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Angeklagter, wo bleiben die großen Haie?

dpa

Operation Aderlass, nächster Akt! Seit gestern tagt das Gericht in München, als Beschuldigter sitzt der vermeintliche Doping-Drahtzieher Mark S., Arzt aus Erfurt, übrigens bis zur Seefeld-WM 2019 auch einer der Mediziner des deutschen Olympischen Sportbundes, auf der Anklagebank. Vorerst schweigend und fast regungslos, als ging ihn alles nichts an. Und das, obwohl die Münchner Staatsanwaltschaft für ein hohes Strafausmaß plädiert, um ein abschreckendes Exempel zu statuieren.

Wen aber haben die angeblich so peniblen deutschen Fahnder, ergänzt um den immer und überall vor allem nach außen hin um Sauberkeit kämpfenden Doping-Jäger Hajo Seppelt, aus dem angeblich so dichten, umfangreichen Doping-Netz gefischt? Große Haie der Sport-Szene, die große Rennen, klassische Rundfahrten, Titel, Siege und Medaillen gesammelt haben? Mitnichten! Geangelt und medial vorverurteilt, verteufelt und verdammt wurden vielmehr nur die kleinen Fische, dürren Würstchen und dünnen Würmchen – oder Radstars von vorgestern, die längst in Pension und außer Obligo sind!

Zweifellos eine nicht uninteressante Tatsache, wenn da instinktiv der Vergleich zu mafiosen Strukturen geweckt wird. Dort eben ging und geht es (immer noch) um Millionen, also echten Mammon, und nicht um hochgeschaukelte Machinationen um Kleingeld! Auch wenn da noch so laut gerufen wird: Haltet den oder die Diebe – wer glaubt denn allen Ernstes, dass die die kleinen Doping-Fischlein das wichtigste Futter waren, um den mittlerweile zum Gottseibeiuns erklärten (Sportbund-)Sportarzt bestens zu ernähren? Haben die Mitläufer, Nachzügler in den Loipen, auf Rädern oder sonst wo quasi als Vorschuss auf (Blut)-Zuschuss womöglich sogar (Klein-)Kredite aufgenommen, um zunächst einmal – die (dümmliche) Ausnahme von der Regel lieferte Johannes Dürr, als er bei der Tour de Ski bergauf so schnell gelaufen war, als würd´s bergab gehen – den Anschluss ans Mittelfeld zu finanzieren, ganz zu schweigen von der Überholspur!

Ehrlich gesagt: Will meiner Wenigkeit und anderen, lang gedienten Sportschreibern jemand wirklich vormachen, dass man die „Sport-Kriminellen“ nur in der Alpenrepublik und/oder in Ländern der ehemaligen Sowjetrepublik findet, nie und nimmer aber in größeren, feinen, wohlfeilen Ländern Mittel- und Südeuropas, Skandinaviens oder der britischen Insel? Aber es regiert halt in verschiedenster Form und auf unterschiedlichen Ebenen immer das Prinzip, dass es Gleiche und Gleichere gibt, also die Reichen, die es sich richten (können), und die im wahrsten Sinn des Wortes armen Schlucker, denen man nichts zukommen lässt, wenn man ihnen nicht sogar Stricke dreht.

Was sich da seit Wochen rund um Covid19-Verbote für Bittsteller oder immer größere Zugeständnisse für die oberen Zehntausend abspielt, das entspricht der oft widersprüchlichen Heuchelei in der Antidoping- und Doping-Jäger-Szene. Auch in Erfurt und bei Mark. S. war die „Drehscheibe“ ja nur deshalb so lang und gut in Schwung, weil (auch finanziell) Kräftige daran ordentlich gedreht haben müssen und nicht nur Schwachbrüstige ohne dickes Portemonnaie.

Der Skandal in Skandalen wie Skandälchen wo und wann immer ist´s ja, dass mit zweierlei Maß gemessen wird! Darum darf nicht nur unsereins gespannt sein, ob Mark S. womöglich irgendwann seine Verschwiegenheit aufgibt nach der Devise: Mein Hemd ist mir näher als der fremde Rock. Oder aber, wer weiß das schon, einen noch viel besseren Grund dazu hat, sich ans unter der Hand vereinbarte Motto zu halten: Reden ist Silber, Schweigen Gold. Angeklagter, wo bleiben die großen Haie oder wo die Ader, die Namen herauslässt? Sorry Hohes Gericht, das ist meinerseits natürlich alles nur versponnene Verschwörungstheorie. Oder aus der Luft gegriffen wie Unschuldsvermutungen.

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