Da ja morgen noch ein zweiter Riesenslalom am Semmering gefahren wird, möchte ich noch abwarten, ob sich an diesem sogenannten Zauberberg für die ÖSV-Damen womöglich doch noch so etwas wie eine magische Kraft findet, die die ski- und materialtechnischen Probleme ebenso löst wie die mentalen Bremsklötze. Immerhin kann sich auch mit den Schnee- und Pistenbedingungen vielleicht doch noch etwas daran ändern, dass Rotweißrot in geballter Ladung von 13 bis 30, von Liensberger bis Huber, also von Kathi zu Kathi, nicht nur weiter hinten nachfährt. Also heißt´s abwarten und wenn´s kalt wird, heißen Tee trinken.
Somit wende ich mich also vom Skirennsport dem Fußball zu, wo uns zu Stefani, dem englischen Boxing Day, der aber nichts mit Box-Ring zu tun hat, sondern mit Geschenkboxen im 19. Jahrhundert von Wohlhabenden für Arme, die Premier League in Sky-TV geboten wurde. Und dabei wurde uns auch vor Augen geführt, was englischer „Fighting Spirit“ bedeutet – sowohl von Tottenham, das ein 0:2 mit Wucht und Willen egalisierte, als auch von den Arsenal-Kanonieren, die ein 0:1 im London-Derby gegen West Hams „Hammers“ in ein 3:1 verwandelten. Aber vor den Augen ihres früheren Langzeit-Teammanagers Arsene Wenger, erstmals seit seinem Abgang wieder im Emirates-Stadium, demonstrierten die mit wenigen Ausnahmen blutjungen, aber hochtalentierten Gunners aus verschiedenen Ländern, dass sie nicht nur über Widerstandskraft verfügen, sondern auch und vor allem über technische Brillanz und dazu noch im Ernstfall über die wichtige, nötige Effizienz, die aus einer drohenden Niederlage einen klaren Sieg machte.
Wenn ich daran denke, dass der spanische Cheftrainer Mikel Arteta vor einem Jahr kurz vor seinem Rauswurf stand, weil Arsenal dahindümpelte, dann muss man erstens den Klub-Chefs gratulieren, dass sie ihn nicht gefeuert, sondern Arteta die Chance gegeben haben, mit frischem Blut eine spektakuläre und erfolgreiche Verjüngungskur durchzuführen. Wie Arsenal schon vor der Pause, allerdings noch glücklos, danach aber eindrucksvoll, dieses Spiel nicht nur mit Ballbesitz dominierte, wie es mit Kurzpassspiel die „Hammers“ im Kreis laufen ließ, das war nicht nur eine mindestens so gute Ausgabe wie Guardiolas Manchester City, sondern erinnerte auch an die Barcelona-Glanzzeiten mit Messi, Iniesta und Xavi.
Ja, ein Hauch von dieser Magie schimmerte da durch, was umso bewundernswerter ist, weil sie sich just in England abspielt, in der vielleicht härtesten Liga der Welt, wo um jeden Ball und Meter mit höchstem Einsatz gekämpft wird. Wenn man die Dinge auf den Kopf stellt, könnte man sagen: 100 Jahre nach dem Export in alle Welt erlebt das einstige Mutterland des Fußballs dank seiner Ziehsöhne aus ganz Europa und aller Welt eine Wiedergeburt, die nicht von schlechten Eltern ist …
PS: Fragt sich nur, ob das rotweißrote Mutterland des alpinen Rennlaufs es sich noch länger leisten kann und darf, eine Statistenrolle im Weltcup zu spielen. Oder auf Magie am Zauberberg zu hoffen, dass er ein Skiwunder wirkt…