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Wenn eine Ski-Krise diskutiert, aber um den Kern der Sache wie um heißen Brei geredet wird

Fast alles gesehen und gehört, was sich da bei den TV-Diskussionen rund um die fast schon erschütternde Abwärtsspirale der Pleitier-Ski-Damen abgespielt hat. Ja, was da nicht alles zum Besten unter Anführungszeichen gegeben wurde, da konnte man in Anspielung auf den Sender mitunter nur sagen: Na, Servus! Obschon es zuletzt am Semmering und in Kranjska Gora, wenn überhaupt, nur dünne silberne Streifchen am Horizont gab in den technischen Rennen, so wurde da in einer illustren Runde eines Insiderzirkels davon gefaselt, nicht alles schlecht zu reden, und natürlich – wie hätt´s anders sein können – auch den Medien insofern die Schuld in die Schuhe geschoben, dass sie sozusagen auf eine (nicht nur Kathi) Truppe noch drauftreten würden statt sie frei nach Otto Baric mental zu „heben“, um den Knoten zu lösen.

Ein lächerlicher Vorwurf, den der Sports-Media-Austria-Neo-Chef Michael Schuen zu Recht zurückwies, wobei er freundlicherweise darauf verzichtete, an bissige Kritik(er) in den größten Boulevardblättern unserer deutschen und Schweizer Nachbarn zu erinnern, deren „Blick“-Winkel oder Sitten-„Bild“ sich etwa bei der WM 2003 mit einer „Bild“-Postkarten-Satire statt Foto so gelesen hatte. „Traumwetter, Superschnee! Beste Urlaubsgrüße aus dem schönen St. Moritz senden Hilde Gerg und das deutsche Ski-Team!“ Stell Dir vor, so was würden sich heimische Medien trauen, ganz abgesehen davon, dass es da halt auch Allianzen gibt, die das a priori ausschließen…

Zurück zum Thema, das eher zerredet wurde statt zum Kern vorzustoßen. Hatte es womöglich auch damit zu tun, dass in diesem Zusammenhang das heikle und vielleicht entscheidende Zusammenspiel von Skitechnik und Materialservice (Ski, Schuh, Bindungsplatte) ganz bewusst ausgeklammert wurde? Jedenfalls redeten alle in der Runde nur um heißen Brei, ohne an- und auszusprechen, dass unter anderem der emeritierte Pisten-Held, Servus-Liebling und Bullen-Protegee Marcel Hirscher mit Hilfe von Ex-Sportdirektor Giger auch wichtige ÖSV-Topleute weggelotst hatte, die offenbar zumindest bisher ungenügend ersetzt wurden. Wenn da was Wahres dran ist, vor allem die heimischen Ski-Damen darunter leiden würden, dass sie ihre Können auf nicht passendem Material nicht ausspielen können, dann …?

Ja, dann offenbart sich auch auf diesen handwerklichen Nebenrollen ein Spiegelbild zur sportlichen Nebenfront, auf der ja die ÖsterreicherInnen im Gegensatz zu früheren Jahren längst nicht mehr dominante Hauptdarsteller, sondern biedere Statisten sind. Es kann doch mit Verlaub nicht sein, wenn der eine oder andere Top-Servicemann oder auch Top-Betreuer das vermeintliche Flaggschiff des Wintersports verlässt, dass sich daraus ein solches Leck ergibt, dass der Untergang droh, oder? 

Es sei denn, der goldgeschmückte, medaillendekorierte Skiverband, aber auch seine bundesweit verzweigten, verlängerten Regionalarme haben in den fettesten der fetten Ski-Jahre so gut von der vollen Schüssel gelebt, bis ebendiese schlussendlich fast schon leer war. Dann aber wird sie über Nacht oder in ein paar Tagen nicht wieder gefüllt sein. Ich bin schon neugierig, ob und wenn, welche Konsequenzen gezogen werden, wenn andererseits mit Nachdruck wie in einem Refrain gesagt wird, dass es keine Schnellschüsse geben wird. Wenn dem so ist, würde sich jeder Trainer eines krisengeschüttelten Fußball-Absteigers in spe freuen

Selbst dann, wenn es da und dort wieder einen Erfolg hereinschneit wie heute den Winter im Westen, so kann  und darf dieses Kernthema auch in den nächsten Wochen/Monaten kein Schnee von gestern, sondern muss aufgearbeitet werden. Dabei ist auch die von mir geschätzte Neo-Präsidentin Roswitha Stadlober, vormalige Slalomqueen Steiner, gefordert. Zur Omnipräsenz gehört auch, ihre Kompetenz mit aller Deutlichkeit zu artikulieren. Sonst lassen Postkarten grüßen. 

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