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Selfmademan Auböck darf sich Verband nicht als Silberfeder auf den Hut stecken

Mehr als ein halbes Jahrzehnt hat´s gedauert, mehr als fünf Jahre lang hat Kraulriese Felix Auböck immer wieder um Wimpernschläge die erste Medaille seiner Schwimmerkarriere verpasst, zweimal war er EM-Vierter geworden, einmal WM-Fünfter und WM-Sechster im 400-m-Klassiker, zwischendurch in Pandemiezeiten sogar Weltranglistenerster, also so etwas wie ein Star ohne Portefeuille. Jetzt aber hat´s dort, wo er vor vier Jahren schon einmal der Schwimmwelt fast ein Loch geschlagen hätte bei der WM 2017, in der Duna Arena zu Budapest endlich doch geklappt. Hätte er nicht, wie es schien, den Russen auf der äußeren Bahn quasi übersehen, wer weiß …? Lassen wir solche Spekulationen zur Seite, sondern seien wir stolz darauf, dass Felix Auböck, 24, quasi aus dem Olympia-Training in der Weltklassezeit von 3:44,63 zu Silber, seiner allerersten Medaille, und zum Vize-EM-Titel auf einer Strecke gekrault ist, in der die Dichte so groß ist, dass ein Dutzend in Tokio ums Finale schwimmt. Da muss man sich Auböcks Leistung auf der Zunge zergehen lassen.

Respekt, Respekt, junger Mann, den sich viele auf en Hut stecken dürfen, nur nicht der heimische Schwimmverband. Gewiss, die Basis bekam er in der Südstadt, aber Auböck zog aus, um zuerst in Berlin, dann als US-Student in Michigan und nach einem kurzem, zwei Monate langen, aber erfolgreichen Vorjahrs-Intermezzo bei Südstadt-Coach Fehervari dann im mittelenglischen Olympiazentrum Loughborough die Schwimmwelt auf den Kopf zu stellen. Auböck ist kein Verbandsprodukt, sondern ein Selfmademan vom Scheitel bis zur Sohle.

Mit ihm wie den eingebürgerten Rosen, Pardon: Synchron-Nixen aus Athen, hängt sich der OSV ein fremdes Mäntelchen um, das zudeckt, was mit wenigen Ausnahmen (mit einer Ausnahme aus der Südstadt/Trainer Fehervari) faul ist. Umso lächerlicher sind da die Schalmeien-Töne eines Präsidenten, der immer mehr zum Erfüllungsgehilfen eines alten Tiroler Kumpels wird, zufällig sein Vize, als Vater aktiver Schwimmer zufällig auch in der Sportkommission, die entscheidet, wer wann warum wohin delegiert wird. Und der ganz sicher auch ein Wörtchen mitredet, welche Aussendungen, Homepage-Texte und Meldungen der Verband in welcher, auch irreführenden Form an die Öffentlichkeit weitergibt.

Allererste Medaille für Krauler Auböck

Zu welch tollen Leistungen nach den Synchron-Medaillen und noch vor dem Auböck-Silber der Präsident, Sohn eines legendären Schwimm-Trainers aus Tirol, da gratuliert hat, ist mehr als rätselhaft. Okay, das Synchron-Duo im Wasserspringen landete auf Platz sieben, was gut klingt, sich angesichts von 10 Paaren am Start aber relativiert. Und mit dem Titel: Finale verpasst, wird man dem Turmspringer-Debakel leider nicht gerecht, dann bei allem Respekt vor der Jugend der Springer, sind 18.  bzw. 22. Plätze unter 22 Teilnehmern mit halber Punktezahl des Vorkampfsiegers weit, weit weg von einem Finale.

Und wenn man den 10. Platz einer Open-Air-Schwimmerin (Erkner) am Sonntag am Lupa Strand im Norden von Budapest als Bravourstück hinstellt, dann stimmt das zwar, was Durchhaltevermögen bei 5:01-tunden Schwimmerei betrifft, Top 10 unter 11 Klassierten ist aber nicht gerade das Gelbe vom Ei, oder? Zur Belohnung oder Strafe hat sie Feldwebel Marco Wolf, der selbsternannte Linzer Trainerguru, der vom Heer kommt, nicht in eine schöpferische Pause geschickt, sondern an den Start des 800m-Kraul-Vorlaufs in der Duna Arena gehetzt, in dem sie zehn Sekunden hinter ihrer persönlichen Bestzeit auch von einem Mädchen aus dem Zwergstatt San Marino abgehängt wurde.

Na immerhin, sie hat dem bösen Wolf sozusagen ihre Zähne gezeigt, hurra! Auch der Trainerwechsel des anderen Vizepräsidentensohnes von der Südstadt nach Graz hat sich ja nach Trainingslagern so richtig ausgezahlt, ist doch Christopher Rothbauer auf Anhieb gleich auf Platz 29 über 100m Brust gelandet. Ja, da kommt Freude auf. Wie bei allen anderen, die außer Auböck (und eventuell Marlene Kahler, 9., erste Finalreserve) im Vorlauf gestartet und gleich wieder ausgeschieden sind. Ich warte schon auf die nächste frohe, wenn nicht Freudenbotschaft des Verbandes, dass er es dank seiner exzellenten Verbindungen geschafft hat, dem neuen und doch Anti-Rogan, also Felix Auböck, keinen noch so bescheidenen Sponsor zu vermitteln. Na ja, ein bisserl was muss ein Selfmademan wie der Neo-Vize-Europameister Felix schon auf seine eigene Kappe nehmen, gell. Wäre ja zu viel verlangt, das von einem Verband mit einem so unglaublich engagierten Präsidium zu erwarten. Oder gar zu verlangen. Da kommt echt Freude auf. Auch bei vielen Schwimmmeistern von gestern… 

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