Fussball

Drohbrief an neue Austria-Spitze: Dürfen Fan-Gruppen diktieren, was im Klub passiert?

Früher waren´s meist die Rapid-Fans, die auf die Barrikaden stiegen oder gar den Platz stürmten, um ihren Unmut auszudrücken oder gar (personelle) Änderungen zu erzwingen. Jetzt sind ihre violetten Erzfeinde, denen sie sich mitunter nicht nur verbale Scharmützel geliefert haben, an der Reihe. Jetzt, da sich Austria von Schmid oder Schmid von Austria getrennt haben, hat sich der harte Kern der Fangemeinde und der ordentlichen wie auch a. o. Mitglieder mit einem offenen Brief begnügt, der es in sich hat. Er strotzt nur so vor Vorwürfen an das neue Führungspersonal, das allerdings nicht beim Namen genannt wird, damit sich niemand die Zunge verbrennt.

Jetzt will ich mir nicht anmaßen, die Leistungen des Nicht-mehr-Cheftrainers objektiv zu beurteilen, dazu hätte man viel mehr Zeit auch in Hintergründe, Vorbereitungen und auch sportliche Maßnahmen oder Versäumnisse investieren müssen. Ich will mir auch nicht anmaßen, ein Urteil darüber zu fällen, was die neue Führung jetzt verbockt, also verpatzt, oder aber trotz finanzieller Not- und Schieflage doch noch ermöglicht hat. Weder das eine noch das andere kann, muss aber nicht sein oder stimmen, was da öffentlich angeprangert wird. Ganz sicher handelt es sich aber um ganz schön hohe Altschuldenlasten.

Wäre allerdings am violetten Traditionsklub nicht schon von den Vorgängern der aktuellen Gruppe nicht herumgedoktert, verschwendet oder verschleudert worden, bis die Klasse geschrumpft, Kassa leer, die Bonität dahin und auch die Lizenz fast schon weg war, dann wären Jürgen Werner und Konsorten ja nie und nimmer zum Verteilerkreis gekommen. Und wer der Wahrheit die Ehre gibt, dem muss auch klar sein, dass in Zeiten wie diesen nicht einmal Klubs wie Barcelona oder aus Manchester von noch dazu horrenden Mitgliederzahlen leben können, geschweige denn Austria von einer vergleichsweise verschwindenden Fangemeinde.

Mag schon sein, dass da Urängste umgehen, nach dem Erz-Austrianer Schmid würde sich die neue, ungeliebte Vereinsführung auch von weiteren violetten Traditionen oder gar Stutzen- und Trikotfarben trennen. Einmal davon abgesehen, dass die Violetten in Auswärtsspielen früher Gelb und jetzt Weiß und Rot tragen, um das der guten Ordnung halber festzuhalten, möchte ich bei all diesen Warn- und Alarmsignalen an das Beispiel des Exmeisters (Casino) Austria Salzburg erinnern, den der langjährige Transportunternehmer-Präsident Rudi Quehenberger als letzten Ausweg und erste (Finanz)-Hilfe unter lauten Fan-Protesten und noch lauteren Unken-Rufen an RedBull und Mateschitz abgeben musste.

Damals wurde dem einstigen Uefa-Cup-Finalisten und Publikumsmagneten alles, nur nichts Gutes nachgesagt, bis die jungen Bullen unter neuer Führung, darunter alten Granden wie Loddar M. und G. Trapattoni, immer größere Flügel und immer mehr Zulauf auch im neuen Stadion bekamen. Flasche voll statt Flasche leer, wie von vielen Traditionalisten prophezeit.  Ich selbst halte Tradition und Geschichte für eine ganz wichtige Basis im Sport, nicht nur, aber vor allem im Fußball. Das heißt aber noch lange nicht, dass eingefleischte Fans ohne finanzielles Risiko oder wirtschaftlicher Verantwortung über Drohbriefe hinaus diktieren dürfen/können/sollen, was der Verein zu tun hat. Stammtischkultur und Klubmanagement sind auch verschiedene Paar Fußballschuhe…  

1 Kommentar

1 Kommentar

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen