Der nächste Horror-Sturz vergrößert die Horror-Bilanz im rotweißroten Ski-Team der Damen. Nach zwei harmlosen Ausfällen beim Heimrennen in St. Anton hat´s jetzt Nina Ortlieb, Tochter von Patrick, einem von nur fünf Abfahrern, die Olympiasieger und Weltmeister wurden, offensichtlich schlimm erwischt. Just in Crans-Montana, wo sie im Vorjahr vom Starlet, sprich: mehrfachen Juniorenweltmeisterin, mit dem ersten Weltcup-Podest zum neuen Speed-Star geworden war, der kurz darauf Siegpremiere im bulgarischen Bansko feierte. Alles nur Kismet, also Schicksal und Bad Luck, dass es immer wieder ganz besonders hart die ÖSV-Girls trifft, manche davon gleich mehrmals?
Die gar nicht vollständige Liste hat ja schließlich schon vor Ninas Sturz ins Unglück eine unvollständige Liste mehr oder weniger großer oder dekorierter Namen umfasst wie Nici Schmidhofer, Bernadette Schild, Conny Hütter, Stephanie Brunner, Christine Scheyer, die Venier-Schwestern Stephanie und Bianca, Elisabeth Kappaurer, Rosina Schneeberger, Michaela Heider oder die als Schüler- und Jugendsternchen gefeierten Michel Niederwiese (21, 1x Kreuzband), Anna Grünauer (21, 2x Kreuzband) oder das hochveranlagte Sylvia-Eder-Töchterchen Julia (21, 3x Kreuzband), eine Nachwuchs-Seriensiegerin, die inzwischen das Hangerl geworfen hat.
Eine der großen heimischen Skilegenden, die – wer will´s ihr verdenken – ungenannt bleiben will, um nicht ins Schussfeld zu kommen, redet nicht um den heißen Brei herum, sondern nennt seinen Verdacht beim Namen. Viele der jungen Damen, so findet eine der Ikonen der Skigeschichte, würden quasi „über den Häf´n“ fahren. Oder andersrum: Ein Schuss zu wenig Kraft, Kondition und Konzentration für einen Überschuss an Aggressionspotenzial und Risikobereitschaft. Und wenn diese beiden Faktoren an heikler (Abfahrts-)Stelle indirekt proportional sind, dann kann´s leicht passieren, dass mehr als nur der Faden einer Fahrt reißt, sondern mit ihm gleich ganze Bänder. Worte, die für Verantwortliche in welchen Rollen immer natürlich Gift sind, weshalb man wetten kann, dass sie als Antwort Galle speien. Aber das, mit Verlaub, ist die falsche Reaktion, viel klüger wär´s, nichts wegzuwischen, sondern den Ursachen der nicht wegzudiskutierenden Sturz- und Verletzungsserien auf den Grund zu gehen.
Was das betrifft, so wird das sogar von Seiten des Weltverbandes mit Experten-Gruppen versucht, zu denen unter anderen auch ein Topstar wie Benni Raich zählt, dessen Ratschläge zu neuen Taten führen sollen, sprich: angepassten sportlichen Regeln, reglementiertem Material und mit beiden konformen Rennkursen. Einer der weltcuperprobten Insider der Ski-Szene verweist zwar ganz bewusst darauf, dass Sturz und Sturz nie das Gleiche wären, weil die individuellen Folgen von unterschiedlichen Parametern abhängen würden, bestätigt aber auch die Verdachtsmomente des Stars i. R. Defizite an Kraft, vor allem aber unübersehbare, eklatante technische Mängel wären im Zusammenwirken mit den „aggressiven“ Kräften der neuen Skigeneration zweifellos mitverantwortlich für Sturz- und Verletzungsserien.
Auch die mentale Komponente, so ein anderer Experte, sollte nicht übersehen oder ausgeschlossen werden. Zahlen, Daten, Fakten würden belegen, dass die meisten Rennunfälle dann passieren, wenn es vor Saisonstart (Sölden) und im Zuge von WM- oder Olympia-Qualifikationen für die SkiläuferInnen um alles oder nichts geht, also Teilnahme an Top-Events mit der Top-Chance, möglichst potente Top-Sponsoren an Land zu ziehen. Und weil dem so ist, wie es ist, geht instinktiv immer wieder mit Läufer(Innen) das Rennpferd durch, das dann womöglich an irgendeiner Hürde eines Hindernisrennens mehr als nur unglücklich stolpert. Volkstümlich gesagt: Über´n Häfn fahren. Nichtsdestotrotz wünscht der Chronist der schon mehr als ein Dutzend Mal operierten, runderneuerten Nina Ortlieb beste Heilung und beim nächsten Comeback noch viel größere Erfolge. Lohn der Arbeit und Mut zum Risiko dürfen nicht bestraft werden, auch wenn Sturz- und Verletzungsteufel offenbar kein Pardon für Fehler oder Defizite kennt…