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Von Selbstbedienungsläden im Sport samt Missverhältnis von In- und Output

OETV/OSV

Der lange Skiwinter ist vorbei, in anderen Ganzjahressportarten werfen Großereignisse bis hin zu den Olympischen Sommerspielen in Paris schon ihre langen Schatten. Womit wir, um nicht gerade vorbildliche Beispiele herauszugreifen, beim Schwimmen und beim Tennis sind, wo man sich nur wundern kann und muss, wie locker da mit Geld bei sportlichem Mittelmaß und teurer Administration umgegangen wird.

Nicht deshalb, weil ich auf meine alten Tage noch immer Hobbyschwimmer in allen Lagen bin, nicht nur deshalb, weil ich von Kindes- und Twen-Beinen an mit späteren Legenden auch Bälle gewechselt und Aufstiege geteilt habe, reite ich kritische Anmerkungen zum Schwimm- und Tennisverband als Steckenpferd. Nein, ganz gewiss nicht, mich freut auch jeder Turniererfolg oder Medaillensegen, zu denen ich bis vor kurzem sogar auf eigene Kosten geflogen, gefahren, gereist bin.

Was mich stört, das ist die unglaubliche Selbstverständlichkeit bis Selbstherrlichkeit, wie einzelne der handelnden Personen ihren Verband als einen Selbstbedienungsladen betrachten. In eben diesem  werden kraft eines (Ehren) Amtes alles andere denn ehrliche oder nachvollziehbare Entscheidungen getroffen, die von willfährigen bis abhängigen Lemmingen abgesegnet werden, die aber eher unter den so treffenden jüdischen Begriff von Chuzpe fallen, was so viel wie Dreistigkeit und Unverfrorenheit bedeutet.

Ja, davon kann man wirklich reden, wenn uns die Homepage des Schwimmverbandes fast euphorisch von einem EM-Limit für Belgrad (ab 10. Juni, Olympia-Generalprobe) informiert, welches die Tochter des einschlägig bekannten OSV-Vizepräsidenten Opatril  in Nizza über 800m Kraul geschafft hat, hurra, hurra! Natürlich ist das nichts anderes als glatter Selbstbetrug, denn die Zeit, mit der Lehrerin Lena das Limit geknackt hat, ist 20 Sekunden schlechter als der knapp drei Jahre alte Ö-Rekord und 40 Sekunden schwächer als der Europarekord, vom Weltrekord ganz zu schweigen.

Wer mit Zeiten als Schwimmlaie wenig bis nichts anfangen kann, dem sei gesagt, dass es für erreichte Zeiten auch eine offizielle Weltverband-Punktetabelle gibt, in der internationale Klasse bei 850 Zählern beginnt. Und wissen sie, wieviel die Zeit der Nixe Opatril in dieser Liste wert ist? Ganze 744, also mehr als 100 Punkt weniger als die erwähnte Schwelle! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Also kann es wohl nur heißen: Auf zur Reise nach Belgrad, das ja in Post-KP-Zeiten wieder ein schönes Touristenziel sein soll …

Was übrigens auch für Antalya (und Trainingsparadies Belek) an der türkischen Riviera gilt, wohin es zuletzt  ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer verschlagen hat. Ebendort hat der mehrmalige Doppel-Grand-Slam-Turnier- und Junioren-Sieger vor Ort die größte heimische Zukunftshoffnung Joel Schwärzler, 18, bis zu dessen ersten 15.000er-Future-Finale betreut, in dem der Vorarlberger aus der Südstadt dann aber gegen den Rumänen Jianu nur drei Games machte.

Immerhin hat es Schwärzler damit unter die Top 1000 geschafft. Wenn man bei Joel schwärmt, was er alles schon kann und erreichen könnte, dann sei gesagt, dass der ein halbes Jahr jüngere Brasilianer Fonseca mittlerweile beim Rio 500er das Viertelfinale (u. a. Siege gegen Fils, Garin) und eben jetzt beim Asuncion-Challenger (82.000 Dollar) das Endspiel erreicht hat. Von Alcaraz ganz zu schweigen, der mit 18 (Umag) sein 1. ATP-Turnier gewann und mit 20 die Nr. 1 war. Eine andere Welt,

Wir sollten also bei Durchsicht der Akten und Einsicht der Fakten etwas vorsichtiger mit Superlativen umgehen, die sich schnell ins Gegenteil kehren können. Und ob es der Aufgabe oder gar dem Anforderungsprofil eines Sportdirektors entspricht, sich als mit guter Jahresgage ausgestatteter persönlicher Coach der größten, noch keineswegs etablierten Zukunftshoffnung medienwirksam zu präsentieren, steht hoffentlich NICHT in seinem Vertrag.

Seit der ehemalige Spitzenspieler im Amt ist, sind allerdings bittere (Team-) Niederlagen im heimischen Tennis leider öfter zu registrieren als inzwischen wieder gebremste Himmelstürme eines Sebastian Ofner. Und auch der Steirer war und ist (wie Thiem) kein Produkt eines ausgeklügelten Systems, in dem Output gemessen am Input (mittel)mäßig  bis bescheiden ist. Nichtsdestotrotz: Hätt´ mas net, tät mas net…

PS: Wer lieber ein Freund der wahren Realität (siehe untenstehender Spruch aus King Lear) ist und nicht einer Vorspiegelung meist falscher Tatsachen, sollte eben dieser Wahrheit nachgehen, die irgendwo versteckt wird, aber endlich ans Licht kommen muss. Damit dem heimischen Sport mehr Geld, sinnlose Spesen und damit auch Misserfolge erspart bleiben. Darauf würde ich mit Heureka ein Hurra anstimmen!

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