Skifahren

Absagen als Saison-Premiere sollten Denkanstoß für FIS, Verbände und Industrie sein

Man muss Stoßgebete zum Himmel schicken, damit nach der Absage der Saisonpremiere mit dem Damen-Riesenslalom wenigstens das Herrenrennen am Sonntag am Rettenbach-Ferner stattfinden kann. Allein schon deshalb, damit der unermüdliche, enorme Einsatz der Veranstalter, sprich: der Streckenkommandos und Pistenpräparierer, nicht zu einer Sisyphusarbeit degradiert wird. Oder noch viel schlimmer andersrum: Außer viel Spesen nichts gewesen, ganz im Gegenteil, nichts als Negativwerbung statt der erhofften Schönbilder, die angeblich großen Appetit auf Ski(kauf) und Schnee(vergnügen) machen sollen.

Dass der Zeitpunkt einer oft noch sommerlich-herbstlichen Weltcuppremiere meiner authentischen Interpretation nach in Zeiten wie diesen um ein Eckhaus zu früh kommt, hat sich ja auch mit der eine Woche danach geplanten, aber Schneemangels wegen abgesagten Abfahrts-Weltcup-Premiere am Matterhorn (Italien/Schweiz) bestätigt. Und ob es bis zum geplanten Parallelrennen in Zürs/Lech im der Novembermitte dann genug Winter mit Kälte, Natur- oder Maschinenschnee hereinschneit, ist zu hoffen, aber auch noch lange nicht sicher, weil sich alles weiter nach hinten verschoben hat.

Das, so meine ich, sollten sowohl der Weltverband FIS als auch die nationalen Assoziationen in Übereinstimmung mit den Veranstaltern und der mitunter leidgeprüften bis leidtragenden Industrie mehr denn je ins Kalkül ziehen, um diese neuen Herausforderungen zu meistern statt sich intern in den Haaren zu liegen. Gretchenfrage: Warum will man im unleugbaren Klimawandel um jeden Preis und auf Teufel komm raus unbedingt Skirennen im Alpenraum reinpressen und durchpeitschen statt erst dann und dort wieder beginnen, wo früher einmal in Europa titelgerecht und von der Natur diktiert alles angefangen hat – beim Criterium de la Premiere Neige in Val d´Isere in der ersten Dezemberwoche!

Und auch fürs finnische Levi wird sich ja wohl noch ein anderer Termin finden als Anfang November, wenn ein Teil der Weltelite ohnehin schon unterwegs oder auf dem Sprung nach Nordamerika sind zu Trainingszwecken wie zu den Weltcup-Speedrennen, die hierzulande, aber auch in den Nachbarländern nicht immer, aber meistens zur Prime-Time live übertragen werden und damit Lust aufs Skifahren und Kauf neuester Ausrüstung wecken können. Und wenn ich von einem Zurück in die Zukunft rede und schreibe, dann frage ich mich, warum man die ebenso aufwendigen wie teuren Sommer-Camps in der südlichen Hemisphäre von Neuseeland über Australien bis Chile und Argentinien nicht wieder dazu nützt, im dortigen Winter den europäischen Sommer auch mit Weltcuprennen nicht nur zu überbrücken, sondern die Werbetrommel für den Skisport zu rühren.

Wohin immer man schaut, so gibt´s so gut wie keinen Welt- und Spitzensport mehr, der in Wahrheit nur eine noch dazu vom Wettergott immer abhängigere Halbjahressaison hätte. Wenn unsere Skistars nach der Rückkehr aus Südamerika oder Ozeanien meist von traumhaften Bedingungen schwärmen, dann muss man sich zwangsweise fragen, warum man sie im Sinne des Skirennsports auch werblich abseits von ein paar Trainingsberichten in der Heimat nicht besser nützt. Auch im Sinne der Industrie mit neuen Fans, neuem Klientel und neuem Kundenkreis….

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