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Hasenhüttl setzt Meilensteine, lässt “Puppen” tanzen

powell/weltfussball

Im Gegensatz zu Opern, Bundestheatern und sonstigen Bühnen darf sich morgen am Küniglberg der ORF-Vorhang für die nächste Folge der Dancing-Stars-Staffel und deren Juroren von teils zweifelhaftem Ruf heben. Kurzum, es wird weiter getanzt, als gäb´s keinen Lockdown. Als es dieses Erfolgsformat mit hohen Einschaltquoten noch lange nicht gab, befand sich unter den Turniertänzern auch das Grazer Ehepaar Ingrid und Gilbert Hasenhüttl, dessen Sohn einen ganz anderen, geradlinigeren Weg als Mittelstürmer von Meisterklubs, der Nationalmannschaft wie von Vereinen in Belgien und Deutschland einschlagen und dann wiederum im Ausland auch als (Erfolgs-)Trainer gehen  sollte.

Kurzum, es handelt sich um Ralph Hasenhüttl, der trotz seiner körperlichen Durchschlagskraft Zeit seiner Karriere stets zu den unterschätzten Größen zählte. Und daran hat sich offensichtlich für ihn auch als Trainer wenig geändert, vielleicht auch deshalb, weil “Hasi” nicht zu den Lautsprechern zählt, sondern eher zu den Leisetretern gehört. Bei ihm gab´s weniger Lärm um teils tolle Aufstiegserfolge von der Unterliga bis zu Champions-League oder die historische Trainer-Premiere für Rotweißrot in der Premier League – am meisten geriet Hasenhüttl in die Schlagzeilen, als er sich mit RB Leipzig entzweite und heuer in England, als der von ihm gerettete FC Southampton dann unter ihm mit einem 0:9 das schlimmste Debakel der Klubgeschichte erlebte.

Vom Wunderknaben zum Watschenmann nicht nur der britischen Medien, so schnell ging das. Hätte man ihm dem Laufpass gegeben, es wäre kein Wunder gewesen, aber auf wundersame Weise war das nicht der Fall, vielmehr gelang es der Zielscheibe von Kritik und Spott, mit dem Küstenklub am Ende im sicheren Mittelfeldhafen zu landen. Und das ohne große Millionenstars, mit denen sich die englischen Topklubs von Liverpool bis Machester und London aufmascherln.

Eine ebensolche, obschon bei weitem nicht so dramatische Trendwende ist Freund Hasenhüttl auch in der neuen Premier-League-Saison gelungen. Nach zwei Niederlagen ging´s nahezu unaufhaltsam bergauf mit dem Team des immer wieder unterschätzten Grazers, der sich längst einen guten, wenn auch für die Briten schwer bis kaum auszusprechenden Namen gemacht hat. Und Freitag, 6. November 2020, wieder einen historischen Meilenstein setzen könnte, sollte Southampton nicht nur das Duell mit Newcastle United gewinnen, sondern damit zumindest vorübergehend auch die bellenführung in der Premiere League übernehmen.

Damit würde der erste Österreicher, der je einen Premiere Klub betreut hat, auch als erster österreichischer Trainer in die Annalen eingehen, der seine Truppe an die Tabellenspitze geführt hat. Da kann auch ein Legionär wie Pauli Scharner nicht mit, der einst mit Wigan im FA-Cupfinale stand. Und diese historischen Trainertaten, so wage ich zu prophezeien, wird Hasenhüttl auch so schnell keiner nachmachen. Es scheint nicht nur so, es muss sogar so sein, dass der Sohn von Turniertänzern die Kunst beherrscht, die Puppen, Pardon: Schützlinge nach seiner Pfeife tanzen zu lassen…

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