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Halb leer statt halb voll – bitterer Schlusspfiff statt Happy End in Wembley

Tolle Leistung, bitterer Kelch. Höchstes Lob, schlimmste Tristesse. Verpasste Führung, verdammter Video-Referee. Italien am Rand der Niederlage, schlussendlich aber Euro-Aus für Rotweißrot. Krasser hätten die Gegensätze nach dem 1:2 eines der besten, aber trotzdem glücklosesten österreichischen Fußballteams in Wembley nicht sein können. Halb voll ist eben auch halb leer und alles nur eine Frage der Perspektive, wie man´s sehen will. Wenn ich mir erlauben darf, so möchte ich daran erinnern, dass ich in meinem Blog vor kurzem darauf hingewiesen hab´, dass die Italiener zwar ein sehr kompaktes, qualitativ starkes Kollektiv sind, aber gegen keinen Top-Vorrundengegner (Türkei, Schweiz, Wales) gewonnen und zudem keinen Überdrüber-Star in ihrer Mannschaft haben, sie also durchaus zu knacken wären.

Ja, fast wäre ich bestätigt worden, leider nur fast, weil knapp im Abseits in VAR-Euro-Zeiten wie diesen – auch wenn sich Arnie noch so ärgert, dass es ihn  gibt – eben Abseits bleibt. Und knapp daneben eben leider auch knapp vorbei ist – wie die Schüsse von Arnautovic , Gregoritsch oder Sabitzer, was im Gegenzug aber auch die Squadra Azzurra über ihre unvollendeten Konter oder Aluminiumtreffer hätte sagen können, um statt halber ganzer Wahrheit die Ehre zu geben. Ja, es wär´ sozusagen zu schön gewesen, um wahr zu sein. Kurzum, eine Form von Hätti-Täti-Wari, ein Klassiker als Trostspender, um den man sich frei nach Alt-Italien-Legionär und ORF-Analytiker Herbert Prohaska allerdings nichts kaufen kann.

Außer der Erkenntnis, dass wir mit unserer Legionärstruppe dann, wenn wir an und über unsere Grenzen gehen, auf Augenhöhe mit den vermeintlich Besten sein können. Wobei ich mich – dieser Ein- und auch Vorwurf an den sonst über sich hinausgewachsenen Teamchef sei gestattet – schon vor Ablauf der torlosen 90 Minuten gefragt hab, warum der jetzt seit 31 Spielen unbesiegte, aber nicht mehr gegentorlose Roberto Mancini im Gegensatz zu Franco Foda eine frische Kraft nach der anderen in die Waagschale wirft statt den vom tempogeladenen Spiel ausgelaugten Kräften weiter zu vertrauen. Ja, was wäre gewesen, wären Kalajdzic, Gregoritsch, Schaub oder Schöpf früher gekommen, um auf die Tube zu drücken? Ja wer weiß, vielleicht hat Italien schlussendlich das bessere Ende nicht zuletzt auch deshalb für sich gehabt, weil der Tank halb voll mit Super+ war statt hab leer mit Super ohne Plus.

Ja, so ist das mit ein paar Promille, die über Tränen aus Freud´ oder Leid´ entscheiden können.  Jetzt geht´s darum, nicht Trübsal zu blasen, sondern das Momentum mit in die WM-Ausscheidung zu nehmen, um uns trotz des verpatzten Starts  doch noch für die WM 2022 in Katar zu qualifizieren. Dann sollte die Euro-Truppe noch um jenes Quäntchen reifer sein, das um einen Hauch zur zweiten Wembley-Sensation unserer Fußballgeschichte gefehlt hat. Irgendwann schlägt auch den glücklosesten Tolldreisten eine Sternstunde… 

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