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Von Krzikalla, Outing, Mainstream und der Gefahr, dass das Pendel umschlägt

Ich widme mich heute anlässlich einer ziemlich überdimensionierten Nachricht einem sehr heiklen Thema, bei dessen Betrachtung es womöglich Watschen für mich gibt. Also kommen wir zur Sache, besser Person: Lucas Krzikalla, wer? Mit Verlaub, ich wusste bisher nicht, wer das ist, was er macht, wo er wohnt, wie er lebt, welchen Sport er betreibt, welche Stärken oder Schwächen, Steckenpferde oder Vorlieben er hat – und das, obschon ich aus Interesse und Neugier dank des digitalen Fortschritts täglich in allen Medien, Portalen so viel „Google“ wie möglich.

Jetzt aber ist diese Wissenslücke geschlossen. Jetzt aber weiß es nicht nur ich, sondern jeder Sportinteressierte nicht nur in Deutschland, weil ja die Nachricht auch über alle (anderen deutschsprachigen) Grenzen geschwappt ist: Lucas Krzikalla, Rechtsaußen beim deutschen Handball-Bundesligaklub DHfK Leipzig, hat sich als mittlerweile 28jähriger offen und öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Er hat uns allen verraten, dass er einen Freund hat, verliebt, glücklich und erleichtert ist, dass er diese Befreiung hinter sich hat, die man komprimiert im medienwirksamen Wort „Outing“ zusammenfasst.

Ich weiß nicht, was Sie denken, werte Blog-Leser, aber verzeihen Sie mir, wenn mir diese sehr wohl von einer Minderheit gut gesteuerten öffentlichen Bekenntnisse, verbunden mit hochgelobten Mut-Injektionen und in medialem Gehorsam vorauseilenden, politisch determinierten Moral-Predigten schön langsam über die Hutschnur gehen. Ehrlich gesagt, ist mir schnurzegal, welche sexuellen Neigungen nicht nur der Vordem-Nobody Krzikalla, sondern welch Promi immer hat, das geht mich auch nichts an, das muss jede Person, ob Mann, ob Frau, ob schwul oder lesbisch, mit sich selbst ausmachen und auch selbst damit so gut wie möglich fertig werden.

Was mich betrifft, so hatte und habe ich auch gute Freunde in sehr wichtigen Positionen oder Rollen, die mit solchen Neigungen sehr gut leb(t)en, ohne sie an die große Glocke gehängt zu haben. Mittlerweile aber gehen die Uhren anders, seit der frühere deutsche Fußball-Nationalspieler, England- und Italien-Legionär Thomas Hitzlsperger mit seinem Outing samt Echo sozusagen eine mediale Trendumkehr einleitete. Und mittlerweile hat das Pendel so umgeschlagen, das aus dem einstigen Tabu-Thema ein Schlagzeilen-Lieferant und TV-Diskussionsstoff in einer Endlosschleife geworden ist. 

Ich wage zu bezweifeln, dass es a la longue wirklich clever ist, sozusagen als Weisheit besten Schluss immerzu anzupreisen und auszuloben, was vordem aus falscher Scham unter den Tisch gekehrt worden war. Und es hat meiner bescheidenen Meinung nach auch nichts mit Homophobie zu tun, wenn man nicht mit dem Mainstream schwimmt, sondern meint, dass sexuelle Neigungen eher Privatsache denn öffentliches Gut sein sollen. Das sollte Regel bleiben und nicht die Ausnahme zur Regel werden, die auch ein einschlägiger medialer Zeitgeist diktiert. Wie sich das mit dem Pendel verhält, muss ich nicht weiter erklären. Nach dem Anschlag schlägt es bekanntlich zurück. Davor möchte ich warnen …

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