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Trotz WM-Medaillenrausch wär´s wichtig, ganz nüchtern die richtigen Schlüsse zu ziehen

Drittes WM-Rennen, vierte Medaille für Rotweißrot, diesmal durch die rekonvaleszente Conny Hütter – Skifan-Herz, was willst du mehr!? Ja, kaum haben diese Titelkämpfe begonnen, schon ist die unterste Grenze des Medaillenwünsche erreicht, die die Frau Präsidentin Roswitha formuliert hat. Wie bei Ricarda Haaser, so könnte auch bei Conny sagen: Ja, wer hätte das gedacht angesichts der aktuellen Erkrankungsvorgeschichte mit Fieber bis kurz vor dem Kombi-Start! Aber Hütter vom Kulmberg bei Graz hat auf Fieber, Keuchen und Schwächung gehustet, um Bronze im Super G zu gewinnen, ex aequo mit der Norwegerin Eckhoff Lie.

Lange musste Conny zittern, bis ihr nach der zerbrochenen Partnerschaft mit gebrochenem Herzen wenigstens das Ski-Glück mit der allerersten Medaille ihrer Karriere, die nach einigen Knie-Operationen schon an Bändern statt Fäden hing. Wem sonst, wenn nicht ihr, hätte man diesen Erfolg gönnen sollen, dieser auch sonst so extrovertierten, herzerfrischenden Steirerin, die durch viele Täler an Tränen gehen musste. Und bei dieser Gelegenheit ertappt man sich so nebenbei beim Gedanken, dass Conny Hütter, aber auch andere ÖSV-Damen ihrer Verletzungen oder Impfverweigerung wegen mitunter lange abseits des Skizirkus und des damaligen Betreuerteams geblieben waren…

Vier Medaillen in drei Tagen, das ist mehr als Balsam auf viele Skiwunden im Countdown zu dieser Weltmeisterschaft in Frankreich, in dem die rotweißroten Mädels gerade fünf Podestplätze errungen hatten. Und wer wei0, was da alles noch kommt nach dem Rudi-Nierlich-Spruch, der da hieß: Wenn´s laft, dann laft´s. Aber ehrlich gesagt, kann und darf man es bei diesem saloppen Sager lassen, ganz so, als wäre vordem nichts geschehen? Übertünchen ein paar tolle Momentaufnahmen, von denen es womöglich noch die eine oder mehr durchaus geben könnte, alle mehr oder weniger großen, mitunter alarmierenden Defizite, die sich in deprimierenden Resultaten nicht nur in der Weltcup-Beletage, sondern auch auf zweiter Ebene und ganz besonders beim Nachwuchs niedergeschlagen hatten?

Nein, nein, auch auf die Gefahr, dass man mich wieder als Beckmesser, Besserwisser und Nestbeschmutzer hinstellen sollte, möchte ich sagen: Ein euphorisches Hurra, dass wir vom ÖSV es jetzt allen Kritikern gezeigt haben, wäre fehl am Platz und der falsche Ansatzpunkt, weil man sich damit nur in den Sack lügen statt ehrlich alle Schwächen aufdecken und in sachlicher Analyse (auch personell sine ira et studio) aufarbeiten würde. Der Mensch freut sich über Silber und Bronze, das muss klargestellt sein, aber wirklich Goldes wert kann nur sein, die richtigen Schlüsse aus mitunter niederschmetternden Ergebnissen abseits der Weltmeisterschaft(en) zu ziehen. In diesem Sinn scheint´s mir wichtiger, trotz und im Medaillenrausch ganz nüchtern zu bleiben…

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