Golf

Straka und der Weg, wie man fern der Heimat sein Talent veredelt statt vergeudet

Ja, da staunen unsere deutschen Sportnachbarn, die in aller Ironie langsam, aber sicher mit wenigen Migrantenausnahmen sozusagen den Anschluss an uns geschafft haben. Oder ihn nicht mehr schaffen wie im Golf, wo sie uns – man denke nur an den unersättlichen Major-Sieger Bernhard Langer (auch bei den Senioren) – einst um Jahrzehnte und Abertausende an Spielern voraus waren, inzwischen aber neidvoll auf uns blicken, die einen Ryder-Cup-Star nach dem anderen auspacken.

Vor zwei Jahren war´s Bernd Wiesberger, dem Saudi-Money den Kopf verdreht hat, jetzt ist´s Sepp Straka, der für das Duell der Duelle, einst Briten gegen Amis, jetzt Europa gegen USA, vom Europa-Kapitän Luke Donald  nach seiner besten Saison mit dem zweiten Platz im Klassiker der Klassiker, den British Open, als Captains Pick  nominiert wurde. Deutschland? Fehlanzeige! Frankreich? Fehlanzeige! Belgien, Holland? Fehlanzeige! Italien als Gastgeber in Rom vom 25. September bis 1. Oktober 20223? Fehlanzeige puncto Spieler, dafür sind die Molinari-Brüder Vizekapitäne!

Na ja, einige Kritikaster werden jetzt sagen, dass wir uns nicht mit fremden Federn schmücken sollten, der gute, kompakte Sepp wäre ja Austro-Amerikaner mit Doppel-Staatsbürgerschaft. Ja, das stimmt, aber auch nicht, weil Sepp das Golf-Geschäft von der Pike auf als Wiener in Österreich gelernt hat, beim GC Fontana des Austro-kanadischen Milliardärs Frank Stronach, der damit auch im Golf seine Spuren hinterlässt, obschon der 90Jährige nie Golf, sondern nur Tennis gespielt hat. Dort also und das – ein bisserl Eigenlob darf´s im eigenen Blog sein – kann man in einem „Presse-Magazin“ von 2007/8 unter dem Titel „Brüderlein fein“ nachlesen, hat ihn seine amerikanische Mama aus Giorgia mit seinem Zwillingsbruder Sam zum Training abgeliefert und abgeholt.

Dort, bei den Pros und speziell bei Claude Grenier, hat er das Einmaleins so gut gelernt, dass er darauf nach dem Schul- und Lebenswechsel in die USA aufbauen konnte. Und als Golfer hat Straka eine ähnlich große Karriere gemacht wie Frank als Magna-Milliardär mit dem einzigen Unterschied, dass Sepp das österreichische Deutsch so spricht, wie ihm der Wiener Schnabel gewachsen ist, während Frank, wie sie ja wissen, die weniger markante, aber witzigere Schwarzenegger-Version eines Deutsch mit US-Akzent aus- und kennzeichnet, ausgenommen ziemlich deftige österreichische Witze…

Die Interviews von Straka, ob nach Siegen, Topresultaten oder Enttäuschungen, sprechen für sich, seine Selbsteinschätzung bis hin zur Selbstkritik, die wieder der Ansatzpunkt ist, den/die Hebel im Training und mit den Trainern anzusetzen. Wie beim Ranking, das durch den Preisgeldgewinn bestimmt wird, ist die Güte eines Golfers viel mehr noch als in anderen Sportarten von der Ehrlichkeit zu sich selbst abhängig, davon hat mir auch mein Sohn Severin berichtet, der übrigens im Fontana-Juniorenteam mit eben diesem strammen Sepp gespielt hat.

Im Golf hast du einen Caddy, der viel mehr ist als ein Taschenträger, aber du spielst auch in einem 3er-Flight gegen den Platz, die Bedingungen und gegen dich selbst, nicht gegen Gegner, deren Schwächen du nützen, deren Stärken du entwaffnen kannst wie im  Tennis oder anderswo. Und ein einziger Fehlschlag mit fatalen Folgen kann in die Abertausende an Euros/Dollars/Pfunde gehen, Bei Hitze, bei Sturm, bei Regen. Wer Golf unterschätzt, ist selbst schuld. Seit Tiger Woods, immer noch nicht so fit wie ehedem, aber dem 50er nahe, hat der Golfsport – Ausnahmen bestätigen die Regel – eine ganz andere, auch athletischere Dimension bekommen.

 Es ist also nicht so, dass wir uns quasi von den Amis einen Beute-Österreicher geholt haben, aber es ist ein bisschen ähnlich wie bei anderen heimischen Größen, ob Fu0ball-, ob Schwimm- oder auch andere Legionäre, zu denen ich auch jene zähle, die im Ausland ihre Frau/ihren Mann stehen wie beim Tennis oder auch Tischtennis. Die beim  Homo Austriacus durchaus menschliche Gefahr, dass auch dort, wo die Infrastrukturen bei uns okay und die Schüsseln voll sind, der Ehrgeiz schneller als man denkt verhungert, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Liste derer, die unerfüllte Hoffnungen geblieben sind, ist jedenfalls weit länger als jene an Sporttalenten, die Vorschusslorbeer einlösten. Jetzt steht zu hoffen, dass der Durchbruch von Sepp Straka auch für Matthias Schwab zum Aufbruch-Signal wird, der Golf-Welt wiederum das eine oder andere Loch zu schlagen.

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