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Kriechmayr oder: Mit klassischer Ausnahmeregelung zum Klassiker-Triumph

Werte Blog-Leser, bitte tadeln oder prügeln Sie mich nicht, wenn ich jetzt trotz aller patriotischer Gesinnung auf die skisportliche Abwandlung des unendlichen Djokovic-Theaters eingehe. Ich höre seit Tagen von allen, die den seit Jahren weltbesten Tennisspieler als notorischen Lügner, serbischen Volltrottel oder hinterlistigen Betrüger bezeichnen, dem man das Handwerk legen muss, dass Regeln eben dazu da sind, eingehalten und nicht umgangen zu werden. Da haben sie natürlich recht, das ist absolut richtig, das ist oberstes Fairness-Gebot, gar keine Frage, es sei denn … es sei denn, es geht darum, sich bzw. einem justament durch das verflixte Corona-Virus kurzfristig verbannten Doppelweltmeister sozusagen durch eine Einstweilige (Jury-)Entscheidung eine an sich unerlaubte Ausnahmegenehmigung zu verschaffen.

Sie wissen, wovon und von wem die Rede ist – von Vinzenz Kriechmayr, unserem sympathischen Speedy Gonzales vom Bauernhof im Mühlviertel, der mit der klassischen Lauberhorn-Abfahrt ein Rennen gewann, bei dem er eigentlich gar nicht hätte starten dürfen. Und warum hätte er, wäre die Regel eingehalten und nicht durch einen Mehrheitsentscheid gebrochen worden? Weil Kriechmayr nach seiner (symptomlosen) Covid19- oder neuerdings Omikron-Infektion so spät freigetestet wurde, dass er das erste Training vom obersten Lauberhorn-Start verpasst hatte, nach den FIS-Regeln also ohne offizieller Trainingsteilnahme (aus dem Starthaus) nicht hätte fahren dürfen, WM-Gold -hin, Sieg 2019 und Super-G Erfahrung (Donnerstag) her.

Noch ehe Kriechmayr zum Triumph raste, brodelte hinter vorgehaltener Hand die Gerüchteküche, wie es trotz der starken Opposition aus Schweiz, Deutschland, Frankreich usw. dazu hatte kommen können, dass der zweifache Weltmeister Gleicher als Gleiche behandelt worden war. Etwa gar deshalb, wie allenthalben vermutet und im Umlauf gesetzt wurde, weil der an sich untadlige Sportsmann so nebenbei das Material jener Firma fährt, die dem neuen FIS-Präsidenten gehört?

Und wenn sich auch unsere ORF-Experten vor höchster Bewunderung darüber überschlugen, dass der arme Vinzenz trotz Handikap eines versäumten Trainings von ganz oben mit einem Traumlauf gewonnen habe, so sei im gleichen Atemzug daran erinnert, dass Kriechmayr mit einer (ihm nicht neuen, dazu besichtigten) 4,4km-Abfahrt weniger auch etwas Substanz sparen, die Muskel-Übersäuerung hinausschieben und so womöglich mehr Energie als andere, voran Lauberhorn-Neuling Odermatt, beim Happy End des Wengen-Triples in die Waagschale werfen konnte…

Das alles soll die Leistung Kriechmayrs nach den durchwachsenen Super-G- und Abfahrts-Kurzversion-Fahrten nicht schmälern, diese war einfach fabelhaft. Aber zugleich hat´s gezeigt, dass das ständige Geschrei von Geboten, Verboten, Regeln und Fairness offenbar auch zum großen Reich der Fabeln und der Schimäre gehört. Mir scheint, dass unterm Strich statt allen Regeln in erster Linie auch im Sport das Diktat regiert, das da heißt: Gut ist, was nützt. Wem immer im Interesse wessen auch immer…  

PS: Als Ironie am Rande sei erwähnt, dass übrigens auch Novak Djokovic mit einem Head-Racket spielt, der Firmen-Besitzer allerdings weder im Tennis-Weltverband noch in der ATP (Chef ist der ehemalige Leitgeb-Schützling und Muster-Sparringpartner Andrea Gaudenzi) eine Rolle wie als FIS-Boss spielt…

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