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Golfer Straka: Millionen-Stechen um Hauch verpasst, aber unterwegs zum Top-Star

Sein Gesichtsausdruck sagte alles aus. Er wusste es noch nicht, ahnte aber schon, was ihn ein paar Zentimeter gekostet hatten und kosten würden. Ja, hätte der in Wien aufgewachsene und beim Stronach-Golfklub von Claude Grenier bestens trainierte Sepp Straka (28) den Putt am letzten Loch der RBC Heritage versenkt und nicht um einen Hauch verschoben, er wäre nicht geteilter Dritter geworden, sondern hätte in einem Dreier-Stechen nach seinem bereits zweiten Triumph auf der US-PGA-Tour und um 1,1 Millionen mehr an Preisgeld greifen können. Ja, wie hätte er da gute Miene zum bösen Spiel machen sollen, das gerade ein Grasbüschel mit ihm getrieben hatte?

Verständlicher Ärger, der aber, wenn sie mich fragen, nichts mit der entgangenen Million, sondern vielmehr mit der Enttäuschung zu tun hatte, den historischen Erfolg mit einem zweiten zu unterstreichen! Der zweite Sieg binnen sieben Wochen blieb also Konjunktiv, mit seinen Topresultaten (16/1/9/30/3) aber hat sich der stämmige, kraftvolle Longhitter im FedEx-Ranking wieder unter die Top 15 und in der Weltrangliste auf Platz 67 geschoben als Nummer 1 der österreichischen Profis, zehn Plätze besser als Bernd Wiesberger, um etwa 100 Plätze vor Matthias Schwab, der in der RBS Heritage ein Auf und Ab und am Ende den Platz 59 registrierte.

Noch liegt im Phantomduell der einst elitären „Nobel-Ballspiele“ der rekonvaleszente Ex-US-Open-Sieger Dominic Thiem (51.) ein paar Plätze vor Straka, aber summa summarum sind die rotweißroten Golfer dem heimischen Tennis um mehr als ein paar Schläge voraus – und all das, obschon Golf als Sport der Beletage erst zur Jahrtausendwende mit dem ersten Challenge- und Toursieger Markus Brier, Pendant zum Tennis-Pionier Hans Kary (70er-Jahre), den Professionalismus so richtig entdeckt hatte.

Die Zahlen, Daten und Fakten sprechen da eine eindeutige Sprache, da lässt sich mit frisierten Statistiken oder PR-Aktivitäten nichts verdrehen oder türken, beim Golf werden Leistungsvermögen und – unabhängig von charismatischem Flair und zusätzlicher Ausstrahlung – sportliche Wertigkeiten in Preisgeld- und damit verbundenen Ranglisten nach Punkten gemessen! In Amerika regiert eben Geld die Golf-Welt. Ehrlicher geht´s nicht mehr

Wer Großes gewinnt, der hat auch ohne persönliche Ausrüsterverträge mehr am Konto als jene, die eher nicht ganz so bedeutenden Turnieren zuschlagen. Und wenn ein Österreicher wie der erst als 15jähriger von Wien in die Mama-(und nun auch Ehefrau)-Heimat übersiedelter, immer noch Wienerisch sprechender Sepp sich dank solider Basisausbildung in der engsten Weltklasse einnistet, dann ist das erst recht ein Signal für seine heimischen Profi-Freunde und Profi-Kollegen, es ihm gleich zu tun.

Nichts ist eben gesünder als möglichst starke Konkurrenz, die jetzt in Gestalt des Kraftlackels Straka jenen erwachsen ist, die vordem die Nase vorn hatten. Dass Rotweißrot inzwischen mit dem US- und DP-European-Tour-Quartett Straka, Wiesberger, Schwab, Nemecz, aber auch Challenge-Tour-Jungprofi Regner den derzeit erfolglosen Deutschen den Radetzkymarsch geblasen hat, hört sich ja an wie Weihnachten und Ostern in einem.

Was jetzt unseren neuen Golf- und Sporthelden mit Sepp Straka an der Spitze noch fehlt, das wäre ein Triumph in einem Major-Turnier. Aber auch da und gerade beim Golf gilt das alte Rezept, das immer und überall im Sport seine Gültigkeit besitzt: Siege und Millionen kann man nicht erzwingen, man muss so lange warten können, bis sie passieren. Auch der beste Thiem, den es gab, hat erst im vierten finalen Anlauf (2x Paris, 1x Australien) seinen ersten Grand-Slam gewonnen …

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