte Blog-Leser fragen, worum es dabei geht, dann sei kurz gesagt, dass es sich um Vergangenheitsbewältigung, aber auch Zukunftsmacht im ÖOC handelt, also im österreichischen Olympischen Comite, welches normalerweise nur bei Winter- oder Sommerspielen eine mediale Rolle spielt.

Ehe es aber dieser Tage zu einer ganz sicher ebenfalls seit langem durchgeplanten Palast-Revolution kommen hätte können, wurde eine ganz spezielle, explosive Mine noch entschärft. Wenn sie nicht in Zeitungen, Teletext oder anderen Informationsquellen gelesen, gesehen oder gehört haben, dass so etwas wie ein Umsturz in den Führungsgremien quasi im Keim erstickt, zumindest aber aufgeschoben wurde, wer also mehr oder weniger ein Laie ist, dem sei der Grundsatz der Organisation in Kürze so erklärt: Das ÖOC, gegründet 1908, ist ein nicht-staatlicher, nicht auf Gewinn ausgerichteter Verein, dessen Finanzierung aus Mitteln der Bundes-Sportförderung sowie durch Marketing-Einnahmen im Rahmen nationaler und internationaler Sponsorenprogramme erfolgt.

So steht´s auf Papier, aber Papier ist ja bekanntlich geduldig. Wär´s anders, würde sich das ÖOC ja nicht zum Großteil aus politischen oder parapolitischen Köpfen und Armen zusammensetzen in schöner Koalitions-Tradition des Neubeginns nach dem Krieg, Hauptsache es lässt sich der einen oder anderen mehr oder weniger erfolgreichen Person ein sportliches Mäntelchen umhängen. Damit sind wir bei jenem Wahlausschuss für die Neuwahl des ÖOC-Vorstands, dem jetzt das Vertrauen entzogen wurde, weil er die von ihm festgelegte personelle Besetzung vorzeitig den Medien weitergegeben hatte, ohne die aktuelle Führung zu informieren.

Wie honorig dieser inzwischen aufgelöste Wahlausschuss immer war und wäre, geleitet wurde er von jenem Peter McDonald, Oberösterreicher mit irischen Wurzeln, dem aktuellen Österreich-Präsidenten der (bürgerlichen) Turn- und Sportunion, der früher einmal bei SC Hörsching, dem Klub aus dem Linz-Flughafen-Ort in der 1. Liga Mitte, die Packeln zerrissen hat. Sozusagen schwarzes Pendant zum „roten Hans“ namens Niessl, dem Ex-Burgenland-Landesvater und aktuellen Sport-Austria-Boss, der einst immerhin beim Regionalligaverein Frauenkirchen öfter gekickt hat.

Beide gehören sozusagen hintenherum dem Noch-Vorstand als kooptierte Mitglieder an – wie politisch punzierte Dachverbands-Chefs/Delegierte oder im Amt befindliche Polit-Granden. Lassen sie sich die folgenden Namen auf der Zunge zergehen: BM a.D. Maria Rauch-Kallat (Paralympics), Leo Windtner (BSO-Spitzensport-Ausschuss), Peter McDonald (Sportunion), Präsident Hermann Krist (Askö), Christian Purrer (Asvö), Nationalrat Karlheinz Kopf (WKO), Hans Niessl, Vizekanzler/Sportminister Werner Kogler, Ministerin Klaudia Tanner (Bundesheer), Innenminister Gerhard Karner.

Ja, so unpolitisch geht´s zu im olympischen Österreich-Sport, aus dem übrigens auch aus Altersgründen tatsächlich parteifreie Größen wie der nicht allerorten geliebte Alt-Skipräsident Schröcksnadel oder Dressur-Gold-Sissy Max-Theurer bei der Neuwahl sowieso ausscheiden. Wenn Sie mich als neutralen Betrachter dieser ganz speziellen Szene fragen, dann würde ich – einmal abgesehen vom Generalsekretär, der weder sportlich besonders erfahren noch politisch punziert, dafür aber organisatorisch versiert und wirtschaftlich vernetzt sein muss – heimische Galionsfiguren an Schaltstellen des Olympiasports stellen, sofern eben diese interessiert und geeignet sind.

Und wenn  ich da in die jüngere Vergangenheit schaue, dann mangelt´s nicht an Größen, die für Meilensteine gesorgt haben im In- wie im Ausland, bei Olympia wie bei Welt- oder Europameisterschaften. Ja, es gäb´ einen bis heute letzten TT-Weltmeister Schlager, der nicht aus China kam, es gäb´ einen Thomas Muster, einen Benni Raich oder Stephan Eberharter, eine Anna Veith (oder Götschl/Dorfmeister), Eis-Queens und Grössen wue Hunyady, Hadschieff, Emmi und Claudia, Gold- und Silber-Ruderer wie Jonke-Zerbst, auch Kicker in besten 50er-Jahren, Handball-Ikonen wie Wilczynski oder Szilagyi, Leichtathleten wie Hallen-Golden-Boy Millonig oder die WM-Hochsprungdritte Sigrid Kirchmann, die Segler Hagara  und Steinacher, im Schwimmen eine Draxler, Jukic oder einen Podoprigora, da ja Rogan sehr, sehr weit weg und dann noch ein Zankapfel ist.

Ja, ich würde dafür eintreten, dass abseits von der Administration und Bürokratie ehemalige Spitzen- und nicht Hobbysportler in einem (nur angeblich unabhängigen, aber auf Bundessportförderung angewiesenen) Verein nicht nur im Countdown zu Olympischen Spielen ein ernsteres Wort mitreden sollten. Ein Markus Prock und der eine oder die andere, die WM-Titel und olympische Medaillen gewonnen haben, sollten die Mehrheit bilden und nicht Handlanger oder Erfüllungsgehilfen von aktuellen und ehemaligen Politikern oder gar Funktionären sein, die im und mit dem Sport ihre Geltungsbedürfnisse befriedigen.

Jetzt bin ich schon gespannt, was der neue Wahlausschuss für personelle Lösungen anzubieten hat, von denen die heimischen Olympia-Kandidaten a la longue profitieren. Weniger sekundäre Events wie European Games etc., sondern die echten Olympischen Sommer- und Winterspiele sind es, die zeigen, wo wir stehen. Alles andere sind nur kleine Ringelchen, aber keine fünf Ringe wie das Völker- und Kontinente verbindende Symbol von Neuzeit-Olympia.

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