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X für ein U und ein Alzerl zu wenig oder zu viel

 Wer´s gesehen hat, hat´s gehört und weiß, dass stimmt, was geschrieben kommt. Wer´s nicht gehört und gesehen hat, aber liest, was kommt, der wird glauben, dass das nur Satire, Ironie ohne tiefere Bedeutung sein kann, sozusagen ein schlechter (Treppen-)Witz. Die Rede ist von der Weltcup-Abfahrt der Damen in Crans-Montana, genauer gesagt vom Interview, das der ORF-Reporter mit der Tirolerin Ricarda Haaser vom Achensee geführt hat. Frage (in etwa so): Gestern auf Platz 13, heute beste Österreicherin – ist das nicht richtungsweisend? Antwort (in etwa so, nicht wortgetreu): „Ja, ich weiß, dass ich guat Ski foa … a Alzerl fehlt noch, dass es noch besser wird…“

Wer das nur hört, aber nicht weiß, wie es im Rennen steht, der könnte vermeinen, hier wär´s um einen Wimpernschlag zum Podest gegangen oder gar mehr, schließlich fehlte ja nur noch ein Alzerl, oder? Nein, nein, hier wurde allen Ernstes ein X für ein U vorgemacht, denn die für ÖSV-Begriffe sehr, sehr starke Ricarda hat´s als Ösi-Nr. 1 gerade noch unter die Top 12 geschafft oder andersrum: das dezimierte rotweißrote Abfahrtsteam gibt´s mittlerweile tatsächlich im Dutzend billiger. Hätte gerade noch gefehlt, dass man aus einer der schlimmsten Schlappen noch einen Mannschaftserfolg gezimmert hätte aus Platzziffern (12/17/18/20/21/23/28/29) und einer ehemaligen Abfahrtskanone wie Ramona Siebenhofer mit 4,05 Sekunden Verspätung auf die Seriensiegerin Sofia Goggia bei einer Fahrzeit von 1:27,75 Minuten.

Sie entschuldigen, wenn ich mir da einen Vergleich aus der Kitz-Vergangenheit erlaube mit zwei Hauptdarstellern ganz vorn und ganz hinten und ganz anderer Provenienz, dem fast unschlagbaren Abfahrtskaiser Franz Klammer und dem umtriebigen Skiprinzen Hubertus von Hohenlohe, der anno 1984 auf der damals noch Zweiminuten-Brutalo-Streif keine neun Sekunden auf den Allerallerbesten verloren hatte. Was dem Hubsi eine Heldentat und ein Trapezakt in einem schien, wurde vom Großteil des Fußvolks eher als Anlass zum Gespött empfunden. Das nur, um die Relationen zwischen einem adeligen Edelamateur anno 1984 und einer Ex-Siegläuferin 2021 herzustellen, die verletzungsfrei hinten rumkrebst. 

Angesichts dessen müssten ÖSV-Verantwortliche ohne die berühmt-berüchtigten subalternen Hofräte Hinsichtl und Rücksichtl eigentlich aus ihrer eigenen Haut fahren, dass sie dabei zuschauen, wie es allerdings nur in den Resultatlisten immer schneller bergab geht mit ihren Ski-Damen, seit ein ehemaliger Elche-Herren-Coach aus der Ramsau das Zepter bei ihnen schwingt. Mit Ausnahme von einigen Slalom-Girls erregen die ÖSV-Damen die meiste und höchste Aufmerksamkeit seit geraumer Zeit nur durch bessere Speed-oder Riesenslalom-Einkehrschwünge im Steilen oder durch kapitale Horror-Stürze, bei denen sie die Zuschauer in Angst und Schrecken versetzen, Netze durchschneiden, schwere Verletzungen davontragen und für Monate, wenn nicht länger ausfallen oder – wenn alle Sehnen und Bänder warum auch immer wieder reißen – womöglich entnervt, frustriert, verängstigt das Hangerl werfen.

Bei Durchsicht alle dieser Schicksals-, Tief- oder Rückschläge kann ich einfach nicht mehr glauben, dass es nur der dumme Zufallsgenerator ist, der es just auf unsere Alpen-Mädels abgesehen hat. Ich fürchte vielmehr, dass da einiges faul ist im weiblichen Ski-Staate Österreich, mit dem derzeit wenig Staat zu machen ist. Just mit Ausnahme jener Kathi Liensberger, die vor der Vorsaison fast ausgesperrt, wenn nicht zum Teufel gejagt worden wäre. Weil irren bekanntlich menschlich ist, wär´s auch gar nicht dringend nötig, das Interview mit einer geschlagenen Zwölften als WM-Hoffnungsstrahl über den Bildschirm zu schicken. Ein Alzerl des Guten zu viel.

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