Allgemein

Dave Ryding oder: Märchenhafter Stoff, aus dem Skiträume geworden sind

Der Skiweltcup schreibt im Olympiawinter ein Märchen nach dem anderen. Ob Abfahrts-Evergreen Clarey, ob Slalom-Comeback-Kid Strolz, so schön ihre Stories auch waren und sind, sie können mit dem traumhaften Stoff, der die engen Ski- und Alpengrenzen sprengt, bei weitem nicht mithalten. Geliefert hat ihn der 35-jährige Dave Ryding nicht irgendwo, sondern im Slalomklassiker von Kitzbühel, wo er sich selbst, aber auch dem Skirennsport ein Denkmal setzte als erster Brite in der Weltcupgeschichte, der je ein Rennen gewinnen konnte. Zweiter war er schon einmal gewesen in Kitzbühel (2017) gewesen, so knapp dran wie einst Abfahrer Konrad Bartelski in Gröden (1981), jetzt ist er der erste Brite, für den „God save the Queen“ bei der Siegerehrung intoniert wurde.

Und das ausgerechnet in Kitzbühel, dem Mekka des Skisports, just auf einer der schwersten Slalompisten, die eine ganze Reihe an Stars am Tag, als der alpine Ski-Exote Ryding den Ritt seines Lebens schaffte, abgeworfen hatte. Wer weiß, woher der Brite kommt, und wer weiß, dass er das Einmaleins des Skilaufs nicht auf Schnee, sondern auf einem Plastikteppich in einer Halle erlernt hat, der weiß auch, welch unglaubliche Verliebtheit in den Skisport, welch unglaublicher Ehrgeiz, welch unglaubliche Konsequenz in diesem Außenseiter des Establishments stecken, der jetzt nicht nur in die Annalen des Weltcups und des Weltverbandes FIS, sondern auch des Weltsports eingegangen ist.

Ein Ryding macht in Abwandlung des Spruches noch keinen englischen Alpinwinter, aber sein Kitzbühel-Triumph ist für den Skirennlauf geradezu ein Segen. Und dabei auch ein zusätzliches Ass im Ärmel für den in London lebenden schwedischen FIS-Präsidenten Johan Eliasch, dessen Ziel und Traum es ja ist, den Skisport weltweit besser in die Auslage zu stellen und mit Siegern aus aller Herren (und Frauen) Ländern mehr mediale Präsenz und Resonanz zu verschaffen. Nicht nur für die jüngere Briten-Generation a la Taylor, Major oder Raposo hat sich der Slalomstar von der Insel und vom Flachland, der aus der Plastikmatte kam, zu einem leuchtenden Vorbild stilisiert.

Sein Kitz-Sensationssieg sollte für alle LäuferInnen aus den sogenannten „kleinen Nationen“ als Signal dienen, dass auch vermeintliche Skizwerge das Potenzial haben, den Aufstand zu proben können. Und dann, wenn der Mut zum Risiko belohnt wird, auch Geschichte schreiben können. Wie Freund Dave Ryding, der – wer weiß – demnächst in Peking auch jene erste britische Alpinmedaille gewinnen könnte, die seinem Landsmann Alan Baxter vor 20 Jahren als Slalomdritter in Salt Lake City wegen -eines Nasensprays und einem päpstlicher-als-der-Papst-Urteil der Olympier wieder weggenommen worden war.

Und der Sieg im Ganslern-Klassiker war auch so etwas wie Rache dafür, dass er seinerzeit vom Ski-Napoleon Schröcksnadel aus seinem oberösterreichischen Trainings-Exil Pyhrn-Priel (Höss) verbannt worden war. Wie gesagt, es ist vielfältiger Stoff, bis der Traum vom Triumph und God save the Queen wahr werden konnte..,..

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen