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Auböck und die enttäuschende Kehrseite einer verpassten Medaille im WM-Poker, der nicht aufging

Wieder im Finale, wieder nichts, nicht einmal Bestzeit, nicht einmal Blech, sondern nur Achter im WM-Endlauf über 400m Kraul, seiner eigentlichen Domäne. Alles, was er an Zeit, Kraft und Verzicht investierte, hat sich für den 26jährigen Felix Auböck im japanischen Fukuoka am Ende nicht ausgezahlt. Wie ich meine heimischen Pappenheimer unter Kollegen und auf wenige Sportarten beschränkte Fans kenne, so werden die meisten davon wohl eher naserümpfend bis achselzuckend denken oder gar sagen: “Hört´s ma auf mit dem, der is ja a nix mehr…”

Ja, Felix badet aktuell im fernen Japan alles andere denn im Schwimmerglück, sondern hadert wohl mehr als jeder andere mit sich selbst, weil er – und da er ja ein blitzg´scheiter Bursch ist – besser als jeder andere weiß, dass es wieder einmal ein Fehler war, zu viel in (den schnelleren) Vorlauf zu investieren, um den Endlauf nicht zu verfehlen. Wär´s anders, hätte der für seinen Endspurt an sich bekannte und gefürchtete England-Legionär auf den letzten beiden 50m-Längen aufgedreht statt vom fünften auf den achten Platz zurückzufallen. In einem Blog, den ich vor etwa zwei Wochen im Fukuoka-Countdown schrieb, hat Felix gemeint, es könnte zum Poker-Spiel werden. Er hat sich offenbar verzockt.

Auch wenn Auböck von sich selbst, der Leistung und der Zeit im schnellsten Rennen ohne Hi-Tech-Anzüge ganz sicher enttäuscht ist – die 3:44,33 (Vorlauf 3:44,17) sind immer noch absolute Weltklasse und immer noch besser als der beste US-Amerikaner, von denen keiner das Finale erreicht hatte. Wäre Felix nicht auch schon Kurzbahnweltmeister gewesen, EM-Silber- und Bronzemedaillengewinner, wäre für ihn selbst die Langbahn-WM-Medaille über 400m nicht die vorläufige Zwischenstation Sehnsucht gewesen, hätte sich die Leider-Nein-Schwimmnation schon über die Endlaufqualifikation gefreut. So verschieben sich eben die Perspektiven. Und so relativieren sich Final-Qualifikationen ohne Happy End. Immerhin aber hat er noch das nächste, letzte Ziel seiner dennoch tollen Karriere im Visier – Paris und Olympia 2024!

Während wir ausnahmsweise im ORF Sport plus live dabei waren, als Felix auf der Schwimm-Weltbühne in Japan die Kehrseite von Medaillenträumen erlebte, durften die Fußball- unter den Sportfans noch echte Landluft atmen beim brisanten ÖFB-Uniqa-Cup-Duell des Regionalligisten Ardagger (Sand und Steine) im provinziellen, aber familiären Rahmen gegen den Serienmeister Salzburg. Samt ausführlichen Interviews zu einem halben Dutzend an Toren und ebenso vielen verjuxten Chancen der roten Bullen. Angesichts der Serienverkäufe und des neuerlichen Umbruchs wage ich zu bezweifeln, ob die Salzburger in absehbarer Zeit bei allem Respekt vor ihren Taten unter die letzten Acht in der Champions League kommen – in Europa! Das ist nämlich – persönliche Enttäuschung hin, WM-Platz 8 her – weltweit das Niveau, auf dem Felix Auböck immer noch und immer wieder schwimmt

PS: Die Auböck-Enttäuschung wurde gut zwei Stunden später durch den doch eher überraschenden Einzug des Wahllinzers aus Tirol. Simon Bucher, ins  50m-Delfiin-Kurzsprintfinale kompensiert. Bucher, ex aequo-Achter im Semifinale (23,05), gewann am Ende der Finalsession das “Swim-off” gegen Carter (Trinidad-Tobago) in 23,10 um 0,15 Seknden. Fantastisch!

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