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Von Sporthelden von gestern und der Hoffnung, dass aus Schwärzler ein neuer schlüpft

Es ist National- oder Staatsfeiertag, wie immer man es nennt. Auch ein Tag, an dem man sich fragt, wo jene strahlenden, charismatischen Sporthelden sind, wenn es sie überhaupt gibt, jene Stars, mit denen man fiebert, um die man zittert, mit denen man jubelt, für die man sogar auf die Barrikaden steigt, wenn sie unfair be- bis misshandelt werden.

Das war so vor langer, langer Zeit beim Sailer Toni nach Cortina 56 und Badgastein 58. Beim Schranz Karl, als 1972 eine Viertelmillion auf den Straßen Wiens als olympischen Brundage-Märtyrer von Sapporo zujubelten. Beim demnöchstb70jährigen Klammer Franz, dem Abfahrtskaiser, der die Straßen im ganzen Lande leerfegte, als er sich – es war so etwas wie High Noon in einem Western – in einer atemberaubenden Aufholjagd am Patscherkofel anno 1976 mit Gold krönte.

Das war so bei Annemarie Moser, als sie 1980 im ebenso fernen Lake Placid nachholte, was sie 1972 in Sapporo verpasst und 1976 in Innsbruck links liegengelassen hatte. Bei Niki „Nazionale“ Lauda, der erst den Feuertod besiegte, um als gebrandmarkter Weltmeister zwei WM-Titel mit zwei Comebacks feierte. Bei Thomas Muster, der ein zerfetztes Knie kurierte, um Österreichs erster Grand-Slam-Sieger zu werden. Bei Hermann Maier, als man nach seinem Salto Immortale in Nagano 98 um sein Leben zitterte, ehe er sich aus dem Schnee buddelte, um Doppelolympiasieger zu werden und Jahre später nach seinem verheerenden Crash mit runderneuertem Bein seinen dritten WM-Titel zu holen.

Und das war auch so, um jetzt einen Marcel Hirscher und eine Anna Veith zwar nicht zu ignorieren, aber zu überspringen, bei Dominic Thiem als bewunderten Teenager, der auf Anhieb zum Zuschauer-Magneten und Publikumsliebling avancierte, noch bevor er als zweiter Grand-Slam-Sieger in die Welttennis-Annalen einging. Und der trotz Karriereknick nach Verletzungspause immer noch die Ränge und Kassen in Kitzbühel wie in Wien füllt.

Ja, werte Blog-Leser, eben des Hinweises wegen auf die Gegenwart mit Thiem wollte ich betonen, dass ich kein Ewiggestriger bin, sondern mich freuen würde, gäb´s  wieder einen neuen Sporthelden, der in einem Individualsport die Massen bewegt, ohne dass da spezielle mediale Verbindungen oder eine PR-Maschinerie dahinterstehen. Der Osttiroler Felix Gall wurde zu unserem Sportler des Jahres 2023 gewählt, weil er eine der Königsetappen der Tour de France gewonnen und Platz acht in der Gesamtwertung erreicht hat, also Leistungen in einem Weltsport, die aller Ehren/Ehrungen wert sind. Aber über den Schlagzeilen-Tag hinaus ist Gall noch kein Sportheld, dem das Volk zu Füßen liegt, dazu war er zu lange und ist immer noch für viele kein Begriff und ein unbekanntes Gesicht, das man beim Namen gleich vor Augen hätte. Und das trifft auf viele andere zu, die schon Großes abseits des Mainstreams gewonnen haben…

Heute nachmittags hat sich mit dem Tennis-Juniorenstar Joel Josef Schwärzler die neue, größte Hoffnung beim Erste-Bank-Open vorgestellt – interessanter Weise ohne seinen Teilzeit-Touring-Coach Jürgen Melzer, unter dessen Ägide in der Südstadt der Teenager aus der Vorarlberger Talenteschmiede durch seine letzten beiden Turniersiege es bis zur Nummer 3 der Junioren-Weltrangliste gebracht hat, fast so weit wie einst Thiem vor 12 Jahren. Der etwa 1,90m große Linkshänder, der seinen Stil selbst als aggressives, offensives Tennis („Darum mach´ ich auch noch mehr Fehler!“) skizziert, will sich über kurz oder lang bei den Großen durchsetzen. Als Sprungbrett, um sich nach kurzen Future-Gastspielen diese Stufe zu überspringen, dient dabei auch sein Top-10-Junioren-Ranking, das ihm für 2024 acht Wildcards für Challenger-Starts gesichert hat. 

Auch wenn es das Schwärzler-Ziel ist, so schnell wie möglich auf eine höhere Ebene zu kommen, so hat er keine Flausen im (noch nicht verdrehten) Kopf, auf dem er eine Kappe mit RedBull-Logo trägt wie Dominic Thiem. Übrigens vermittelt von jenem Ex-Profi, Coach und Manager Galo Blanco, von dem sich Thiem getrennt hat. Andere Sponsoren hat er noch keine, will  aber mit Topleistungen so um sie werben wie um eine Wildcard beim Erste Bank Open 500 im jahre 2024. Dort nicht als Zuschauer wie jetzt so dabei sein zu dürfen wie beim Daviscup, davon träumt der Teenager aus Vorarlberg, in dem vielleicht, wer weiß, ein Held von morgen steckt.

Wie schwer es aber gerade im heutigen Tennis ist, ein ganz Großer zu werden, das hat mit Thomas Muster einer unserer Allzeit-Sporthelden beim Talk mit Boris Becker drastisch-plakativ umrissen. „Wenn man von Top 10 als Ziel spricht, dann ist das eine enge Geschichte – es haben auf der ganzen Welt nicht mehr als zehn Spieler darin Platz. Und wen man weiß, wie viele da hineindrängen, ist´s verdammt schwer!“ Wem es aber gelingt, der hat das Zeug zum Volkshelden der Nation. Daran sei am österreich-freien Nationalfeiertag beim Tennisturnier mit ausländischen Weltstars in Wien erinnert…

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