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Himmelstürmer Granerud und die Frage: Warum sind uns die Norweger fast überall voraus?

 Rotweißrot und Schwarzrotgold, aber auch die Slowenen, ganz zu schweigen von den Finnen, müssen weiter auf einen Sieger der Vierschanzentournee warten, dem Klassiker der Schanzenklassiker, der für viele mehr wiegt jedes so manches Gold. Die Norweger, betreut vom Österreicher Alexander Stöckl, haben nach gut eineinhalb Jahrzehnten jetzt den Siegesbann gebrochen. Zwischendurch haben wir zwar mehrmals zu einem Höhenflug anzusetzen versucht, was aber willst machen, wenn es zu den zwei anderen Höhenfliegern wie dem Polen Kubacki und dem Slowenen Lanisek einen dritten Himmelstürmer gibt, der Halvor Egner Granerud heißt, aus Oslo kommt und (mit einer Bergisel-Ausnahme) immer das Maß aller Dinge ist.

Egal, ob verkürzt wird. Egal, ob Rückenwind oder Aufwind herrscht. Egal, ob er Druck verspürt, weil´s um alles oder nichts geht. Der Norweger packte seine Topsprünge aus, als wär´ er ein Automat, der unten ausspuckt, was man oben einwirft. Sarkasten könnten angesichts seiner Raketen, die er auspackt, ja durchaus einwenden, dass das keine große Kunst ist, eine Wunderwaffe zu sein, wenn dir vom größten Munitionskonzern (Nammo) Norwegens gegen ordentliches Kleingeld auf die Sprünge geholfen wird. Finanziell, damit wir uns nicht falsch verstehen.

Das ist auch sicher nicht der springende Punkt, warum die gut gefütterten Elche uns nicht nur auf den Schanzen im wahrsten Sinn des Wortes vorhupfen, wie man so viel wie möglich gewinnt. Man muss gar nicht zu den Langlaufstars und Loipenjägern schauen, die sowieso alles dominieren. Da genügt schon der Blick zu den norwegischen Alpinen, die bis Mitte der 890er-Jahre nur so etwas wie ein Wurmfortsatz der Nordischen waren, ehe sie von Skaardal und Furuseth, Jagge und Stiansen, Aamodt und Kjus bis zu Svindal, Jansrud und Kilde überall fast alles abräumten, was man abräumen kann. Und interessant, dass österreichische Trainer bei ihrer Tätigkeit im hohen Norden mit Geld auch oft genug viele Sporen verdienen, bei ihrer Heimkehr aber oft auf taube rotweißrote SportlerInnen-Ohren stoßen.

Ja, ein zweifellos hochinteressantes Phänomen, dem auf die Spuren und Schliche zu kommen sich ganz sicher bezahlt machen würde. Noch verfügen die Elche in allen Skibereichen über Topstars, die von Sieg zu Sieg, Podest zu Podest eilen, bei Durchsicht der alpinen und anderen FIS-Nebenfronten allerdings findet man in den Resultatlisten schon Starlets, die über kurz oder lang ganz sicher von sich reden machen werden. Jedenfalls weit mehr als an Österreichern, die nicht nur Weltcup mit wenigen Ausreißern nach oben dahindümpeln. Nichts könnte das besser illustrieren und dokumentieren als das erste von zwei Super-G-Europacup-Rennen als Weltcup-Generalprobe auf dem Lauberhorn in Wengen. Nach dem Ausfall des Attergauers Andi Ploier landete die beste ÖSV-„Speed-Kanone“ mit dem schon Weltcup-erprobten Stefan Rieser an geteilter 10. Stelle. Um unsere alpine Zukunft ist´s offenbar so schlecht bestellt wie um den Schnee, der aus allen Depots zusammengetragen werden, damit es Rennen gibt…

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