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Sport Austria Finals: Mini-Olympia im Schatten populärer Großereignisse

Wir saßen in der Champions Bar des Vienna Marriott Hotels vor den zahlreichen Bildschirmen, auf denen gerade French-Open-Spiele aus den gedeckten Center Courts übertragen oder Vorschauen aufs Conference-Finale in Athen gesendet wurden, ehe auf einem der TV-Geräte auch ORF-Sport+ eingeschaltet und dabei mit Lotterien-Werbung im Hintergrund auch ein Redner zu sehen war. „Ist das nicht einer vom Olympischen Comite?“, fragte mich mein alter Freund, ein absoluter Sport-Freak, der sich kaum was entgehen lässt. „Nein, Gerhard, das ist der Niessl, früher jahrelang Landeshäuptling im Burgenland, der war einmal Regionalligakicker in Frauenkirchen, a bisserl besser als du als Flügelflitzer bei Gersthof…“

Logische Frage: „Und was macht er da auf der Bühne?“ Antwort: „Er ist jetzt Sport-Häuptling in Österreich. Früher hat´s BSO g´heißen, jetzt Sport Austria, das klingt ja auch viel besser!“ Frage: „Und worum geht´s da jetzt? Und wer ist die Sportlerin im Bundesheer-G´wandl, die er auf die Bühne holt, die is ja einen Kopf größer als er?“ Antwort: „Gerhard, das ist die Herzog, die Vanessa, die kennst du doch, die tolle Eisschnellläuferin, die schon Weltmeisterin war, schon viel erreicht hat!“

Kürzen wir den Dialog ab, worum es da auf der werblich gut gepflasterten Bühne mit dem politisch versierten Sport-Boss ging: Nein, nicht um eine ziemlich verspätete Ehrung für Vanessa, sondern darum, dass Frau Herzog – Sommers über als Inlineskating-Golden-Girl unterwegs – so etwas wie die Galionsfigur für die unter Niessl eingeführten Sport Austria Finals spielte.

Dabei handelt es sich um eine Reihe an (allerdings medial kaum wahrgenommenen) österreichischen Meisterschaften als Olympia im Kleinformat, das nach seinen ersten Auflagen in Graz nun unterm Goldenen Dachl gelandet ist. Und wer abseits von aktuellen, nicht greifbaren Skistars hätte da besser gepasst als die gebürtige Tirolerin Bittner, die als Ehefrau Herzog allerdings mittlerweile in Kärnten daheim ist und auch von Kärntner Institutionen gesponsert wird.

Im Prinzip gewiss keine schlechte Idee, die aber – und da kann´s noch so viele Verträge mit (Staats)-Fernsehen oder Printmedien geben – des Termins wegen zu einem Schattendasein verurteilt istAuch wenn sich ORF-Kommentator Boris Jirka-Kastner noch so gefreut haben mochte, dass just er Sieg und Staatsmeistertitel seiner Tochter im hierzulande (im Gegensatz zur Schweiz, wo es Volkssport ist) ziemlich nebensächlichen (nicht olympischen) Orientierungslauf kommentieren durfte – ich persönlich fürchte, dass diese Sport-Austria-Finals außer bei Insidern der jeweiligen Szenen und abseits des lokal-regionalen Schauplatzes weder auf Interesse noch Medienecho stoßen.

Wie auch, bitte vielmals, wenn sie mit French Open, Champions-League-Finale, LA- und Schwimm-EM, Trainerdiskussionen, Transfersensationen und Euro-Generalproben mit Testländerspielen kollidieren. Und folglich die Besten unserer besten mehr oder weniger bekannten Randsportler, also eben die Testimonials ihrer meist olympischen Sportarten, weder starten noch sonst wie involviert sind. Ich meine, dass das Geld für diese Großveranstaltung zur falschen Zeit besser angelegt wäre, würde man es in Rahmenbedingungen stecken, an denen es in diesem, Hand aufs Herz, alles andere denn Sportlande hinten und vorn krankt, von einem Nationalstadion ganz abgesehen.

Auch der in Innsbruck als Promi ausgeschilderte Schwimmpräsident Tiroler Herkunft kann sich dabei an der Nase statt Gesichtsbäder nehmen, denn in seinen acht Amtsjahren wurden mehr Schwimmbäder geschlossen als ein einziges 50m-Hallenbad im Westen oder Süden Österreichs gebaut. Und wenn von Vanessa Herzog die Rede ist, würde sie selbst wohl am liebsten sagen, was schon Emese Hunyady und Michael Hadschieff vergeblich gefleht hatten: Ein Königreich für eine Eishalle bei uns in Österreich wie in Inzell jenseits der Tiroler/Salzburger Grenze, wo unsere Stars und Starlets gegen Entgelt unter Dach im bayrischen Dorf trainieren müssen. Fast ein Wunder, dass wir da und dort, dann und wann dennoch Champions Made in Austria hervorbringen. Ende der Durchsage!

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