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Alle Neune auf zwei Streiche und ein toller, medaillenloser Herr der Ringe

Natürlich wär´s einfacher, alle Neune hochzujubeln, die die kriselnden Wiener Traditionsklubs Rapid in Lustenau mit 5:0 bzw. von Austria mit 4:0 daheim gegen den vom -Ex-Violetten Scheiblehner betreuten Aufsteiger Blauweiß Linz da gekegelt haben. Das ist für mich nicht nur als einen ewig gestrigen Traditionalisten wie Balsam auf die Wunden, weil ich persönlich wenig von der eher kurzsichtigen und temporären Dorf-Romantik im Fußball halte, die ja nirgendwo in den klassischen Fußball-Ländern zu irgendeinem anhaltenden Erfolg, sondern vielmehr a la longue zu Insolvenzen geführt hat.

Ich will mich heute aber – ganz ohne nestbeschmutzen – nicht mit der heimischen Operettenliga beschäftigen, sondern mit einer medaillenlosen Topleistung, die ganz sicher abseits von Spezialisten nicht so gewürdigt wird, wie es sein sollte, sondern eher abqualifiziert wird, weil der Medaillentraum ja nur ein solcher geblieben ist. Sie werden, wenn sie einige meiner Blogs gelesen haben, schon wissen, worum es geht und um wen es sich handelt. Es geht um einen österreichischen Turner, der es geschafft haben, sozusagen doppelgleisig zu einer Koryphäe zu werden. Zum einen als technischer Mathematiker, der sich seit kurzem Diplomingenieur nennen darf, zum anderen als Herr der Ringe, der zu den allerbesten auf der Welt gehört, es schon fes Öfteren mit Universiade- und EM-Silber und Weltcupsiegen bewiesen hat.

Die Lanze, die ich brechen will, breche ich für Vinzenz Höck, Wahltiroler aus Graz, der heute bei der WM in Antwerpen, Belgien, zwar eine großartige Kür an den Ringen gezeigt hat, so gut wie fehlerlos turnte, Abgang inklusive, aber im Kampf mit den drei Olympiamedaillengewinnern von Tokio und zwei anderen Ringe-Spezialisten eine (Bronze-) Medaille um etwa zwei Zehntel verfehlte – und damit WM-Sechster wurde. Was, nur Sechster, wo er doch Medaillenkandidat war? Viele selbst aus meiner Zunft wissen ja gar nicht, was es bedeutet, im Turnen ein WM-Achterfinale zu erreichen, weil sie gar nicht wissen, wie viele Turner da aus der ganzen Welt antreten! Es waren im Falle des Vinzenz Johann Höck nicht weniger als 137 Gegner, von denen er 131 besiegt hat. , so muss man das sehen, vor allem deshalb, weil es in klassischen Sportarten nur ganz wenige Österreicher: Innen gibt, die so eine fantastische Leistung zusammenbringen!

Auch wenn ich der älteste aktive Sportschreiber und Buchautor des Landes bin, dem man am liebsten nachsagt, ein Beckmesser zu sein, so nehme ich mir die Kühnheit heraus, auf manch allzu große, populistisch determinierte Defizite im Sport-Wissen und Sport-Verständnis in unserem Lande hinzuweisen. Kleine, nicht dem ÖSV oder dem ÖFB zu- oder nahestehende Sportler müssen ganz Großes gewinnen, damit man sie zur Kenntnis nimmt. Und so geht es leider auch vielen Sportgranden von vorgestern, derer man sich nur entsinnt, wenn sie sich auch im Sinne des selbsternannten Mainstreams orientieren. Und da dem so ist, wie es ist, schaut´s auch im klassischen Sport in Österreich so aus, wie es unter solch Begleitumständen und Rahmenbedingungen halt zwangsweise ausschaut. Ausnahmen sind eben Ausnahmen…

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