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Ein Bormio-Sieg als Ausreißer in summa summarum ernüchternden Skiresultaten

Ich traute kaum meinen Ohren, als sich ORF-Hausleitner mit Expertin Meissnitzer aus Erleichterung überschlugen, dass Ricarda Haaser nach dem zweiten Lauf als bis dahin aktuelle Zweite „zumindest Elfte wird!“ Und man traute seinen Ohren nicht, als ich nach dem schlussendlich achten Platz Haasers im zweiten Semmering-RTL tatsächlich hörte, „dass endlich der Bann gebrochen ist!“ Ja, wo sind wir als stolze Skination Nummer 1 mit einem Riesenbudget nur hingekommen, wenn wir uns über einen hinteren Top-10-Platz so freuen, als wär´s ein Podest gewesen. Ja, was wurde da von wem warum auch immer im Saison-Countdown falsch gemacht?

Warum ging der Schuss bei einer mehrmals vergoldet- und veredelten Katharina Liensberger nach hinten los, dass sie mit dem italienischen Maze- und Vlhova-Goldschmied Magoni als Privatcoach mit Solotraining nicht zum Himmelsturm ansetzte, sondern in der Sackgasse landete? Was passt warum von hinten nach vorn und zurück einfach nicht zusammen? Die richtigen Betreuer am falschen PIatz oder umgekehrt? Und wo ist der Nachwuchs, der kommt, fährt und in die Weltspitze nach dem Motto platzt: Hoppla, jetzt komm nicht ich, nein: ich bin schon da! Ja, wo sind sie nur, die Wundertüten, die uns abgehen, während die Skination Nr. 1 blaue Wunder erlebt?

Und wenn wir schon dabei sind, diese Talfahrten der verunsicherten Skidamen in den Resultaten zu hinterfragen, so gilt das zum Teil natürlich auch für die Abfahrtsherren. Sie haben zwar mit Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr als Bormio-Sieger das Gröden-Fiasko in Abwesenheit des erkrankten Matthias Mayer auf dem Papier ausgebügelt, aber wenn man sich erinnert, wie die Stelvio-Piste einst in rotweißroter Hand war, da kann man nur den Kopf schütteln, wie dürr und dünn sich jetzt das ÖSV-Ergebnis liest: 1. Kriechmayr 11. Hemetsberger 22. Schütter als einziges Trio, das Weltcuppunkte sammeln konnte. Stell dir vor, der Landwirt Vinz, 31, würde wie Triple-Olympiasieger Mothl, 32, ausfallen oder aufhören, wer würde dann die Fahnen hochhalten?

Auch das und nicht nur das blamable Abschneiden der Slalom- und RTL-Damen sollte Patrick Ortlieb aus dem ÖSV-Führungs-Triumvirat als einem von nur fünf Läufern der Geschichte, die sowohl Weltmeister als auch Olympiasieger in der Abfahrt wurden, unter die Haut gehen. Wie immer man zu anderen Aussagen des Hoteliers und Abfahrts-Pensionisten aus Lech steht – die beleidigten Reaktionen der Ski-Damen auf seine geharnischte, aber berechtigte Kritik an ihren unzulänglichen Leistungen spiegeln sowohl mentale Schwäche als auch Dünnhäutigkeit! Niemand und wohl auch Ortlieb nicht will den ÖSV-Läuferinnen den Willen absprechen, wie aber schon das Sprichwort sagt, geht er nie fürs Werk. Bei etwas mehr Mut zur Selbstkritik statt Hang zu Selbstmitleid würde den jahrelang von manch Erfolgen, aber auch Ausstattung und Unterstützung verwöhnten Damen kein Steinchen aus nicht mehr vorhandenen Krönchen fallen.

Und manch einer würd´s nicht schaden, sich auf dem Umweg über Europacup- oder FIS-Rennen wieder Selbstvertrauen zu holen wie das manch anderes Skigirl aus kleineren Skiländern immer wieder macht. Oder, um mit Katharina Truppe zu sprechen, die immerhin im ersten Lauf (6.) „nur“ 1,39 Sekunden auf die Halbzeitführende Gut-Berahmi verloren hatte, ehe sie im zweiten ausschied: Wir müssen kleinere Brötchen backen. Schonkost in jeder Form, so sagen die ja Diätapostel, soll bekanntlich gesund sein. Wie Gesundschrumpfen, was allzu aufgebläht scheint …

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