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Auch wenn das Goldfieber grassiert, so regiert weniger System als Zufallsgenerator

Welch ein Tag bei zwei klassischen, vor-olympischen Europameisterschaften! Ganz so, als wären sie im Goldrausch, holten sich binnen Stunden in Belgrad die Synchron-Nixe Vasiliki Alexandri im Technik-Solo und die Speerwurf-Amazone Victoria Hudson in Rom ihre jeweils ersten EM-Titel. Die eine ist wie ihre derzeit angeschlagenen, weltmeisterlichen Duett-Drillingsschwestern ein Import aus Athen, betreut von der Bulgarin Mladenova. Die andere kommt aus Hainburg, ist aber wie der Name verrät, Tochter eines zugewanderten Engländers:

In den Adern von  Hudson, die den ersten EM-Titel für Österreich seit 1971 und Ilona Gusenbauer holte, das erste  Speerwurf-Gold seit Olympiasiegerin Herma Bauma (1948), rinnt zwar britisches Blut, sie ist aber sportlich (wie die Synchron-ixe)  ein österreichisches Sportprodukt, das früher von WM- und Olympiawerferin Eberl, seit einiger Zeit aber von ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler betreut wurd, dem in Rom sozusagen die größten Würfe seiner Karriere gelungen sind. Und damit wurde auch im etwas kleineren Format eine Antwort in Rotweißrot auf die in Rom sensationell auftrumpfenden Gold-(N)Eidgenossen, aber auch die Iren, die Belgier, die Holländer, die Slowenen oder Kroaten geliefert, die mit Spitzenleistungen und Topresultaten, dass auch Sportler: Innen aus kleineren Nationen zu ganz Großem fähig sein können.

Keine Frage, dass man Feste wie heute feiern muss, wann, wo und wie sie fallen. Aber bei allem Jubel über Goldfieber, das jetzt grassiert, wage ich zu fragen: Wann und wo tauchen bei uns solche Kometen mit Migrationshintergrund auf wie in der Schweiz ein Mumenthaler, Reais oder die Kambundji-Schwestern (Fotos). Wir hatten zwar kein so weltberühmtes Meeting wie jenes am Zürcher Letzigrund, wo große und kleinere Geschichten geschrieben wurden, aber wir hatten immerhin die Linz-Gala, bei der solch Superstars wie Carl Lewis oder Merlene Ottey am Start waren, haben aber diese Gala lieber dem Erdboden gleichgemacht statt daraus etwas Spezielles zu entwickeln wie etwa das Tennisturnier in Wien, das sei erwähnt. Soweit ein Wort zur Nachhaltigkeit oder Zukunftsorientiertheit.

 Was heutzutage wie anno dazumal bleibt, das ist die Hoffnung, dass uns der Zufallsgenerator wieder dann und wann, da wie dort ein Toptalent beschert, das wir hegen und pflegen und dem auch die mediale Aufmerksamkeit so lange zukommt, solange es liefert, um dann ohne Nachfolger zu verschwinden. Man denke nur daran, was aus unseren Fechtern geworden ist, aus unseren Paddlern und wenn ich den Gedanken weiterspinne, dann frage ich mich schon jetzt, wo in ihren Domänen die neuen Kraulstars a la Auböck oder eines Rogan (Rücken; Lagen) oder einer Jukic zu sehen sind.

Und wer das Erbe der hellenischen Import-Synchron-Nixenduo antreten kann  oder soll, denen heuer selbst bei Olympia in Paris  alles zuzutrauen ist, steht auch noch in den Sternen. Irgendwo und irgendwann wird sich schon ganz sicher wieder eine sportverrückte Familie finden, die uns mit ihren Kindern vielen Versäumnissen des Systems zum Trotz jene Erfolge schenkt, in denen sich geltungsbedürftige-mediengeile Funktionäre wie Politiker dann oft und gerne sonnen. Auch das hat bei uns ja schon lange System!

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