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Felix und Lukas: Akribischer Countdown vor oder Spiel mit Risiko in Tokio

Beides gehört und gelesen, kein Vergleich. Die Rede oder Schreibe ist vom vorolympischen Kontrastprogramm der Medaillenhoffnungen, die da heißen Felix Auböck (Schwimmen, 400m Kraul) und Lukas Weißhaidinger (LA/Diskuswerfen). Ja, krasser könnte der Unterschied nicht ausfallen, wie der Countdown beider zu den Tokio-Spielen läuft, die in neun Tagen eröffnet werden. Felix, der heuer als England-Legionär unter Trainer Andy Manley mit EM-Silber in Budapest (Mai) seine allererste Medaille gewonnen hat, ordnet seit Wochen sein Trainingsprogramm dem olympischen Zeitplan unter. Das heißt, dass er angesichts des 10stündigen Zeitunterschieds von Loughborough zu Tokio auch spätnachts bzw. frühmorgens seine Längen abspult, damit sich sein Körper immer besser darauf einstellen kann, wann die die Uhr die Höchstleistung verlangt.

Felix Aubock (photo: Mike Lewis)

Kurzum, akribischer als Kraulfreund Auböck kann man sich nicht für den Ernstfall präparieren, auch wenn die Pandemie-Einschränkungen die ursprünglich geplante frühe Anreise über ein Trainingscamp in Südkorea ins Wasser haben fallen lassen. Aber Felix muss sich nichts vorwerfen, er hat alles getan, um als einer der Mitfavoriten auf eine olympische Medaille das Maximum aus sich herauszuholen. Das Restrisiko beschränkt sich einerseits auf die mentale Komponente, die man im Training nie simulieren kann, andererseits auch darauf, was die weltweite Konkurrenz noch für Asse aus dem (Bademantel-)Ärmel ziehen kann.

Was seine Gegner betrifft, so kann sie der Diskus-Hüne Lukas Weißhaidinger alle einschätzen, ob sie jetzt Stahl, Gudzius, Dacres, Ceh oder sonst wie heißen. Anders als Auböck aber ist der Zimmerer-Sohn aus Taufkirchen im Innviertel ganz bewusst in die Rolle des Versuchskaninchens seines Trainers DI Gregor Högler geschlüpft, einst Speerwerfer, jetzt Sportdirektor und Cheftrainer im LA-Verband. Und das sozusagen gleich im Doppelpack. Zum einen, weil er ihn mitten in Kraftschüben auch zu Diamond-League-Meetings mit einkalkulierten Abwärtsspiralen statt berauschender Ergebnisse (5./8.) schickte. Zum anderen, weil er mit Luki erst drei Tage vor dem Qualifikations-Wettkampf (Top 12 im Finale, Top 6 nach drei Würfen um Medaillen) in Tokio einfliegt. Ein Spiel mit dem Jetlag-Risiko, das Trainer Högler mit Einverständnis des WM-Dritten von Doha 2019 da eingeht in der Hoffnung, dass in der späten Einreise und kurzen Aufenthalts-Kürze tatsächlich die erhoffte Medaillen-Würze liegt.

Sie sind allerdings die einzigen aus dem engeren Favoritenkreis, die dieses Risiko eingehen nach dem Motto: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Jedenfalls ein wirklich gewagtes Unternehmen, das sich auch im Interesse des heimischen Sports wie seiner Fans hoffentlich auch auszahlt. Und keine Fehlkalkulation wird, bei der Österreichs Vorzeige-Leichtathlet die Zeche zahlt. Zurück bleibt bis zur olympischen Antwort sowieso nur die Gretchenfrage: Was bringt mehr – hohe Risikobereitschaft oder total akribische Anpassung an die Gegebenheiten?

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