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Götschl: Speed-Queen als Quoten-Frau im “Erbfolgekrieg”?

Sie Skisaison ist vorbei, aber das Rennen um die Nachfolge des omnipotenten und omnipräsenten, professoralen wie pragmatischen Peter Schröcksnadel im ÖSV-Präsidentenamt nimmt jetzt erst so richtig Fahrt auf. Der Kitzbüheler Michael Huber, Zampano des Hahnenkammrennens, hat nach reiflicher Überlegung seine Kandidatur zurückgezogen. Der frühere Kärntner Ski-Chef Klaus Pekarek, eine der grauen Eminenzen im Raiffeisenverbund, schwankt fast täglich zwischen Ja und Nein, ob er es wagen soll oder nicht. Ohne jeden Vorbehalt und sozusagen unerschrocken hat hingegen jetzt die frühere Speed-Queen, Weltmeisterin und Weltcupsiegerin Renate Götschl als aktuelle steirische Vizepräsidentin den Fehdehandschuh gegen den bisher von einigen Landesverbänden favorisierten Speed-King Michael Walchhofer in den „Präsidenten-Ring“ geworfen.

Noch muss man abwarten, ob sich noch ein oder sogar mehr Kandidaten um das Schröcksnadel-Erbe bewerben, sollte es aber beim Status quo bleiben, dann hieße das: Frau gegen Mann, mehrfache Familienmutter kontra mehrfachen Familienvater, Weltmeisterin gegen Weltmeister, emeritierte Speed-Queen gegen Speed-King i. R., steirische Vizepräsidentin gegen ÖSV-Vize. Interessante Gegensätze, aber beide ihrerseits auch so gut wie unbeschriebene Blätter, wenn es darum geht, Führungsqualitäten zu beweisen und nicht nur sportliche, sondern auch ökonomische und administrative Verantwortung zu übernehmen.

Hat die zweifache Mama Götschl etwa dank des allerorten forcierten Gender-Mainstreams im Duell mit ihrem Downhill-Widerpart Walchhofer mehr Trümpfe in der Hand, weil weniger die (Ski-)Gesellschaft, sondern die Politik danach ruft, nein: mehr oder weniger verlangt, dass endlich auch die Frau in Herrn-der-Schöpfung-Domänen des Sports sozusagen den Mann stehen können? Oder wie hilfreich mag es sein, dass Ehemann Hannes Kargl langjähriger ORF-Redakteur ist.

Im Grunde sollten und dürften eher oberflächliche, mitunter auf politisches Kleingeld zielende Überlegungen bei der Qual der Wahl keine Rolle spielen, das wäre ganz sicher ein falscher Ansatzunkt. Für mich sollt´s auch nicht zählen, wer von beiden, ob Speed-Queen oder Speed-King, mehr oder wichtigere Erfolge auf den Pisten aller Welt errungen hat, sondern einzig und allein die Qualität der Kandidatur, die sie im Auswahlverfahren den Landesverbänden präsentieren. 

Bei einem ÖSV-Jahresbudget von etwa 60 Millionen Euro und den Problemen, die die Pandemie mit sich gebracht hat und womöglich noch bringen wird, können und dürfen nicht persönlich-determinierte Neigungen entscheiden, nicht irgendwelche von außen gesteuerte Emotionen oder Präferenzen, sondern ausschließlich nüchternes Kalkül, wer am ehesten dem angesichts neuer Begleitumstände höchst anspruchsvollen Anforderungsprofil entspricht.

Und dabei ertappt sich unsereins bei der Frage, ob alle regionalen Skikaiser wirklich wissen, was sie tun, wenn sie ihre Wahl treffen. Aus langjähriger Erfahrung weiß nicht nur ich, dass der berüchtigte Kantönligeist nicht nur in der Schweiz lebt. Vor ihm sollte sich der ÖSV jedenfalls hüten, wenn es im Schröcksnadel-Erbfolgekrieg zum Final Countdown kommt. Auch was die Zahl der Stimmen betrifft…

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