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Novak Djokovic: Ein Liebling der Rekorde statt Liebkind der Fans

Er hatte sich immer wieder aufgebäumt, so auch den ersten, vermeintlich verlorenen Satz noch gewonnen, letztlich aber wurde Novak Djokovic für Matteo Berrettini, den ersten Italiener in einem Wimbledon-Finale, im Endspiel eine Nummer zu groß. Nicht italienische Tennisgeschichte wurde geschrieben, sondern eine kleine serbische, weil der Djoker jetzt mit seinem 20. Grand-Slam-Titel zu Roger Federer und Rafael Nadal aufgeschlossen – und dazu noch die große Chance hat, bei einem US-Open-Sieg den ersten Grand Slam in einem Kalenderjahr seit Rod „the rocket“ Laver anno 1969 zu vollenden.

Im Grunde müsste die Tenniswelt jetzt jubeln, aber ich bin mir sicher, dass sich am 20fachen Grand-Slam-Sieger die Geister scheiden. Ja, Djokovic, der Tennis-Asket, der bis zur speziellen, gutenfreien Diät alles dem Erfolg unterordnet, just der verbissen wirkende Serbe, ausgerechnet der Renegat des Establishments, der eine neue, Anti-ATP-Spielervereinigung gegründet hat, ist mittlerweile die unumstrittene Nummer 1 im Welttennis. Weniger Integrationsfigur, sondern abseits seiner treuen Serben-Freunde oft ein Feindbild der Fans.

Und er selbst hat ja schon zugegeben, dass es ihm mitunter vorkommt, als würde er in fast jedem Match einen Zweifrontenkampf bestreiten – im sportlichen Duell mit dem Gegner, in dem er meist gewinnt, aber auch gegen eine Wand an Animosität, die schwer bis gar nicht zu überwinden scheint. Und die hat sich so richtig erst in New York aufgebaut, als er als Imitator von Tennisgrößen besonders lustig sein wollte, die Roddick-Kopie aber kein Gaudium bedeutete, sondern ihn zum Buhmann stempelte. Seither ist er nur auf Siege fokussiert.

Und seither kämpft er zwar erfolgreicher denn je, seither hat er sich um tausende Punkte von den Verfolgern abgesetzt, aber dem Stigma des verbissenen Superstars, der keine Gnade kennt, der um jeden Punkt rennt, der nie aufgibt, der um jeden Preis gewinnen will, konnte er einfach nicht enteilen. Wie immer man zu Novak Djokovic steht, der ursprünglich Skirennläufer werden wollte, ehe ihn die Tennisliebe packte und nicht mehr losließ – er ist auf dem Weg dazu, der beste Tennisprofi aller Zeiten zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nach der eher dubiosen Disqualifikation im Vorjahr heuer sportlich siegreich zurückschlägt, scheint jedenfalls weit größer als bei Nadal oder Federer, sollte der nicht schon seinen Rücktritt erklärt haben. Es gibt keinen Zweifel: Djokovic ist der Mann, der alle Rekorde brechen kann. Ob man´s goutiert oder nicht.

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