Skifahren

Österreichs Alpine auf Gullivers Reisespuren

 Ja, das waren noch Zeiten, als unsere Pistenartisten wenigstens im Europacup groß auftrumpften, reihenweise Siege, Podest-Plätze und Top-10-Ränge einfuhren, mit denen sie sich und dem Skiverband noch mehr Weltcupstarts ermöglichten. Vorbei und zumindest vorderhand zum Vergessen, wenn man die Ergebnisse der Rennen in Zinal, hoch oben im Wallis, zur Hand nimmt. War schon die Alpine Kombination aus Super G und Slalom mehr als enttäuschend verlaufen, so setzte der Riesenslalom sozusagen noch eins drauf. Die Rechnung, auf zweiter Ebene sich mit Top-Resultaten auch Top-Punkte, bessere Startnummern und mehr Selbstvertrauen zu holen, ist alles andere denn aufgegangen.

Kaum hatte man nach Haaser-Sieg und Platz zwei in Obergurgl große Erwartungen in die Jungen gesetzt, sah Rotweißrot selbst im Europacup so schwarz wie im Weltcup. Der Beste unter den schwächelnden Pseudo-Krachern von morgen war noch Christian Borgnaes aus St. Anton, ein halber Däne, weil sein Vater von dort stammt. Und eben dieser Mann war vor einiger Zeit aussortiert und zur Global-International Group abgeschoben und erst jetzt entdeckt worden. Aber auch Borgnaes blieb weit weg vom Podest – als Neunter schaffte er gerade die Top 10, allerdings hinter dem Flachländer Maarten Meiners und ein Hundertstel vorm Russen Kusnezow, nur unwesentlich schneller als der Brite Raposo oder ein gewisser Senor Verdu aus dem Kleinstaat Andorra.

Wer da noch von Lichtblick spricht, muss mit einem Blackout gesegnet sein. Und Jung-Star Raphael Haaser, von dem man sich schon Wunderdinge erhofft hatte, in der Alpinen Kombi gerade einmal auf Platz 13, flog nach einem schwachen ersten Lauf im zweiten Durchgang raus – und aus dem Klassement. Post festum muss man sich im ÖSV wohl fragen: Hat sich die Hetzjagd für den 20-jährigen vom Achensee ausgezahlt? Mit Verlaub, die Reise war das Kilometergeld nicht wert. Und langsam muss man sich wirklich fragen, warum die einst so stolzen Pisten-Vorreiter mittlerweile zu den Nachzüglern der alpinen Szene mutiert sind. An den Genen kann´s wohl nicht liegen, eher an falschen Schwüngen…

Sarkasten könnten gar meinen,  dass wir in für den Tourismus so schwierigen Corona-Zeiten lieber den den tüchtigen Flachland-Läufern den Vortritt lassen wollen, damit deren Landsleute trotz aller Unkenrufe auf den Feriengeschmack bei uns kommen. Verkehrte Ski-Welt, nicht wahr, so meinen das wir, die sich als die wahren Skigraden fühlen. In der Tat aber reflektiert es nur eine sportliche Entwicklung, die wir als arrogante Pioniere offenbar total verschlafen haben. Sonst würden uns nicht auch ehemalige Ski-Entwicklungsländer um die Ohren fahren. Gullivers Reise geht weiter…

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