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Aus fast verlorenem Ländle-Kindl schlüpfte edles Golden Girl

Na, war das nicht ein gigantisches Drama, dieses WM-Riesenslalom-Finale auf der Tofana! Ja, wer hätte gedacht, dass da eine so gut wie unbekannte, unbekümmerte und was die Bindungsplatte betrifft auch unbedarfte US-Amerikanerin wie Nina O´Brien bis zum Zielhang um Gold fahren würde, bis … ja bis sie mit einem falschen Schwung den Einser gegen den Zehner tauschte. Bitterer Kelch für sie, aber Happy End für uns Österreicher, im Winter bisher unter ferner liefen im Riesenslalom. Kathi Liensberger, die „Liensi“, unser doch nicht-Silber, sondern Golden Girl, hat jetzt – doppelt hält besser – auch eine Bronzemedaille eingesackelt! Noch dazu mit einem Ausrutscher!

Na, wenn das kein Vorschuss sein sollte, was für sie nach der Serie von zweiten und dritten Plätzen in Weltcup-Slaloms beim Torlauf-Finale furioso sowieso noch alles drin ist, was dann? Liensi, Liensi, über alles! Da steigt in kleiner Anspielung auf ihren fruchtigen Kopfsponsor wahrlich Rauch auf! Unglaublich, wie kaltschnäuzig, Pardon: cool oder gar coole Socke (O-Ton ORF-König), dieses Mädel aus Vorarlberg geworden ist, wenn man sich ihrer Hoppalas in Maribor wie am Semmering erinnert, als sie zweimal im ersten Slalomtor eingefädelt hatte. Vergangenheit, die einfach nichts zählt in der glorreichen Realität, in der die bald 24-jährige Ex-Juniorenweltmeisterin inzwischen angekommen ist.

Nachsatz: Als ÖSV-Läuferin und für Austria, die Nummer 1 insgesamt bei der Cortina-WM, während Lara Gut verheiratete Behrami, mit 2 Goldenen und einmal Bronze vorläufig die Queen of Tofana ist. Anders als das einstige Wondergirl aus dem Tessin, das fünf Sprachen spricht, schon vor 12 Jahren zweifache Vizeweltmeisterin war, ehe sie nach einigen Hüft-OP´s und verlorener Form in verlorenen Jahren ein Comeback feierte, konnte Liensi nicht zu ihren wichtigsten zumindest bürokratisch-administrativen Wegbereitern der Cortina-Triumphe eilen. Anders als Papa Pauli Gut und die Gut-Entourage waren nämlich jene zwei Männer zumindest nicht am Bronze-Tatort, die vor fast zwei Jahren verhindert hatten, dass Kathi Liensberger mit dem Ski-Material auch die Ski-Nation wechselt!

Sorry, wenn ich da der vielleicht schon entschwundenen Erinnerung der Blog-Leser nachhelfen muss. Nach der Saison 2018/19, in der „Liensi“ mit ersten Topresultaten im Weltcup von sich reden gemacht hatte, wollte der Tscheche Nemec sie als Vorarlberger (Back)Fisch unbedingt für die von ihm gekaufte Traditions-Ski-Firma Kästle aus dem Ländle angeln, er wollte auch einen finanziellen Vorschuss leisten, aber dann klappte der fliegende Wechsel von Rossignol zu Kästle deshalb nicht, weil die (Ski-)Schuhe nicht in den Pool passten. Und weil sich keine Einigung abzeichnete, so hatten sich die Liensbergers, Kathi samt Mama, schon bei der FIS über einen alternativen Nationenwechsel schlau gemacht, um sich als neues Kästle im Weltcup-Kastl zu präsentieren. Ja, sie war auch schon gesperrt worden vom ÖSV, bis … ja, bis die erwähnten zwei Herren in Erscheinung traten und so etwas wie Deus ex Machina im Doppelpack spielten.

Der eine, das war der Dipl. Ing. Kurt Matz aus Kufstein, geboren in Wien, aufgewachsen in der Tschechei, studiert in Prag und Wien, polyglott, fast aller slawischer Sprachen mächtig, als ehemaliger Kneissl-Rennchef auch Kästle-Capo Nemec ein Begriff – und damit der richtige Mann am richtigen Platz, um in der heiklen Causa zu er- und vermitteln. Der andere, der „Alternativ-Zuckerln“ organisierte, um die Liensbergers zur vernunftbezogenen wie erfolgsorientierten Um- und Heimkehr in den rotweißroten Schoss zu bewegen, der hieß Peter Schröcksnadel, schließlich hatte der Ski-Präsident in solchen Transfer-Dramen schon Erfahrung aus der Veith-Causa. Der Streit wurde beigelegt, der Transfer zumindest verschoben, die Sperre aufgehoben, das Talent von „Liensi“ nicht verjuxt, sondern ausgenützt und in Cortina schon veredelt. Die Geschichte vom verlorenen und wiedergefundenen Kind ist kein Aprilscherz, sondern eine wahre Juicy-Story, obschon Katharina Liensberger an einem 1. April 1997 geboren wurde. Wie übrigens auch ihr Vorarlberger Landsmann Toni Innauer. Welch geheimnisvolles Datum einer Geburt…

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