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Gäb´s nicht Thiem, hätten unsere Golfer längst das heimische Tennis abserviert

Für ganz nach vorn hat´s wieder nicht ganz gereicht, weder für Matthias Schwab (11., British Masters) noch Bernd Wiesberger (34., British Masters), weder für Sepp Straka (26., Byron Belson-Klassiker, USA) noch für die Golf-Proette Sarah Schober, als Fünfte in Südafrika auf der Ladies Tour so gut platziert wie noch nie, wobei mit Christine Wolf (28.) noch eine andere heimische Profigolferin gut unterwegs war. Wenn man aber bedenkt, dass Profigolf hierzulande bis zur Jahrtausendwende fast noch in den Windeln gelegen war, wenn man bedenkt, dass es Jahrzehnte lang eher als Privileg der Betuchten gegolten hatte, die sich das schöne Spiel gegen teures Entree auch leisten konnten, so hat Rotweißrot in kurzer Zeit quasi einen Raketenstart hingelegt.

Zunächst einmal mit dem Trio Brier-Wiegele-Wiesberger, das (inklusive Challenge- und Asian-Tour) nicht weniger als 19 Turniersiege errang, davon 10 auf höchster Ebene. Und wenn man die Konstanz betrachtet, mit der sowohl ein Schwab auf europäischer Ebene als auch Sepp Straka in der US-Tour fast immer den Cut schaffen und mit den Besten zumindest drei von vier Runden mithalten, dann scheint´s nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann auch sie einmal zum großen, siegreichen Schlag ausholen, der gleichbedeutend ist im Platzziffer-Preisgeld-Schema mit einem Riesensprung nach vorn – und wer weiß, vielleicht sogar in ein Ryder-Cup-Team, ob Europa oder gar, da Straka zwei Pässe hat, gar USA. Noch ist viel, nein: alles möglich und nichts ausgeschlossen, wenn auch ein fernes, großes Ziel. 

Schwab: 11. im British Masters, The Belfry, Straka (r.) beim Byron-Nelson top.

Beim stämmigen Straka, der jetzt zwar in den USA lebt, das Einmaleins des Golfsports aber bis 15 im GC Fontana gelernt hat, waren die letzten Resultate auch deshalb höchst bemerkenswert, weil er von Covid19 gepackt, geschwächt und zu einer Trainings- wie Spielpause gezwungen worden war. Was es heißt,trotz dieses Handicaps  bei einem der hervorragend besetzten und – wie zuletzt in Charlotte – mit 7,9 Millionen Dollar hochdotierten US-Turnieren zu einem etablierten Faktor zu werden, das verlangt allerhöchsten Respekt ohne der bei uns allzu häufigen, verbal abwertenden Geringschätzung, die da oft lautet: „Jetzt hat er´s wieder vergeigt und wieder nix g´wonnen!“

Leider, das kann ich sagen, muss man solche flott und salopp hingeworfene Sätze immer hören – meist von Leuten, denen gar nicht bewusst ist, dass die Dichte im Weltsport Golf noch doppelt, wenn nicht dreimal so groß ist wie beim Tennis. Und dass, um zurückzukehren zum „Raketenstart“, die heimischen GolferInnen binnen zwei Jahrzehnten mit Ausnahme von Dominic Thiem die heimische Spitze im Fernduell längst ein-, wenn nicht überholt haben. Nicht nur bei den Herren, sondern erst recht bei den Damen dank Wolf, Schober und demnächst auch Emma Spitz. Aber von ihnen wird meistens nicht einmal Notiz genommen.

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