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Tolle LA-WM mit der Frage, warum Medaillengarant Lukas nur Rolle des finalen Edelstatisten spielt

Rundum tolle Stimmung im Süden Budapests. Rundum im fantastischen Nemzeti Atletika Stadion an der Donau auch fantastische Leistungen, die von fachkundigen Experten mit Anfeuerungsrufen und Jubelstürmen angefacht, begleitet und begrüßt wurden. Die Weltspitze hat sich in nie gekannter Form so enorm verdichtet, dass mit Leistungen von vorgestern weder Staat zu machen noch oder schon gar nicht eine Medaille zu holen ist. Bestenfalls in einer Zitterpartie ein 8er-Finale im 12er-Endkampf des Diskuswerfens, in dem sich der ehemalige Olympia-, WM- und EM-Dritte Lukas Weißhaidinger von großen Weiten und einem Platz am Podest verabschieden musste.

Am Tag, an dem der alte schwedische Platzhirsch Stahl mit einem Sensationswurf über 71,46m seinen um einen halben Kopf größeren, viel jüngeren slowenischen Erzrivalen Ceh (70,02m) als Weltmeister in einem wieder fantastischen Duell bis zu ihren  letzten Versuchen entthronte, musste sich unser LA-Schwergewicht mit für ihn mittelmäßigen 65,54m, Platz 7 und nach einem ungültigen letzten, an Verzweiflung grenzenden Wurf nur freundlich-höflichen Abschiedsapplaus zufrieden geben.

Auch an einem heißen Montag war das WM-:Stadion gefüllt, Luki aber blieb weit weg vom Medal Plaza.

Dass auch Frau Susanne Gogl-Walli, die Frau des Radprofis, in den 400m-Semifinalrennen insofern auf der Strecke blieb, dass sie in einem der für sie allzu schnellen Läufe klar unter 50 Sekunden in 51,50 um fast eine Sekunde über dem Uralt-Rekord der heuer verstorbenen Karoline Käfer (1979/50,62) blieb, daran wird auch sie kiefeln, da bin ich mir sicher. Immerhin war sie achtbeste Europäerin. Immerhin.

WM-Neuling Lena Pressler, 22, ist wohl als größtes aller Hindernisse über 400m Hürden an der Größe des Augenblicks gescheitert. Nichtsdestotrotz lief eine gewisse Maria Sykora vor 50 Jahren als 400m- und 800m-Spezialistin diese damals neue Frauen-Strecke so nebenbei zumindest schneller – vor einem halben Jahrhundert mit alten Laufbahnen, ganz anderem Schuhwerk, noch nicht so hoch entwickelten Trainingsmethoden.

Nein, nein, ich bin alles, nur kein Nestbeschmutzer, wie das allenthalben behauptet wird, auch kein Negativist, sondern ein Verfechter des Realitätsbewusstseins, das unter dem Diktat bestimmter, manchmal auch persönlicher PR-Interessen guten Glaubens ohne schlechtes Gewissen in Etikettenschwindel und Tatsachenverdrehung verwandelt wird. Wie bei Lukas Weißhaidinger, an dessen Weltklasse nicht nur der drei Medaillen wegen nicht zu zweifeln ist, mit denen er Junioren-Gold bestätigt hat.

Aber Fakt ist auch, dass der Innviertler aus der Südstadt seit gut zwei Jahren stagniert, bei großen Wettkämpfen im Schnitt an, um oder etwas über 65, 66m wirft und sich den 70m-Traum bei einem Mini-Meeting in Schwechat schon beim zweiten Test der Saison erfüllt hatte. Seit Tokio-Bronze ging die Luki-Kurve leider bei wichtigen Wettkämpfen (WM-Zehner 2022, WM-7. 20o23, EM-Neunter 20229 bergab, das ist Schwarz auf Weiß ohne Schwarzmalerei nachzuverfolgen.

Und das wirft natürlich die Frage auf, ob und wenn was nicht nur in der heurigen Saisonvorbereitung bei allem Tüfteln an Details seines Trainers, Mentors und Sportdirektors in Personalunion, Gregor Högler, doch nicht gepasst hat. Nach allem, was der Südstädter aus Taufkirchen im Innviertel alles erreicht, gewonnen und in Annalen geschrieben hat, ist´s  bei ihm mit seinen 31 Jahren und der reichen Erfahrung ganz sicher nicht die Größe des Augenblicks, die einen Kerl von einem Athleten übermannt. Da muss es andere Gründe geben, dass am Tag X nicht mehr gelingt, was früher an eben diesen Tagen gelungen war.

Das ist die aktuell wichtigste Frage für die heimische Leichtathletik, der in einem fantastischen WM-Rahmen der Spiegel der Realität vorgehalten wurde/wird im Fall des Falles, dass der einzige Ausnahme-Athlet nicht das liefert, was man erwartet. Und wenn man dann die offizielle Aussendung des Verbandes liest, dass ein starker Weißhaidinger starker Siebenter wurde, dann liegen halt zwischen (un-)frommen Wünschen und rauer Wirklichkeit fünf bis sechs Meter.

Zwar nicht immer, aber leider allzu oft ein österreichisches Sport(ler)-Schicksal, weil viel zu oft viel zu viel in lokalen, regionalen und schöngefärbten Dimensionen gedacht, (vor) geschrieben und voreilig gejubelt wird. Damit aber wird durch Vorspiegelung falscher Tatsachen auch allzu oft Vorschub für Enttäuschungen geliefert, die in Wahrheit das Nest beschmutzen…   

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