Tennis

Wie Thiem mit dem Rücken zur Wand gewinnt

Die Druckstelle oder Blase war weg, die Wunde längst verheilt – und mental war der Schmerz übe die verpasste Wien-Titelverteidigung kein Thema mehr. In der Neuauflage des verlorenen Vorjahrsfinales revanchierte sich Dominic Thiem zum Auftakt des ATP-Finales in London mit einem 7:6, 4:6, 6:3 gegen Stefanos Tsitsipas. Beim Dreisatz-Krimi in der leeren O2-Arena lieferte Österreichs unumstrittener Sportler des Jahres gegen den oft unberechenbaren Griechen den (schlagenden) Beweis, aus welchen Holz ein Grand-Slam-Sieger geschnitzt ist. Wie die Statistik beweist, so kann Thiem vor allem dann, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht, sein bestes Tennis auspacken.

Aufgebaut auf die solide Basis, die ohne Zweifel bei seinem Ex-Mentor und Neo-Kläger Günter Bresnik  gelegt wurde, hat der 27-Jährige im Laufe der Jahre gelernt, die richtigen Bälle zum wichtigsten Zeitpunkt zu spielen. Diese Kunst, so hat es einst auch Roger Federer nach seinem ersten Wimbledon-Triumph bei seinem ersten Wien-Sieg betont, sei das beste Rüstzeug, um als fixe Größe einige Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Und je mehr der erste rotweißrote US-Open-Sieger diese ganz spezielle Qualität mit seinem Talent, spielerischen Fähigkeiten und gewachsener Reife auf einen Nenner bringen kann, umso mehr kann er sich auch Chancen ausrechnen, mehr als nur einen Grand-Slam-Titel zu holen.

Das ist zwar noch Zukunftsmusik – aktuell aber hat der Vorjahrsfinalist schon einen wichtigen ersten Schritt gemacht, um auch heuer bei den ATP-Finals, vormals Masters, so weit wie möglich oder noch einen Schritt weiter zu kommen. Jedenfalls ist er als Nr. 3 der Welt für seine weiteren Gegner, den Wien-Sieger Andrej Rublew, und selbst für eine Allzeitgröße wie den 20fachen Grand-Slam-Sieger Rafael Nadal, eine ebenso harte Nuss wie der Russe und der Mallorquiner für ihn. Thiem hat sich eben so gut und weit entwickelt, das er in einem Atemzug mit einem der größten Weltstars in einem Weltsport genannt wird. Und das sagt eigentlich schon alles, warum es keinen anderen logischen Nachfolger für den Überdrüber-Skistar Marcel Hirscher als Sportler des Jahres geben konnte.

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