Allgemein

Heroische Niederlagen bleiben Niederlagen, aus denen sich halt keine Tennissiege zaubern lassen

Eins, zwei, drei, vier, dann war Österreich stier! Zumindest, was das Einzel beim Rasenklassiker in Wimbledon betrifft. Nach Julia Grabher, Sebastian Ofner und Dennis Novak schied auch Ex-US-Open-Sieger Dominic Thiem nach heroischem Kampf gegen den zuletzt auch nicht gerade in Topform befindlichen Weltranglistenfünften Stefanos Tsitsipas im Champions-Tiebreak des fünften Satzes aus.

Ein bitterer Kelch, auch wenn Thiem beteuert, aus dieser hauchdünnen Niederlage, einer Neuauflage von Madrid (damals 3 Sätze), neues Selbstvertrauen („Es zeigt, dass ich noch da bin!“) gewonnen zu haben. Na ja, wie man´s sieht, so nimmt man´s halt. Zurück bleiben jetzt die Doppelhoffnungen, die da Erler-Miedler, Oswald (mit Haase, NL) und Weissborn (mit Arneodo, Monaco) heißen. Und noch nicht in den Rasenklassiker eingegriffen haben.

Wenn sich die enttäuschten „Singles“ beeilen beim Kofferpacken, wenn sie möglichst schnell heim ins Tennis-Österreich düsen, dann bietet sich den besiegten Großverdienern (knapp 70.000 Euro für das Wimbledon-Erstrunden-Aus) jetzt die Chance, ein bisschen Kleingeld zu verdienen – im grenznahen Oberpullendorf im Burgenland bei den österreichischen Tennismeisterschaften! Zumindest wurde vor einiger Zeit angekündigt, dass die in London ausgemusterten Österreicher: Innen verspätet und doch rechtzeitig in den Kampf um den Titel eingreifen können, der immerhin mit 8000 Euro dotiert ist.

Kleine Brötchen also statt großer Happen. Aber wer das Kleine nicht ehrt, der ist, so sagt ein Sprichwort, das Große nicht wert. Wer weiß, vielleicht hält sich (mit Novak, der hier vor zwei Jahren gegen Ofner ebenso gewonnen hat wie Julia Grabher gegen Sinja Kraus) auch Dominic Thiem an die Devise, um das Verlierer-Image durch Siege loszuwerden. Wer weiß. Alles möglich heutzutage, nichts ausgeschlossen.

Wenn wir von ungewisser Zukunft schreiben, dann muss man auch auf die größte unserer Zukunftshoffnungen verweisen, den 17jährigen Vorarlberger Joel Schwärzler. Der Jugend-Europameister, im Ländle ausgebildet, mittlerweile aber in der Südstadt unter den Fittichen des mehr als Trainer-Coach denn konzeptiver Sportdirektor auffälligen Ex-Top-10-Spielers und (Mixed-)Doppelspezialisten Jürgen Melzer, hat jetzt beim Wimbledon-Junioren-Test in Roehampton das Schicksal der Großen geteilt. Schwärzler, dem man eine große Zukunft prophezeit, verlor als Nr. 5 des Turniers schon zum Auftakt, was womöglich auf die Umstellung auf ungewohnten Rasen, einen womöglich schlechten Tag oder gar Pubertäts-Folgen zurückzuführen war.

Nichtsdestotrotz bleibt uns ja die Hoffnung, dass einer verpatzten Generalprobe womöglich eine glanzvolle Wimbledon-Junioren-Premiere folgt. Wenn möglich im Einzel, weil sich die einst so tollen Doppelbewerbe immer mehr zu einem Wurmfortsatz großer Turniere entwickeln, dem ist so, da muss man nur Veranstalter ganz großer Turniere dazu befragen wie den einstigen Paris-Finalisten Franulovic, der jahrelang Monte Carlo geschupft hat.

Obschon es natürlich Aufgabe jedes Verbandes und der von ihm beauftragten PR- und Pressemenschen ist, ihre Branche medial so gut wie möglich hinzustellen, so wird allzu willfährige Schönwetterberichterstattung zum Bumerang, wenn die Sportler: Innen vom Londoner Regen in die Wimbledon-Traufe kommen. Schlussendlich zählen auch nicht mitunter seltsame, kaum durchschaubare Ranglisten-Zahlenspielereien, sondern nur die Ergebnisse in direkten Duellen auf Sand, Hartplatz oder Rasen. Und wenn Niederlagen noch so hauchdünn ausfallen, so kann man daraus keine Siege zaubern. Das sind die harten Tatsachen. Im Tennis wie überall anderswo…

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen