Schwimmen

Wie Auböck zum “Flüchtling” wurde

Kaum war er wieder da, kaum hatte er beim Südstadt-Training binnen zwei Monaten wieder die alte, beste Form erreicht mit Jahresweltbestzeit, da ist er auch schon wieder über alle Berge. Die Rede ist vom Krauler Felix Auböck, dem Vorzeigeschwimmer der Nation, der sich vor kurzem von Bad Vöslau auf die Insel nach Loughborough bei Leicester verflüchtigt hat. Im wahrsten Sinn des Wortes, weil er gewissermaßen fluchtartig den Flug nach England hatte buchen müssen, um so der kurzfristig verhängten 14-tägigen Quarantäne für Österreicher im Brexit-Land zu entkommen.

Inzwischen hat sich der 23-Jährige in der Universitätsstadt mit 18.000 Studenten und dem Stützpunkt für sieben Sportarten, darunter Schwimmen, Leichtathletik, Radfahren, oder dem englischen Nationalsport Cricket („Versteh´ ich nicht – die spielen über zwei, drei Tage ein Match!“) gut eingelebt. „So gut es halt geht unter den strikten Corona-Regeln, die Bahnen und Zeiten einschränken“, sagt Auböck, der sich derzeit mit 1 ½-stündigem Wassertraining begnügen muss statt der üblichen zwei. Zu seinen aktuellen Trainingspartnern zählen etwa der britische Rio-Olympiaschwimmer Tim Shuttleworth, drei Briten, die 200m Kraul um 1:48/49 schwimmen und zwei, die die 400m unter 3:50 kraulen.“  Nicht so schnell wie er, aber dafür gute Sparringpartner, die ihm womöglich noch schnellere Beine machen. „Sich weiter zu steigern, das ist natürlich immer das Ziel.“ Noch zwei, drei Sekunden schneller als seine Topzeiten (WM 2017 3:44,19/3:45,00 heuer) über 400m Kraul, dann wären EM- und auch Olympiamedaille in Griffweite.

In Loughborough trainiert Felix unter Coach Andy Manley – inzwischen sein fünfter im Ausland nach einem Kroaten und Lasse Frank in Berlin, nach Josh White und Sam Wensman in Ann Arbor (University of Michigan). Und obwohl er die Südstadt nach der kurzen Erfolgsstory aus diversen Gründen wieder verlassen hat, flicht er dem Ungarn Balazs Fehervari wahre Trainerkränze. „Er hat mir erklärt, was ich falsch mach´, wo ich technische Defizite gehabt hab. Das hilft mir auch jetzt weiter, die Schwächen zu minimieren und meine Stärken noch zu verstärken!“ Einziges und auch größtes Manko nicht nur für Auböck und alle anderen Topschwimmer ist die Tatsache, dass mit den Weltcups fast alle großen Meetings wegen der Pandemie vorerst bis zu den Europameisterschaften in Budapest im Mai 2021 so gut wie abgesagt wurden. Und nur die Hoffnung bleibt, dass es wenigstes da und dort kleinere Meetings gibt „wie in Deutschland, da dürfen aber an den nationalen Stützpunkten nur deutsche Nationaladerleute schwimmen.“ Also wieder nichts für einen Österreicher…

Auböck ist aber nicht nur zum und fürs Schwimmtraining an die Loughborough University übersiedelt, die schon immer als eine der fünf besten der Insel gehandelt wurde, heuer aber zur absoluten Nummer 1 gekürt wurde Er hat sich dort in der Fortsetzung des Michigan-Studiums auch für den Master-Lehrgang in Political Relations eingeschrieben. Vorgriff auf eine Diplomatenkarriere? Da lacht er sich eins – und lässt seine Zukunft in den Sternen. Nach ihnen will er vorerst einmal als Schwimmer greifen, sofern es in absehbarer Zeit erlaubt ist, um die Wette und gegen Rekorde zu kraulen.

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