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Hand aufs Herz, wer hätte mit Jacobs als neuem Bolt gerechnet?

Marcell Jacobs, who? Ja Hand aufs Herz, wer hätte je gedacht, dass der Sohn einer Italienerin und eines Afro-Amerikaners aus El Paso der Nachfolger des legendären Usain Bolt als Olympiasieger und aktuell schnellster Mann der Welt werden könnte? Hand aufs Herz, wer hätte gedacht, dass eben dieser Marcell Jacobs sich um eineinhalb Zehntel steigern könnte, um die favorisierten Gegner aus den USA (Kershey/Bromell vorzeitig out), Kanada (de Grasse) und China (Su) trotz eines mittelprächtigen Starts in der fabelhaften zeit von 9,80 Sekunden schlagen könnte? Ja, Hand aufs Herz, wer hätte gedacht, dass ein – ich schreib´s, obwohl ich nicht weiß, ob´s noch erlaubt ist zu sagen – hochmodern tätowierter Mischling das wichtigste olympische Sprintgold nach fast 30 Jahren (Linford Christie, GB, Barcelona 92) wieder nach Europa holen – und damit auf den Spuren der italienischen Sprintlegenden Livio Berrutti und Pietro Mennea wandeln würde.

Ja, Hand aufs Herz, da klopft eben dieses, weil´s seit Jahrzehnten keine Sprintsensation dieser Dimension gegeben hat. Und wenn man die Geschichte dieses 27jährigen Italieners aus Texas mit dem schon gelichteten Haaren liest, der muss jenen Leuten danken, dass der Sohn eines Basketballers dem Basketball als Zehnjähriger einen Korb gab, um sich der Leichtathletik zu widmen – dem Sprint ebenso wie dem Weitsprung, in dem er aber bei weitem keine so gro0en Sprünge macht wie im 60- und 100m-Lauf. Abgesehen von italienischen Meistertiteln war sein bisher größter Erfolg das Hallen-EM-Gold über 60m in Torun, sozusagen ein Vorgeschmack darauf, was der gute Marcell Jacobs noch im Talon hat. Oder, wie es einst der Becker-Macher Günther Bosch über Boris gesagt hat: „Der hat jede Menge Tricks in der Tasche!“

In der Tat hat Marcell Jacobs, der vordem abseits von geeichten Insidern große Unbekannte, alle bekannten Namen im 100m-Finale von Tokio ausgetrickst. Und damit wieder einmal bestätigt, dass Olympische Spiele ihre eigenen Gesetze haben. Wobei unsereins, gewitzigt durch frühere olympische Skandale a la Big Ben Johnson, inständig hofft, dass alles mit rechten Dingen zugegangen und nicht am Sensationssieg des US-Italieners zu rütteln ist.

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