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Zu kraftraubende Salzburger Tugenden kosteten perfekte Bullen-Sensation

Natürlich ist´s bitter, wenn du in letzter Minute der regulären Spielzeit den Ausgleich kassierst. Natürlich schmerzt es, wenn dir gegen eine der weltbesten Klubmannschaften noch der Sensationssieg entgleitet, für den du alles an Kraftreserven, Energie, Herzblut investiert hast. Und natürlich ärgerst du dich hinterher, dass du mitten in der Bayern-Drangperiode aus einem blitzsauberen Konter das wohl entscheidende 2:0 verpasst, statt das leere Tor nur den französischen Exweltmeister Pavard getroffen hast. Und Tore, die du nicht schießt … Ja, alter Kalauer, aber wie das so ist mit geflügelten Worten, so bestätigen sie auch die Geschichte mit der Geschichte, von der du bestraft wirst. Genug des Jammerns auf höchstem Niveau, das sich die um einige Routiniers verstärkte Junioren-Weltauswahl der Salzburger nach dem spektakulären, hochdramatischen, temporeichen und spannungsgeladenen 1:1 in der randvollen RedBull-Arena von Siezenheim nicht verdient haben.

Sie haben, wie ihr Jungtrainer Martin Jaissle das auf Schwabendeutsch formuliert hat, alles reingehauen, was sie in ihrem Tank hatten, den sie bis zum letzten Tropfen leerten – bis zur letzten regulären Minute! Dieser Kampfgeist, den die Bullen da an den Abend legten, dieser Widerstandswille, den sie entfalteten, dieses Pressing oder Hochstehen, wie man Neudeutsch dazu sagt, begleitet vom Einkreisen des Gegenspielers zu zweit oder zu dritt, das hat natürlich Kraft gekostet und an der Substanz gezehrt. Umso mehr, da es den durchschnittlich noch so jungen Salzburgern beim Höllentempo mitunter auch an der Präzision im Passspiel gemangelt hat. Kehrseite der Tugend.

Das 1:0 durch den eingewechselten Okafor-Ersatz Adamu hielt leider nur bis zur letzten regulären Minute.

Oder andersrum gesagt: Jedes ungenaue Abspiel bedeutete zwangsläufig auch wieder erhöhte Laufarbeit, die sich nach einer guten Stunde mit einem gesteigerten Kräfteverschleiß immer mehr bemerkbar machte. Jammerschade, dass just in der Phase, als man als patriotischer TV-Fan schon gedacht und gehofft hatte, der Kelch würde vorübergehen, doch noch der (allerdings nicht unverdiente) Ausgleich kassiert wurde. Verpasster Sensationssieg, zwei verlorene Punkte im Achtelfinalduell, das mag die eine, negative Seite sein, dafür aber gab´s andererseits auch wieder aller höchste Anerkennung von vielen Seiten für eine Klasseleistung, wie man sie gegen einen Gegner vom Kaliber des mehrfachen Champions-League-Siegers schon lange nicht mehr von einem österreichischen Meister erlebt hat.

Um den Vergleich zum letzten Europacup-Heimduell mit dem FC Bayern zu ziehen, bei dem es nach einem 2:2 bis Minute 82 noch ein bitteres Ende mit dem ernüchternden 2:6 gegeben hatte, sind die inzwischen noch jüngeren, noch schnelleren, noch kampffreudigeren Bullen mehr als nur einen Schritt weiter auf dem Weg zur Spitze. Kurzum, ein Entwicklungsprozess, der erst vor gut 15 Jahren mit der Übernahme des Klubs durch den vordem eher fußballfremden Didi Mateschitz begonnen hatte, kommt langsam, aber sicher immer mehr der Vollendung nahe. Und obschon Salzburg zwar kulturelle Metropole, aber halt keine Millionenstadt ist, so käm´s ebenso langsam, aber sicher Perlen vor den Säuen gleich, würde dieser Klub mit diesen Talenten und mit dieser Toptruppe als Ausbildungsverein abgestempelt. Die fußballerische Bullenzucht hat längst ihr eigenes 1A-Gütesiegel verdient.

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