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Adelaide und Melbourne: Gleicher als gleich, resistenter als resistent

Seit die Stars und die Starlets des Tennissports im Countdown zu den heuer erst im Februar beginnenden Australian Open im fünften Kontinent eingetroffen sind, haben sie zunächst Corona-Tests hinter und die vom Staat penibel eingehaltene Quarantäne teils noch vor sich. Das war angesichts der Cov19-Pandemie auch zu erwarten, obschon in Australien ja jetzt Hochsommer ist mit oft brütender Hitze, die angeblich Gift für die Viren ist. Und dann sei noch erinnert, dass in Australien, das in etwa 20mal so groß ist wie Deutschland, im ganzen Kontinent aber mit 28 Millionen nur ein Drittel an Menschen der deutschen Lande leben. Sei´s drum, schließlich ist nicht nur unser aller Mutti Angie, sondern ganz besonders Vorsicht die Mutter aller Weisheit.

Hauptsache, wir dürfen uns in Zeiten wie diesen auf Tennis vom Feinsten freuen und auch hoffen, dass sich die Wünsche des frisch verliebten Tenniskönigs und Zirkusprinzen Dominic Thiem, des Sportler des Jahres, erfüllen. Ja, ein zweiter Grand-Slam-Titel, das wär´ schon was, auch und grad in Melbourne, wo er im Vorjahr ein dramatisches, episches Finale gegen Djokovic nur hauchdünn in fünf Sätzen verloren hat. An optimaler Vorbereitung wird´s ihm trotz der extrem verschärften Quarantäne- und sonstigen Ge- und Verbote nicht mangeln.

Weder ihm noch Djokovic noch Nadal noch anderen Stars aus dem elitären Establishment der Herren wie der Damen, für die jedenfalls andere Regeln und Gesetze gelten als für das Fußvolk an Profis aus aller Welt. Das wirft natürlich für medizinisch-virologische Laien die Gretchenfrage auf: Sind Topstars der Szene schon immun oder resistenter als Top 30, 40 oder gar wenig betuchte 90-SpielerInnen gegen das womöglich noch dazu mutierte, böse Virus? Wer gezweifelt haben mag, dass es nicht nur sozial, sondern auch punkto Immunologie offenbar Gleichere als Gleiche gibt, der wird in Australien fündig und bestätigt – übrigens nicht zum Thiem-Nachteil! 

Während sich Dominic, Djoker, Rafa, Halep, Serena und Venus Williams sowie andere absolute Top-SpielerInnen höchster Infektionsgefahr zum Trotz in Adelaide mit ihren Coaches, Brüdern, Schwestern und/oder bezahlten oder befreundeten Sparringpartnern a la Dennis Novak auf Hartplätzen einschlagen und in First-Class-Health-Clubs der Hotels fit halten/machen dürfen/können, müssen die Star-Trabanten in Bubble-Hotels in mehr oder weniger kleinen Zimmern ihre Quarantäne mit Ausgehverbot, Sprechverbot, Spielverbot, Trainerverbot brav absitzen – und mehr als 12.000 Euro Geldstrafe bei Zuwiderhandeln oder Übertretungen zahlen, da kennt Down Under nichts.

Immerhin dürfen die Nicht-mehr oder Noch-nicht-Größen mit einem Gummiball gegen die Bettwand oder Zimmertapete hämmern, damit sie nicht aus der Übung kommen, bevor der Grand Slam beginnt. Von medialer Kritik, es handle sich im Grand-Slam-Countdown um eine subtile Wettbewerbsverzerrung und verletztes Gleichheitsprinzip, das so mit Füßen getreten wird wie die sonst im Commonwealth so hochgehaltene Fairness, hab´ ich nichts gehört. Dafür sarkastische Untertöne von leidtragenden Profis, die für Momentaufnahmen von TV-Stationen (live is life) ihre Mini-Apartments in der Millionenmetropole Melbourne präsentieren durften. Doppelspezialist Philipp Oswald etwa hat uns da mit Wortspenden ebenso verwöhnt wie die Russin mit dem auch televisionär klangvoll-schönen Namen Putintseva. Quintessenz er Aussagen: Kannst nix machen. Es ist, wie es ist. Leider nur gleich, aber nicht gleicher.

Quod licet Jovi, non licet bovi. Auf gut Deutsch: Da der Sonnengott, dort das (blinde, blöde) Ríndvieh! Ja, ja, diese alten Römer, diese Schlawiner, die haben schon gewusst, wie die oberen Zehntausend in Saus und Braus leben können und die Untertanen brav ihren Obolus dafür leisten müssen. Die Geschichte, so sagt ein Sprichwort, wiederholt sich. Auch wenn zwischen Brot und Spielen der Antike und ihrer des Publikums entkleideten, dafür in Hi-Tech-HD-Version ins Wohnzimmer geholten Neufassung einer zukunftsorientierten Aktualität mehr als 2000 Jahre liegen. Nur ein Schelm, der dabei Böses denkt. Wie etwa, dass bei so nebensächlichen Dingen wie Sport eine neue Normalität geprobt werden könnte, die dann bald vor der Tür steht.

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