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Wenn die Wüste vor Formel 1 bebt und kaum ein Wort zur Schwimm-WM fällt

Die Wüste lebt! Nein, die Wüste bebt, seit der fliegende Holländer Max Verstappen in einem mehr als dramatischen Formel-1-Finale den Briten Lewis Hamilton im letzten Moment ausgebremst und entthront hat. Wer in Hinkunft von Abu Dhabi spricht, der wird nur an dieses ebenso legendäre, spektakuläre, aber vielleicht auch seltsame, fragwürdige Ende einer Grand-Prix-Saison denken.

Verständlich, dass sich da der heimische Schwimmverband in aller Bescheidenheit nicht störend einmischen wollte, um einer breiteren Öffentlichkeit mitzuteilen, dass im Anschluss an das PS-Finale sozusagen mitten in der urbanisierten Al- Saadiyat-Wüsteninsel die Kurzbahn-Weltmeisterschaften mit aussichtsreicher rotweißroter Beteiligung stattfinden!

Reitshammer mit V-Zeichen, Grabowski lässt Muskeln spielen,. Auböck visiert Medaille an, die Caro schon hat.

Nach Umfragen im Kreis sportlich Interessierter haben nur Insider der Schwimmszene überhaupt gewusst, dass es in Abu Dhabi, dem Ort von Sieg oder Schande in der Formel 1, ab Mittwoch, 15. Dezember, um WM-Medaillen geht, mit denen auch der Vize-Europameister und dreifache Olympiafinalist Felix Auböck zumindest über 400m Kraul spekulieren darf. Es wäre ein tolles Geschenk zu seinem 25. Geburtstag, den er am 19. Dezember begeht oder feiert…

Ja, Felix, der England-Legionär, der gerne eine ähnliche Medien-Lobby hätte wie manch anderer „Auslandsösterreicher“, hat nach einem anstrengenden, aufreibenden Jahr bewusst auf die einfachere Kurzbahn-EM verzichtet, um sich mit der Weltelite zu messen – auf der Kurzbahn, die an sich für den knapp zwei Meter großen Kraulriesen nicht unbedingt seines ist.

Was auch für die Kurzbahn-EM-Dritte Lena Grabowski (19) gilt, die Olympia-Semifinalistin, EM-Langbahn-Vierte und Vize-Juniorenweltmeisterin über die olympische 200m Rücken-Strecke, während die Kurzsprint-Spezialistin Caroline Pilhatsch ja sogar 2018 schon an Kurzbahn-WM-Silber genascht hat, also weiß, wie süß so ein Erfolg schmeckt.

Finale Chancen dürfen sich, wenn sie ihre eigenen Rekorde noch steigern können, auch Christopher Rothbauer (200m Brust), Bernhard Reitshammer (50/100m Brust) und Schmetterling Simon Bucher (50/100m Delfin) ausrechen. Allein daran lässt sich ablesen und erkennen, dass die österreichischen Schwimmer zumindest auf der Kurzbahn da und dort den Anschluss an die Europa-, wenn nicht Weltklasse gefunden haben.

Etwa so, um eine Relation herzustellen, wie es einer Alice Robinson aus Neuseeland oder den belgischen Flachlandtirolern Armand Marchant (und auch dem salzburgischen Sam Maes) als Außenseitern in der alpinen Skigesellschaft gelingt. Und für die Belgier gilt, was bei uns punkto 50m-Indoor-Pools zutrifft – keine skitauglichen Berge, weil der höchste Hügel bei 570m liegt…

Also sind die Leistungen der österreichischen Schwimmer aller Ehren wert, das sei gesagt. Eben deshalb hätten sich Sportler(innen), die alles, nur nicht in Reichtum oder Sponsorengeldern baden, ein bisschen mehr an Promotion verdient. Aber wer weiß, ob diese Form von Athletenwerbung womöglich gar nicht so gefragt ist und gesucht wird, denn größere Autonomie würde ja im Umkehrschluss auch geringere Abhängigkeit vom Verband bedeuten, der allerdings dann, sollte es lukrative Verträge einzelner Schwimmerinnen geben, davon doppelt so viel profitieren würde wie zum Beispiel der Skiverband, nämlich 20 Prozent statt 10 Prozent an Abgaben kassieren …

Und wer keine persönlichen Sponsoren hat, der darf sich immerhin über zwei Schwimmanzüge (Hosen oder Trikots) freuen – im Jahr! Ja, so ist das, wenn ein Sportverband die Spendierhosen anzieht, nicht wahr. Und vor allem alles Menschenmögliche unternimmt, damit seine Spitzenleute so medien- und publikumswirksam wie möglich in der Auslage stehen, um sich vielleicht einmal vermarkten zu können. Da müssen die Schwimmer(innen) schon selbst bei der Kurzbahn-WM und weiteren Großveranstaltungen dafür sorgen, dass die Wüste rund um Abu Dhabi bebt …  

PS: Es soll nicht verschwiegen werden, dass immerhin der achte Platz des Turmspringers Anton Knoll bei der Junioren-WM in Kiew auf der OSV-Homepage vermeldet wurde.

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