Fussball

Salzburg, Struber und das Bullen-Erfolgsmodell von einem austauschbaren Management

Als Serienmeister Salzburg für den heutigen Montag, 13 h, eine Pressekonferenz ankündigte, bei der der Jaissle-Nachfolger als Cheftrainer präsentiert werde, da erhob sich zumindest für mich nur die Frage: Gibt´s womöglich doch noch eine Überraschung oder bekommt nur das längst offene Geheimnis den offiziellen Anstrich? Nein, nein, die Sensation, die eventuell Oliver Glasner, Adi Hütter oder Ralph Hasenhüttl hätte heißen können, wurde nicht aus dem Bullen-Ärmel gezaubert, sondern einer präsentiert, der die RB-DNA sozusagen schon mit dem ersten Trainerlöffel gegessen hat, nämlich Gerhard Struber, also genau jener Mann, dessen Name die bestinformierten Medien schon zwei Tage lang kolportiert hatten.

Wer einen Blick in die sozialen Medien wirft, die ja immer und überall noch mehr als die echten Medien ihren Senf zu allen möglichen Entscheidungen (nicht nur im Sport) geben, der registriert mit gemischten Gefühlen in Untertönen auch den Vorwurf einer Billigsdorfer-Lösung angesichts der doch eher durchwachsenen Karriere von Struber. Natürlich ist´s Part of the Trainer-Game, dass Geheuerte auch wieder gefeuert werden wie Struber vor kurzem von den roten Bullen in New York oder eigentlich New Jersey, weil die Mannschaft (samt Coach) in der Major
League Soccer nicht hielt, was man sich in der Chefetage versprochen hatte. Liefering, Wolfsberg, Barnsley, New York sind ja wahrlich kein Pedigree mit den allerbesten Empfehlungen für einen Serienmeister, der mit einer an Haupt und Gliedern wiederum veränderten, womöglich geschwächten Truppe auch in der Champions League mitspielen will.

Aber nicht nur die Kommentare manch eines Skeptiker haben etwas für sich, auch jene, die meinen, dass das schier unerschöpfliche Reservoir an Talenten aus eigenen Akademien oder aber zugekauften Starlets ohnehin so groß, so gut und so stark ist, dass es mit wem auch immer als Cheftrainer auch der „Chef im Ring“ bleibt, was zumindest die heimische Meisterschaft anbelangt. Da ist was dran, man denke nur an Marco Rose, an Jesse March und Matthias Jaissle, die alles andere denn Begriffe waren, ehe sie das Zepter in die Hände bekamen – und von der Salzach dann über Gladbach, Dortmund, Leipzig auf der Insel oder als Trainer-Frührentner in der Wüste landeten.

Ja, die konträren Ansichten zu Trainer-Qualitäten mögen etwas an sich haben, wobei sich mir persönlich aber eine andere Kardinal- oder Gretchenfrage stellt, die da heißt: Soll und darf das bisherige österreichische Nonplusultra mit einigen Europacup-Achtungserfolgen auch jenseits der eingeengten Grenzen nach den Sternen greifen oder ist er auch aus rationalen, ökonomischen und werblichen Gründen der Führungs-Etappe dazu ausersehen bis verdammt, ein Ausbildungsverein für den größeren Bruder mit viel größerer Resonanz in Leipzig zum einen, aber auch eine lukrative Plattform für die Transferbörse zu sein.

Das ist bei allem Respekt vor dem Aufstieg der roten Fußballbullen in Salzburg fast aus dem Nichts halt die Kehrseite eines Klubs, der nicht in althergebrachten Kategorien wie Vereinstradition, Klubfarben oder Fankultur denkt, sondern den Fußball wie alle anderen Beteiligungen als möglichst erfolgreiches Geschäftsmodell betrachtet, in dem auf allen Management- und damit auch Trainer-Ebenen das Gesetz der Austauschbarkeit regiert. Damit sei nichts gegen Struber gesagt, sondern nur dem Bullen-Diktat das Wort geredet. Was immer unterm Strich dabei herauskommt. Ausgetauscht zu günstigen Bedingungen kann ja noch immer werden, das war ja schon  so bei einem Letsch oder Zeidler, die auf Adi Hütter und Roger Schmidt (nicht lange) folgten…

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