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Wenige Ausnahmegrößen, aber mit hochgejubelten Talenten verschwindet auch Nachhaltigkeit

Wieder zwei, wenn auch knappe Europacupsiege, die satte drei Punkte machen für das wichtige Uefa-Ranking. Aber ob nach dem 1:0 von Rapid gegen den italienischen Pokalfinalisten Fiorentina, ob nach dem 1:0 des LASK gegen Mostar, es ist da wie dort erst Halbzeit und der Weg zum Ziel noch mehr als 45 Minuten lang, Nachspiel-Zeiten eingerechnet. Um vom Fußball einen Schwenk zur LA-WM nach Budapest zu machen, so war nach der „geilen Qualifikationsweite“ auch erst vor dem hoffentlich wieder so erfolgreichen Speerwurf-Finale der halb-britischen Niederösterreicherin Victoria Hudson auch erst due halbe Miete in der Tasche.

Aber Hudson,  die aus Hainburg an der Donau kommt, hat offensichtlich nach einer Reihe an frustrierenden Großereignis-Pleiten ihre ebenso richtigen wie wichtigen Lehren daraus gezogen hat, dem Ex-Speerwerfer turned Sportdirektor sei dafür gedankt. Wenn´s klappt, dann kann aus dem früh gelobten Talent eine echte Amazone werden, die dem Namen Victoria so gerecht wird wie vor fast 55 Jahren eine gewisse Eva Bronze-Janko…

Worauf ich hinaus will, das ist die Tatsache, dass allzu oft allzu viel talentierte, auch bei internationalen Wettkämpfen schon dekorierte, darob als Stars in spe voreilig bejubelte Jung-Athleten mit wenigen Ausnahmen kaum halten, was man sich versprochen hat, also stagnieren und implodieren statt sportlich zu explodieren. Und weil dem oft so ist wie es ist, hauen sie dann, enttäuscht von sich, von Umfeld und von Kritik, körperlich geschwächt, mitunter geschlaucht, verletzt und mental lädiert, als Teenager oder Jung-Twen den Krempel hin und den Hut drauf.

Da ist, frei nach Hamlet, was faul im (Doch-nicht-Sport)-Staate Österreich, weil sich ein so kleines Land mit einer immer größeren Diversifikation an Sport-Events (teils mit Kultcharakter) solch einen Schwund vor allem in klassischen Sportarten nicht leisten kann/darf. Eines der negativen Musterbeispiele hieß Lisa Zaiser, EM-Bronze 2014, Ende der Karriere 2017 mit 23 nach Eineinhalb-jähriger Verletzungspause …

Klammern wir einmal Pisten und Schanzen aus, auch Loipen und Eiskanäle, wo wir schon immer daheim waren, dann schaut´s eher traurig aus. Brutal ausgedrückt, sind´s und gab´s nur wenige Talente, die es im eigenen Land bis zur (Welt)-Spitze gebracht haben, während viele nicht nur des Wettkampfkalenders wegen im Ausland ihr Glück versucht haben/versuchen mussten. Und eines der wichtigsten Kapitel, das offenbar gar nicht aufgeschlagen wird, also ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, ist die unberücksichtigte, fehlende Nachhaltigkeit! So gut wie alles bleibt dem Zufallsprinzip überlassen. Liefert es ein tolles Produkt, dann wird in einen gut gefüllten Eimer noch geschüttet, was geht, während für anderen wenig bleibt. Bad luck oder blöd gelaufen? Jawohl, blöd stimmt, auch wenn es in die falschen Kehlen rutscht!

Nehmen wir das Beispiel Weißhaidinger, der sich für die tolle (n) Förderungen mit Medaillen- und Tipptopp-Plätzen bedankt hat. Dahinter? Niemandsland! Will Dibo, die Diskus-Nr. 2 mit afrikanischen Wurzeln, jetzt Student in den USA, wirft maximal um 55/56m. Und nicht anders schaut es bei Frau Hudson aus, hinter der eine ebenso große Lücke klafft. Und was ist, gemessen an den Prognosen, aus der Ex-Nachwuchsweltmeisterin im Siebenkampf, Sarah Lagger, in den vergangenen fünf Jahren geworden? Eine bejubelte WM-Siebzehnte, 300 Punkte hinter ihrer Bestmarke, 800 hinter der Weltmeisterin, fast ein Bewerb von sieben. Ganz so, als würde ein Abfahrer 12 bis 15 Sekunden hinten sein. Wer folgt auf Weltmeister Felix Auböck? Kein 400/800m-Krauler von Format in Sicht. Wo sind die Synchro-Erben der Gold-Nixen? Nirwana!  Wer ist  Klettermaxe Schubert auf den Fersen? Der nächste Tiroler ist weit weg von FinalI! Wer folgt auf Bronze-Ruderin Magdalena Lobnig? Ohne Alternative versuchen´ es die Schwestern mit vereinten Kräften zu zweit. 

Ich könnte Ihnen, mehr oder weniger geneigte Blog-Leser, noch jede Menge an Beispielen nennen und dazu noch alle möglichen Versäumnisse, Fehlinvestitionen, missratenen Plänen/Projekte und mangelhafte oder überhaupt mangelnde Sportstätten im Lande, für die dann Vereine, Eltern oder mündige Athleten sogar selbst noch in die Taschen greifen müssen, um ihr tägliches Training absolvieren zu können. Wenn nicht, dann bleibt nur der Umweg übers Ausland. Und  damit aber auch kein Vorbild im Lande, dem man womöglich Seite an Seite nacheifern könnte. Ein hausgemachtes österreichisches Schicksal, das irgendwie einem heißen Eisen gleicht, das niemand angreifen will, weil sich niemand die Finger verbrennen möchte – oder gar nicht dafür interessiert. Das ist eine Bestandsaufnahme und alles, nur keine Beckmesserei, wie man so gern behauptet, um Wahrheiten zu vertuschen

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