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Was ein Muster sagt, sollte sich ein Thiem zu Herzen nehmen

Gut gebrüllt, alter Löwe! Die Haare sind zwar weniger, dafür umso grauer geworden, was aber unser erster Grand-Slam-Sieger Thomas Muster im Mateschitz-TV zu und über seinen Nachfolger Dominik Thiem sagte, das hatte alles Hand und Fuß aus dem Mund eines wahrlich Eingeweihten. Auf einen kurzen Nenner gebracht, hat der mittlerweile 54jährige Steirer, vor zwei Jahren für ein paar Tage auch zusätzlicher Thiem-Coach, durch die Blume gemeint: Servus, mein Problem- und Sorgenkind!

Für den Altmeister, der immerhin 44 Turniere, also fast dreimal so viele gewonnen hat wie Thiem, sind die ständigen Ankündigungen eines Comebacks, das dann immer wieder verschoben wird bis, wer weiß, zum St. Nimmerleinstag, eine komplett falsche Taktik, weil sie immer mehr Zweifel auslöst und immer mehr Zwielicht auf das ganze Thiem-Team wirft. Und Muster, der genau weiß, wovon er spricht, nein: vielmehr vor allzu optimistischen Zukunftstönen warnt, hält auch eine bisher noch nicht abgesagte Teilnahme an den Australian Open für unrealistisch angesichts fehlender Vorbereitung und mangelnder Spielpraxis. Und wenn Muster prophezeit, dass der neue Thiem erst im Tennisjahr 2023 der alte, schlagkräftige Top-10-Spieler sein könnte oder würde, wenn überhaupt so weit vorn im Ranking, dann hat das schon viel für sich.

Veni, vidi, vici, das wird angesichts der immer stärker nachdrängenden nächsten beiden Generationen ganz sicher nicht mehr so leicht gespielt wie noch vor ein, zwei, drei Jahrzehnten, dessen kann man sich sicher sein, wenn man sieht, wie sich von Alcaraz über Sinner, Auger-Aliassime, Ruud, Rublew, Berrettini bis zu Sascha Zverev die weit jüngeren Jung- bis Midtwens entwickeln. Muster, der einst mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber mit unglaublicher Willensstärke nach dem (Auto) Unfall um sein Comeback (beim unvergessenen, legendären Willy Dungl) auch in hatte, spielte aber ohne Umschweife auch auf die zumindest nicht sichtbare, für ihn fehlende Aufopferung für neue große Ziele an. Ja, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Dominic Thiem nach allem, was er im Tennis schon gewonnen und im Wohlstands-Leben erreicht hat, eher der Selbstzufriedenheit statt vor Erfolgshunger und Siegesdurst zu platzen.

Was die langwierige Handverletzung erst so richtig offenbarte, das hatte sich schon nach dem denkwürdigen, atemberaubenden US-Open-Triumph und dem ATP-Finale im Vorjahr abzuzeichnen begonnen. Das neue, offenbar süßere Leben, garniert mit Siegesduft und Zirkusluft, schien sich schneller, als man je gedacht hätte, bei Thiem eingeschlichen zu haben. Ein Sinnes-, Lebens- und Persönlichkeitswandel, so wirkt es jedenfalls nicht außen hin, der mit steten Veränderungen innerhalb des einstigen Erfolgsteams einhergegangen ist. Man darf gespannt sein, welcher Dominic im Thiem die Oberhand behält, damit aus ihm doch noch und wieder ein Tennisstar schlüpft, der uns nicht mit falschen Ankündigungen, sondern vollendeten Tatsachen und Siegesmeldungen in Atem hält.

Guter Rat muss nicht teuer sein: Was Muster sagt, sollte sich Thiem jedenfalls zu Herzen nehmen.

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