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Absurdes deutsches Fernseh-Theater um fortgesetztes Match nach Eriksen-Drama

Ja, unsere Deutschen! Kaum hatte es allgemeines Aufatmen gegeben, dass der zunächst fast totgeglaubte Däne Christian Eriksen nicht nur überlebt, sondern via Telefon beide Mannschaften aufgefordert hatte, das Match gegen Finnland fortzusetzen, da rumorte es schon im deutschen Fernseh-Studio! Nicht nur TV-Moderatoren und Fachkommentatoren wie Per Mertesacker, als Spieler alles, nur kein Kind von Traurigkeit, auch der Reporter vor Ort in Kopenhagen, hauten fast kollektiv die betroffenen Hauptdarsteller von Dänen, Finnen, Schiedsrichtern, Betreuern bis hin zur UEFA-Spitze in die Pfanne! Nein, nein, so etwas ginge gar nicht, das wäre doch weit übers Nervenkostüm der Spieler gegangen, das wäre des Guten viel zu viel gewesen, so etwas würde sich auch aus Anstand nicht ziemen, ein Schlag ins Gesicht der Correctness.

Welcher Correctness, bitte vielmals, wenn ich die selbsternannten deutschen Moralapostel des Fußballs fragen darf? Wäre es korrekt gewesen, den Wunsch von Christian Eriksen offenbar aus vermeintlich weitsichtigen Vernunftgründen abzuschlagen, da der dänische Inter-Legionär, kaum aus der Ohnmacht erwacht, womöglich nicht Herr seiner Sinne gewesen wäre? Und wäre es korrekt gewesen, die mehr als 15.000 nicht nur ortsansässigen, sondern auch von weit her angereisten Fans einfach wegzuschicken und auf einen Ersatztermin zu vertrösten, obschon sich Todesängste längst verflüchtigt hatten.

Kampf ums Überleben von Christian Eriksen – und die höchst merkwürdige Argumentation von einst harten Gesellen a la Mertesacker.

Als Gipfel an fast schon „gnadenloser“ Heuchelei war dann von der Runde noch der Vorschlag in die per se schon absurde Diskussion geworfen worden, alles setzen zu lassen, es gewissermaßen eine Nacht lang zu überschlafen und das unterbrochene, nicht abgebrochene Match anderntags um 12 Uhr mittags, also High-Noon-Time öffentlicher Fernsehrechte, fortzusetzen. Andersrum: Abwarten, Tee trinken, auf Nummer sicher gehen, dass man um Freund Christian Eriksen auf keinen Fall mehr bangen muss. Ja, das wäre, so wurde uns allen suggeriert, die Football-Correctness schlechthin gewesen nach dem Motto: Wir Deutschen sind nicht Papst, wir sind noch viel päpstlicher als es eben dieser sein könnte. Und wenn´s halt der Fall sein muss, dann sogar bei einer Fußball-Euro.

Es lebe der emotionale Eriksen-Klubkollege Lukaku, der vor der Kamera das Herz auf seiner Zunge trug.

Ehrlich gesagt, bei so viel um drei oder noch mehr Ecken gewickelter falscher Pietät hätte dem belgischen Eriksen-Freund und Inter-Legionärskollegen Romelu Lukaku das G´impfte aufgehen müssen, der mitten im Spiel gegen Russland nach dem ersten seiner beiden Tore zur TV-Kamera gelaufen war und frisch von der Leber weg, aber aus vollem Herzen ins Mikrofon brüllte:  Chris, du bist stark, du schaffst das, ich liebe Dich! Aber vielleicht kommen noch ein paar dieser Moralapostel und drehen dem emotionalen Lukaku zumindest verbal und medial daraus einen Strick. Höchste Zeit, dass in der Post-Corona-Zeit wieder so etwas wie emotionale, soziale und vernunftgesteuerte Normalität einkehrt. Und nicht alles, was normal wie selbstverständlich war, auf den Kopf gestellt wird. Mitunter auf höheren Befehl und manchmal sogar aus reinem Selbstzweck. Anders war dieses absurde TV-Theater nicht zu verstehen. Schon gar nicht für das wiederbelebte Opfer Eriksen. Ja, unsere Deutschen, sie sind doch noch anders als Wien & Österreich…

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