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Wenn der mutige Teamchef wagt, aus der Stürmernot eine Tugend zu machen

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Noch ist’s gottlob möglich, sich in den aktuell so brisanten, gefährlichen Krisen- und Kriegszeiten der schönsten Nebensache der Welt zuzuwenden. Bei allen Auswüchsen, mit denen er leben muss, ob Skandale oder Randale, ist und bleibt der Sport immer noch ein Refugium vom politischen Alltags-Irrsinn weicher Art und Richtung immer. Freude schöner Götterfunken, der da etwa beim Fußball von tapfer kämpfenden Österreichern nicht nur auf die Fans im ausverkauften Stadion, sondern auch auf einen Großteil der Medien übergesprungen sein muss, wenn man Berichte hört oder Schlagzeilen liest. Da ist von neuer Begeisterung die Rede, als hätte Österreich schon das Euro-Ticket für Deutschland 2024 im Sack. Und ganz so, als hätten unsere Unglücksraben nicht 2:3 verloren, sondern sich sozusagen mit dem letzten Aufgebot einem schlechten Scherz des Schicksals zum Trotz in die rotweißroten Herzen gespielt.

Stichwort letztes Aufgebot, was vor allem auf den Stürmermangel zutrifft, den eine fatale Verletzungsserie ausgelöst hat. Und wenn Not an Mann ist, dann muss nicht der ateufel sogar Fliegen fressen, sondern ein Teamchef den beachtenswerten Mut haben, einen 36jährigen, vor vielen Jahren (selbst) ausgemusterten, zudem nach Verletzungspause rekonvaleszenten Torjäger zurückzuholen.

Aber genau das, was fast an Utopie zu grenzen schien, wurde quasi über Nacht im Eiltempo zur Realität: Ralf Rangnick scheute dich nicht, den alten, neuen Rapidler Guido Burgstaller fragen, ob er erstens fit genug und zweitens bereit wäre, der Nationalelf aus der Patsche zu helfen. Darum, weil  – gesunde oder nach Kreuzbandrissen praxislose Jungstars hin oder her – ein Mann fehlt, der aus Ballbesitz und Chancen auch Tore schießen kann.

Also einen wie Guido, alles anderen denn ein Fußballgenie, aber ausgestattet mit Torinstinkt, sonst hätte er nicht überall seine Visitenkarte hinterlassen, wo immer er spielte, von Schalke über St. Pauli bis Nürnberg. Wer sonst, wenn nicht er, so dachte und sagte sich auch der verzweifelte, aber Ressentiment-lose Rangnick, wäre die echte Alternative am Montag gegen eine Mannschaft wie Aserbeidschan, gegen die ein Sieg her muss, um aus eigener Kraft nach Deutschland zu kommen.

Verzweiflungstat oder Tugend aus Not, darüber mag im vorhinein (mit Ausnahme der Rapidler, die ja sozusagen Partei sind) unter den Fans diskutiert werden, erinnert aber irgendwie um den berühmten Streit des Kaisers Bart. Wie in vielen strittigen Fällen, über die diskutiert wird, so ist man immer erst im nachhinein klüger. Ob so oder so, ob Schrittmacher oder Toröffner für die Euro 2024. Oder … ich will nichts verschreien.  

 

 

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