Fussball

Es hilft unserem Frauenfußball nichts, wenn Niederlagen wie Siege verkauft werden

Mit großem Interesse und sinkendem Verständnis verfolge ich seit geraumer Zeit die mehr als nur einseitige, manch eine Realität ins Gegenteil verkehrende Berichterstattung über unseren Frauenfußball, nicht nur, aber insbesondere über das Nationalteam. Eine Frauen-Elf, die sozusagen stets in der Lage wäre, Sterne vom Himmel zu holen oder zumindest auf Mutter Erde Bäume auszureißen. Ja, so liest sich das oder hört sich das in immer euphorischer Weise an, seitdem nicht mehr Dominic Thalhammer als Teamchef agiert, sondern Frau Fuhrmann die Hosen angezogen hat.

Da wird etwa das Euro-Viertelfinale 2022 (Aus gegen Deutschland mit 0:2) als ein beispielloser „historischer Erfolg“ verkauft, was ein beispielloser Irrtum ist, weil ein Großteil der inzwischen in die Jahre gekommen oder mittlerweile abgetretenen Legionärinnen anno 2017 in Holland erst im Elfmeterschießen ums EM-Finale knapp gescheitert war. Gar keine Frage, dass sich der Frauenfußball im Allgemeinen und jener in Österreich – oder besser gesagt: dank der Elf an Auslandsösterreicherinnen – im Lauf der Jahre und Jahrzehnte sehr verbessert und gut entwickelt hat, es aber immer noch großen Nachholbedarf gibt, was die Dichte an der eher schmalen, auf wenigen Ländern bestehenden Europaspitze betrifft, die Vergleiche mit den Herren der Schöpfung demnach ganz schön hinken.

Daran können auch noch so gut gemeinte, übers Ziel hinausschießende, auch von der Politik und ihrer mitunter unerträglichen Korrektheit diktierten (Vor)-Berichte, Sendungen und Gefälligkeits-Interviews nichts ändern. Wie jetzt bei der WM-Qualifikation, in der es nach dem 0:1 in Old Trafford zum Euro-Auftakt vor wenigen Wochen in Wr. Neustadt, also daheim, ein 0:2 gegen Europameister England gab. Mag schon sein, dass es ein Fehler war, mit diesem „Kracher“ nach Wiener Neustadt zu gehen statt in eine andere Stadt mit einem größeren Stadion, aber irgendwie klang die Nachricht, dass die Österreicherinnen in einem (siehe Foto doch nicht!) ausverkauften Haus vor etwas mehr als 2000 Zuschauern deshalb unglücklich verloren hätten, weil sie ihre Chancen nicht hatten nützen können, wie Ironie des Schicksals oder fast nach Persiflage auf ein unerbittliches 0:2-Faktum. Stell dir vor, Österreichs Herrenteam würde gegen England vor 2500 Zuschauern spielen? Nicht auszudenken!

Und wenn von einer die Medien noch so anstachelnden und beflügelnden Minderheit von einer fast grenzenlosen Begeisterung für den heimischen Frauenfußball gefaselt wird, dann hat die TV-Live-Übertragung des Bundesliga-Auftakts vor mehr als schütterer Kleinstadion-Kulisse in Neulengbach (0:1 gegen Austria) geradezu das Gegenteil vor Augen geführt. Auch wenn man aus ziemlich leicht durchschaubaren Motiven von Randgruppen versucht, aus einem X ein U zu machen, so genügt schon der eine oder andere Lokalaugenschein, dieses mediale Trommelfeuer als untaugliches Mittel zum Zweck zu entlarven. Die Proben aufs Exempel beweisen nur, dass noch so großer medialer oder politischer Druck eine Entwicklung auf die Schnelle halt nicht beschleunigen kann. Gut Ding oder noch besserer Frauenfußball seine Weile braucht, um die tollen Erfolge wirklich zu haben, die derzeit noch immer auch in Niederlagen als solche verkauft werden. Merks: Es wiegt immer noch, was es hat!

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