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Vor Ski-WM: Altstar Marielle Goitschel zieht Vergleiche, die hinken und beleidigen

Während sich Mikaela Shiffrin (85 Siege), der aktuelle Superstar der alpinen Ski-Szene anschickt, den Weltcup-Allzeitrekord des Schweden Ingemar Stenmark (86) demnächst zu brechen und ihren insgesamt acht Goldenen, drei Silbernen und einer Bronzemedaille bei Olympia und WM in Courchevel/Meribel weiteres Edelmetall hinzuzufügen, hat sich eine ihrer Vorgängerinnen zu Wort gemeldet. Die Rede ist von Marielle Goitschel, die in den 60er-Jahren nicht immer, aber sehr oft dem Damenrennsport allein oder mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Christine (Goitschel-Beranger) den Stempel aufgedrückt hat. Vor allem in der Vor-Weltcup-Ära und lange vor den Zeiten, in denen es Super G oder Super-Kombi gegeben hatte. Da bei Olympia damals auch WM-Medaillen vergeben worden waren, sammelte Goitschel neunmal Gold und fünfmal Silber von 1962 bis 1968.

Also vor sechs Jahrzehnten, als die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes noch anders gingen, als es keine Kunstschneepisten gab, keine Kippstangen, lange Ski und flatterndes Gewand, man also die Voraussetzungen von einst mit jenen von heute vom Material, von der Skitechnik und von den Anforderungen nicht vergleichen kann. Die mittlerweile 77jährige Marielle, übrigens erste Frau, die in Frankreich zum „Sportler des Jahres“ gewählt wurde, hat´s vor dem Anpfiff zur Heim-WM in Hochsavoyen nichtsdestotrotz getan, vielleicht auch deshalb, um die Franzosen daran zu erinnern, welch große Skination in ihrer und in den Glanzzeiten eines Killy, Perillat, Lacroix, Russell, Augert, Isabelle Mir, Annie Famose, Lafforgue-Schwestern etc. gewesen waren, also Ski-Könige und Ski-Queens, die so rasant, so tempogeladen über die Pisten rasten und wedelten wie die dynamisch-mitreißenden Klänge der Marseillaise.

Ja, Frau Goitschel verstieg sich sogar zur Behauptung – ich finde, dass sie hypothetisch und unpatriotisch eher auf Annemarie Moser-Pröll zutreffen würde -, dass sie in einem Super G, hätte es ihn gegeben, sowieso unschlagbar gewesen wäre. Und dass sie eine Shiffrin im Slalom auch mit einem Finger in der Nase besiegt hätte. Abgesehen davon, dass es sich nicht geziemt, andere, um Generationen jüngere Superstars so abzuwerten, sind´s absolut lächerliche, haltlose, beleidigende Vergleiche, die die üblichen von Birnen und Äpfeln um Längen übertreffen. Sie gehen auf Krücken.

Bleibt die Frage, welcher Teufel die Marielle da geritten at. Mit sportlicher Fairness und vernünftigem Augenmaß haben die Aussagen jedenfalls nichts zu tun, waren aber aus Sicht von Marielle Goitschel und auch des französischen Skiverbandes möglicherweise sogar wichtig, um eine breitere Öffentlichkeit in La France via Le Parisien mitten im Fußballgeschäft auch auf die Skiweltmeisterschaft im eigenen Land aufmerksam zu machen – und damit das Interesse zu erhöhen, wie gut ein vergleichsweise junger Hupfer wie Clement Noel, ein „Hausherr“ wie Alexis Pinturault  oder ein 42jähriger alter Hase wie Johan Claret drauf sind.

Immerhin haben sie sich ja im Vorjahr in  China vergoldet und versilbert oder aber schon vorher mit der großen Kristallkugel geschmückt, sind also das winterlich-weiße Pendant zur Fußball-Grande-Nation, und damit auh legitime Nachfahren der Goitschel-Schwestern wie eines Jean Claude Killy, die damals ihrer Zeit voraus waren, ohne sich mit heutigen Zeiten und Stars messen zu können/müssen/dürfen. Nicht einmal statistisch, weil damals der Skisport samt Weltcup noch in Pionier- und Kinderschuhen steckten …

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