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Alpine ÖSV-Schmalspurstars: Der Spiegel der Realität ist KEINE Darstellung von außen

Nicht nur ich, sondern viele Kollegen haben Patrick Ortlieb zu seiner aktiven Zeit, in der er als einer von nur fünf Abfahrern sowohl Olympia- als auch WM-Gold gewonnen hat, seiner Analysen wegen sehr geschätzt. Mehr noch – viele hingen im Zielauslauf nach Speed-Rennen an seinem Mund, um zu hören, was Sache ist. Aber wenn Patrick als ÖSV-Finanz- und Defacto-Alpin-Sportchef es wirklich ernst meint, wenn er wie Frau Silbertochter und Schneelotteriequeen Nina kühn behauptet, dass die Krise im Damenteam nur von außen so dargestellt wurde, denk ich mir meinen Teil. Natürlich hat´s neben zwei Siegen (Hütter-Solo, Ortlieb als Erste im Triplepack) noch einige Podestplätze und sogar WM-Medaillen seit Jahren etablierter Größen gegeben, die aus der Reha kamen, um aufzutrumpfen. Aber nicht nur in den technischen Bewerben, sondern auch in den Speed-rennen gab´s trotzdem mitunter mehr Enttäuschungen als positive Überraschungen, alles andere wäre, um bei dieser Diktion zu bleiben, eine irreführende Darstellung von innen!

Klarerweise wär´s super, gäb´s immer solche Dreifachsiege wie zuletzt in Kvitfjell, als das Dreimäderlhaus die Wettergunst der Stunde auch dank ihres wieder erwachten Killerinstinkts nützte. Aber das ist auch deshalb kein Wunschkonzert, weil es für meine Begriffe an einer Nachwuchstruppe fehlt, die dem Establishment kräftig Gas geben würde. Womit wir bei einem der Generalthemen und Kapitalproblemen, verbunden mit Zukunftssorgen, angelangt sind. Lassen wir uns nicht blenden von Vierfach-Europacupsiegen auf Mickey-Mouse-Strecken mit zweit- bis drittklassiger Konkurrenz, weil die Besten ihrer Länder bei der WM am Start standen. Was solche pompöse Resultate unterm Strich wert sind, das haben ja die ernüchternden Ergebnisse derselben Podium-Fahrerinnen im Weltcup-Ernst- und Normalfall.

Wie schlecht es um den mit ganz wenigen Ausnahmen auch dem Nachwuchs entwachsenden Jungdamen bestellt war und ist, das bestätigt sich ja leider dieser Tage wieder beim Europacup im hohen Norden, ob bei den Damen in Suomo mit den  tollen Plätzen 16 und 17 im Slalom, während der versilberte WM-Fahrer Raschner, Sohn des ÖSV-Sportwissenschaftlers, als Vierter im Gällivare-RTL als einziger Österreicher wenigstens dem Podest in die Nähe kam. Das alles sind keine Darstellungen von außen, sondern nackte Zahlen. Und dass kürzlich an der selektivsten Schlüsselstelle von Abfahrten vor allem ÖSV-LäuferInnen (meist schon mit Rückstand belastet) in der Garage landeten, lässt sich mit Zufall allein nicht erklären.

Was nicht die Snowboarder, Freestyler und Kombinierer betrifft, die allein Gold und auch den Löwenanteil der WM-Medaillen gewonnen haben, sehr wohl aber für die nicht mehr sieggewohnten Alpinen. Der Umkehrschluss bei ihnen muss also lauten: Ärmel aufkrempeln, beinharte Analysen nicht nur ansagen, sondern auch durchführen, um die Wurzel(n) allen Übels zu entdecken und auszumerzen. Es wäre, schlichtweg gesagt, ein echtes Armutszeugnis, wenn die inzwischen entthronte Skination Nummer 1 dazu nicht fähig wäre, aus eklatanten Defiziten in ehrlicher Selbsterkenntnis so viel zu lernen, dass man sie wieder in einen Vorteil und Vorsprung verwandelt. Denn das ist doch genau das, was sich jeder Ski-fan wünscht. Und der österreichische Skiverband auch unbedingt und dringend braucht, um mit dem Fernsehen (trotz Sparflamme) auch die Topsponsoren bei der Stange zu halten. Das hat mit Negativismus nichts zu tun, sondern handelt sich um den Spiegel der Realität. Von jeder Seite!

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