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Eisflitzer oder: Wo Jung-Twens die Idole für Knirpse und Mäuschen sind

Lokalaugenschein fern der großen Ski- und Fußballbühnen: Olympia-Eisbahn Innsbruck, Samstag früh, Nebel und winterlich frostig. Nur die engsten Familienangehörigen, Freunde, Funktionäre und Trainer sind da, wenn es um die österreichischen Allround-Meisterschaften im Eisschnelllaufen geht. Vanessa Herzog, das Innsbrucker Kind, das der Liebe wegen nach Kärntner abwanderte, ist in Inzell zu Training und Therapie (Bandscheiben) geblieben, hat sich aber zur Sprintmeisterschaft (28.29. Dezember) angesagt. Auf der Bahn und auch in den Katakomben der traditionsreichen Eishalle wird aufgewärmt. Die einen ziehen, tief gebückt, elegant ausholend, draußen ihre Runden auf Kufen, innen sitzt der eine oder die andere am Ergometer, um in Fahrt zu kommen. Andere ziehen sich gerade in den Garderoben um. Aus oder an. Oder massieren ihre eiskalten Zehen nach einem Rennen, um sie zu wärmen…

Die älteren Semester beschränken sich auf Zaungäste, Funktionäre, Trainer, junge Altmeister i. R. oder neuer Betreuerrolle wie Linus Heidegger (Physiotherapeut) oder Armin Hager (Pilotenlehrer, Coach).  Eis- und Schwimmervater Gschwentner ist in die Veranstalterrolle ebenso eingebunden wie auch und vor allem Nationaltrainer und Jungvater Hannes Wolf, dessen acht Monate alter Nachwuchs schon Schnelllaufluft schnuppert, während Herr Papa als Mädchen für alles auch Platzsprecher spielt. Und manchmal überfordert ist, weil die Zeitnahme ausfällt und die Anzeigetafel schwarz bleibt.

Eisige Kälte auf der Freiluftbahn und darum auch sprödes Eis machen den jungen bis blutjungen Kufenflitzern, in einigen Fällen keine zehn Jahre alten Knirpse und Mäuschen, ganz schön zu schaffen, bremsen tolle Zeiten ein, die sie sonst in Hallen laufen wie zuletzt eine Jeannine Rosner, 15, oder ein Alex Fankhauser, 16. „Das war nix“, ,meinte Fankhauser nach seinem 500er-Sprint (gegen Gschwentner) in 39,67 Sekunden, mit denen er immerhin schneller war als Gabriel Odor, der für Olympia qualifiziert ist – und haderte, dass er mehr der weniger zum Starten gebeten worden war. „Ich bin nicht fit, ich leid´ unter den Nachwirkungen der Corona-Impfung!“ Darum, so meinte er, müsse er es langsamer angehen. Und gewann dennoch die 5000m in 7:28 und ein paar Zerquetschten, womit er als Halbzeitführender unterwegs zum Allrounder-Titel ist.

So lange Strecken gibt´s für die Kleinsten noch nicht, zu denen neben den Gasteiger-Buben, Söhne eines Innsbruckers und – die Augen verraten es – einer Asiatin, auch Emil Wörle, 9, und seine Cousine Leni Berger, 6, gehören. Zwei putzige Zwergerln auf langen Kufen, deren Vorbild zwar schon ein Jugend-Olympiagold gewonnen hat, aber selbst noch zu den eben erst den Junioren entwachsenen Junghoffnungen zählt. „Der Ignaz (Gschwentner)“, sagt Emil, der in die 3. Klasse geht, während Leni stolz verkündet, „dass ich schon vier Monat´ in der Schul´ bin!“

Und auf dem Eis gelehrige Schüler der einstigen Hoffnung Viola Feichtner, die ihre Karriere beendete, ehe sie richtig losgehen konnte – aus beruflichen Gründen. Da hakt Werner Jäger ein, der Vize des Verbandes, der 1984 bei den Sarajevo-Spielen fast an einer Medaille geschnuppert hätte. „Da bei uns wenig zu verdienen ist, müssen sich halt Läufer früh entscheiden, ob´s den Aufwand wert ist…“ Angesichts dessen ist das (Innsbrucker) Häuflein von 40 Aufrechten aller Ehren wert, die Wind und Wetter trotzen, um ihre Runden zu drehen, die im Jahr in die Hunderten bis Tausende Kilometer gehen…. 

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